Hongkong: Proteste halten an

Suen Wan March am 25. August, 2019. Bild: Studio Incendo/ CC BY 2.0

Auch am vergangenen Wochenende gingen wieder Zehntausende auf die Straße, um gegen die Regierung der Sonderverwaltungszone zu protestieren

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In Hongkong ist es am Wochenende zu schweren Zusammenstößen zwischen der Polizei und Demonstranten gekommen, wie unter anderem Asia Times Online berichtet. Bei der Räumung von Straßenblockaden durch die Polizei, an denen sich Tausende beteiligten, wurden demnach zehn Personen verletzt, zwei davon schwer. Pressefotos zeigen eine Person mit einem Augenverband auf einer Krankenbahre. Der Internet-Publikation zufolge wurde der Mann von einem Hartgummigeschoss im Auge getroffen.

Mehrere Zehntausend Menschen hätten zur gleichen Zeit an anderem Ort aber mit ähnlichen Zielen friedlich demonstriert. Auch dort kam es aber offensichtlich zu Verhaftungen durch die Polizei. Betroffen war unter anderem der Anmelder der Demonstration.

Angriff auf Überwachungskameras

Der Protest richtet sich auch gegen sogenannte smarte Laternenpfähle. Ein Teil der Demonstration lieferte sich in einer Parallelstraße zur Haupt-Marschroute eine Auseinandersetzung mit der Polizei, nachdem einer der kritisierten Laternenmasten niedergerissen worden war. Nach dem Bericht des Magazins seien beim Auseinandernehmen des Geräts Komponenten entdeckt worden, die auch in Chinas neuem Massenüberwachungssystem eingesetzt werden.

Die inzwischen eher zahme South China Morning Post – deren Besitzer ist der Alibaba-Gründer und Multimillionär Jack Ma – schrieb letztes Jahr von 200 Millionen Überwachungskameras und neuen Gesichtserkennungskameras, die die Aufnahmen in Sekundenschnelle mit einer Datenbank von 1,3 Milliarden Passfotos abgleichen könne. Eine Trefferquote von 90 Prozent werde angestrebt.

Das System werde keineswegs nur zur Verbrechensbekämpfung eingesetzt, sondern auch zur Kontrolle von Schülern, zur Eingangskontrolle in Universitäten und zur Verfolgung kleinerer Verfehlungen wie das Missachten von Fußgängerampeln. In Hongkong befürchtet offenbar mancher, dass dieses System mittelfristig auch in der autonomen Sonderwirtschaftszone zur Anwendung kommen wird.

Am Sonntag kam es in der Hafenstadt unterdessen zu weiteren Protesten, wie unter anderem das Internetportal Hong Kong Free Press schreibt. Dabei haben sechs Polizisten ihre Waffe gezogen und einer davon einen Warnschuss abgegeben, der niemanden verletzt habe. Etwas, was die ehemalige britische Kolonie seit den Unruhen der 1960er und frühen 1970er Jahre nicht erlebt haben dürfte.

Pressefotos zeigen eine Beamten, der mit einer gezogenen Waffe horizontal zielt – nach den Angaben der Autoren auf die vor ihm befindliche Menge, auf die er sich zu bewegte – und dabei einen knieenden Mann mit schwerem Stiefel gegen die Brust tritt. Weitere Pressebilder zeigen zum einen friedliche Demonstranten, aber auch die an diesem Wochenende erstmalig eingesetzten Wasserwerfer sowie eine mit zerbrochene Ziegelsteinen übersäte Straße, die zuvor offensichtlich als Wurfgeschosse gedient hatten.