Die großen Demonstrationen und die ganz kleine Regierung

Globaler Klimastreik in München. Bild: Rufus46/CC BY-SA-3.0

Der Dalai Lama lobt die "Fridays-for-Future"-Bewegung, weil sie zwei starke Argumente auf ihrer Seite hat: die Jugend und die Wahrheit. Ein Kommentar

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Der Dalai Lama: "Es ist völlig richtig, dass sich die Schüler und die heutige jüngere Generation ernsthafte Sorgen um die Klimakrise und ihre Auswirkungen auf die Umwelt machen sollten. Sie sind sehr realistisch in Bezug auf die Zukunft. Sie sehen, dass wir den Wissenschaftlern zuhören müssen. Wir sollten die jungen Menschen ermutigen."

Das hat es noch nie gegeben: Am 20. September ist die Welt aufgestanden. In über 150 Ländern gingen Millionen für ein gutes Klima auf die Straße. Allein in Deutschland waren es über 1.5 Millionen, in Berlin und Hamburg weit über 100.000, die riefen: "Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut." Auch in kleineren Städten wie Freiburg oder Münster demonstrierten 20.000, in Bremen 30.000, in Köln 50.000. Riesige Demonstrationen auch in Indien, in Kenia, in den USA und Bolivien.

Und was macht die Große Koalition in Berlin am selben Tag?

Versprochen war ein großes Paket mit echtem Klimaschutz, der diesen Namen verdient. Doch heraus kam ein Päckchen und auch das zum Teil noch als Mogelpackung. Das nochmalige Erhöhen der Pendlerpauschale hilft nun wirklich nicht dem Klima. Nach Monate langem Streit um einen höheren CO2-Preis eine kaum spürbare Erhöhung - ab 2021. Wissenschaftler und Regierungsberater hatten mindestens das Dreifache vorgeschlagen. Immerhin soll die Mehrwertsteuer auf Fernfahrten mit der Bahn von 19 auf sieben Prozent gesenkt werden.

Dieser Bundesregierung geht es nicht um die Zukunft des Klimas und um das Überleben der Menschheit ("Eckpunkten für das Klimaschutzprogramm 2030"), sondern um ihr eigenes Überleben wenigstens bis zur nächsten Wahl.

Globaler Klimastreik in München. Bild: Rufus46/CC BY-SA-3.0

Wissenschaftler und Umweltverbände sind über die Mutlosigkeit und Feigheit dieser Regierung genauso entsetzt wie die jungen Demonstranten enttäuscht. Nachdem die Groko bereits ihre Klimaziele für 2020 krachend verfehlen wird, sieht es schon jetzt danach aus, als würde sie auch ihre selbst gesteckten Ziele für 2030 nicht annähernd erreichen. Aber bis dahin sind wohl alle heute Verantwortlichen nicht mehr im Amt. Wen juckt's!

Mit dieser Politik wird es nicht um 1.5 Grad wärmer in den nächsten Jahrzehnten, sondern global um fünf bis sechs Grad, das sind an Land acht bis neun Grad. Ich möchte nicht mein Enkel sein.

Noch vor kurzem wollte die Kanzlerin Schluss machen mit "Pille-Palle" und der Vizekanzler mit "Klein-Klein". Nun aber hat dieselbe Bundesregierung "Pille-Palle" im Quadrat beschlossen. Versprochen war ein "Marshall-Plan fürs Klima". Ob es die Grünen in der Bundesregierung eines Tages besser machen, wissen wir noch nicht. Dass es aber CDU/CSU und SPD nicht können, haben sie gerade wieder mal bewiesen.

"Wenn die Politiker jetzt immer noch nicht aktiv werden fürs Klima, dann sollen sie sich schämen", lässt Greta Thunberg von New York aus wissen. "I want you to unite behind the science", sagte sie.

Die Pläne der Bundesregierung sind eine Existenzbedrohung für unsere Kinder und Enkel. Deshalb darf der jungen Protestbewegung nicht die Puste ausgehen. Am 29. November sind die nächsten großen weltweiten Proteste geplant. "Wir streiken so lange, bis ihr handelt", stand am 20. September 2019 auf tausenden Plakaten.

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