Wir sehen, was wir bedienen

Da haben die Kolleginnen und Kollegen von der ze.tt nun wirklich Recht. Wenn man nicht aufpasst. glaubt man wirklich dass Maria Callas auf diesem Foto telefoniert. Wenn man weiß, wer Maria Callas ist

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Das muss man den Kolleginnen und Kollegen von der ze.tt wirklich lassen. Sie haben eine schöne Geschichte aufgetan. Fotos, auf denen man glaubt, jemand bediene ein iPhone, und dann stellt man fest, dass es sich um Aufnahmen aus den Fünfzigern handelt. Da sieht man dann Frauen im Petticoat, die scheinbar ein Handy bei sich führen. Das ist natürlich Blödsinn in dieser Zeit. Und auch Maria Callas hat nicht wirklich zum Telefon gegriffen, bevor sie auf die Bühne ging. Bei ihrem Organ darf man nebenbei auch anmerken, dass sie Ferngespräche stets aus vollen Lungen und ohne technische Hilfsmittel bewältigte.

Aber es ist schon so, dass wir heute bestimmte Alltagsgegenstände so selbstverständlich annehmen, dass wir sie auch, ohne es zu merken, in historische Aufnahmen hinein kopieren. Geben wir es doch zu, dass wir mindestens einmal gedacht haben, dass Moses wenn er vom Berg herunter kommt, nicht wirklich eine Steinplatte zerschlug, sondern vor Wut ein iPad zertrümmerte.

Wobei man sagen muss, dass es durchaus sein könnte, dass der liebe Gott dem Anführer der Israeliten ein iPad mitgab, um sie sanft auf den modernen Fortschritt 2000 Jahre später vorzubereiten. Das war vielleicht gut gemeint, hatte aber einen kleinen Denkfehler, denn dazu hätte der liebe Gott auch die Strombuchse zum Nachladen mit liefern müssen. Es ist ja heute immer noch nicht ganz einfach, 220 V mitten in der Wüste Sinai zu bekommen, geschweige denn ein paar Ersatzteile für ein iPad. Da sollte es uns nicht wirklich wundern, wenn Moses vor Wut dieses komische Ding zerschlug. Was sollte er auch damit anfangen. Hätte er es doch lieber benutzt, um mittels Google Maps einen Weg nach Kanaan zu finden. Aber nein, so ein israelischer Anführer kennt sich natürlich viel besser aus in der Wüste und verzichtete deshalb auf technische Hilfsmittel, weswegen die Israeliten 40 Jahre durch die Halbinsel irrten.

Und streng genommen hat die Mona Lisa auch nicht Modell gestanden, sondern das Prinzip eines Selfies in der Renaissance einfach nicht begriffen. Da Leonardo Da Vinci ja bereits Hubschrauber erfunden hatte und alle möglichen tollen Dinge als Idee auf Papier brachte, hätte uns ein iPhone aus Mailand nicht weiter gewundert. Vielleicht hat er es wirklich schon auf die Reihe gebracht und wollte es an dieser schönen Frau testen. Aber die kam einfach nicht damit klar, eine Entenschnute ziehen. Seufzend stellte Leonardo Da Vinci deshalb die Produktion vorschnell ein.

Das hätte man die Kollegen der ze.tt vielleicht auch noch alles erzählen sollen, dann hätten sie vielleicht auch die Fotos dazu noch gefunden. Aber vielleicht kommt die Geschichte ja noch. Kommt Zeit, kommt Rat. Wir freuen uns darauf.