Vom Faken im Dunklen

Das Darknet, unendliche Weiten, mittendrin Tor und dann noch ein russischer Fakebrowser

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Da gibt es dieses Darknet, das immer dann dafür herhalten muss, wenn es in lockerer Berichterstattung um den Handel von Waffen, Drogen, menschlichen Ersatzteilen und/oder Kinderpornografie geht. Da hat sich das Darknet aber einen schönen Ruf eingefangen. Und wenn man dann mal ein wenig genauer in das ganze reinschaut und feststellt, dass es eigentlich nicht von Kriminellen entwickelt, der Tor Browser sogar von offizieller US-Seite bereitgestellt wurde, dann mag man ein anderes Bild bekommen.

Und das ist dann gleich wieder empfindlich gestört, wenn man so etwas wie das hier liest: Ein russischer Fake-Tor-Browser zieht Darknet-Shoppern 40.000.- USD in Bitcoins aus der Tasche. Ja super. Genau so baut man ein gutes Image auf. Wenn schon im Dunklen geshoppt und dann der Quasi-Schlawiner übers Ohr gehauen wird, lachen die natürlich trocken auf, die es schon immer gesagt haben: Im Darknet gibt es außer mit Drogen gespickten menschlichen Ersatzteilen eh nur Kriminelles. Warum also nicht endlich dem Bundestag nachkommen und Tor und Konsorten verbieten. Vielleicht haben die ja wegen des Datenschutzes Unrecht, aber die mit Drogen gespickten menschlichen Ersatzteile ...

Es wird ja nicht besser, weil jedes Tool langsam immer schon mit einer leicht kriminellen Komponente einsetzbar wird. Nehmen wir die Gesichtserkennung. Die ist ja zum Beispiel bei Apple dazu eingeführt worden, um relativ sicher ein Gerät zu entsperren und damit gegen Missbrauch zu schützen. Selbst wenn das FBI einen Nutzer zwingen wollte, das Gerät mit purem Anblick zu entsperren, dann ging das bisher nicht, wenn man dabei einfach die Augen zubehielt. Da konnten die Beamten die Geräte noch so lange vor die Gesichter halten: nix.

Und ausgerechnet jetzt kommt Google daher und bietet mit dem Pixel 4 eine Entsperrung an, die auch mit geschlossenen Augen funktioniert. Da kann man dann schon fragen: Wozu?

Ich will es erklären. Es macht doch total Sinn, dass jemand sein Smartphone auch im Tiefschlaf entsperren kann. Macht keinen? OK, dann geb ich es zu: Das macht Sinn, weil jetzt russische Verbrecher sich in westlichen Schlafzimmer Zugang verschaffen, nur um das Pixel 4 des schnarchenden armen Kerls zu entsperren und während seines Tiefschlafs dann damit den Fake Torbrowser herunter zu laden und Tausende von Bitcoins zu entwenden. Oder auf seine Kosten mit Drogen gespickte menschliche Ersatzteile zu kaufen und sie dann gegen Waffen zu tauschen, mit denen andere Einbrüche begangen werden können. Leichter wird es nicht mit diesem Internet ...