Klimawandel: Verhinderung der Katastrophe ist kaum noch vorstellbar

Was kommt nach dem Klimawandel? - Teil 1

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Das Klima wandelt sich dramatisch, so dramatisch, dass die ersten nicht mehr von einem Klimawandel, sondern von einer Klimakatastrophe reden. Es gibt Befürchtungen, dass durch die globale Erwärmung, die sich immer weiter beschleunigen könnte, das Leben auf der Erde ausgelöscht werden könnte, dass wenigstens die Existenz der Menschheit bereits in einigen Jahrzehnten zu Ende gehen könnte.

Das Ende der Zivilisation?

So kommen etwa australische Forscher in einer aktuellen Untersuchung zu dem Ergebnis, dass die Wahrscheinlichkeit einer Erwärmung der Erde um 5 Grad bis Ende dieses Jahrhunderts selbst bei Einhaltung der Klimaziele aus dem Pariser Abkommen von 2015 hoch ist. Bereits bei einer Erwärmung um 4 Grad ist die Erhaltung einer globalen organisierten menschlichen Gemeinschaft jedoch nicht mehr möglich, warnen die Wissenschaftler. Schon 3 Grad wären katastrophal, und dieser Wert kann bereits 2050 erreicht sein. Joachim Schellnhuber, langjähriger Direktor des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung, spricht von einem sehr großen Risiko, dass unsere Zivilisation an ihr Ende kommt. Irgendwie werde die menschliche Spezies zwar überleben, aber wir werden fast alles zerstören, was wir über die letzten zweitausend Jahre aufgebaut haben.

Aus dieser Einschätzung werden Forderungen nach schnellen und dramatischen Veränderungen in Wirtschaft, Politik und Verbraucherverhalten abgeleitet. Um die Katastrophe und den Untergang der Zivilisation zu verhindern, müssten innerhalb weniger Jahre die Energieproduktion, die Mobilität und der gesamte Konsum überall auf der Welt ökologisch umgestaltet werden, in einer gewaltigen koordinierten Kraftanstrengung aller Regierungen, aller Wirtschaftsteilnehmer und aller Konsumenten müsste eine Neuausrichtung des Umgangs der Menschen mit den natürlichen Ressourcen und der Umwelt erfolgen.

Die einzige Hoffnung dieser im Grunde pessimistischen Beurteilung der Lage der Menschheit besteht darin, dass vernünftige Menschen, wenn sie nur deutlich genug sehen, wo ihre Tatenlosigkeit hinführt, bereit und in der Lage dazu sein müssten, einen solchen Wandel in Angriff zu nehmen.

Oder gibt es technische Lösungen?

Dem stehen Optimisten gegenüber. Von denen, die immer noch meinen, dass es gar keinen dramatischen Klimawandel gäbe, wollen wir nicht reden. Aber es gibt auch die, die meinen, die Sache wäre aufzuhalten und am Ende könnte man sie technisch in den Griff bekommen. Das CO2 ließe sich aus der Atmosphäre wieder entziehen, entweder durch chemisch-physikalische Großtechnologien oder durch das Anpflanzen riesiger Wälder.

So hat ein internationales Forscherteam kürzlich gezeigt, dass es möglich ist, CO2 in einem chemischen Prozess wieder in festen Kohlenstoff zurückzuverwandeln. Benötigt werden dazu allerdings Katalysatoren aus Indium, Gallium und Cerium sowie große Mengen Energie, sodass das Verfahren überhaupt nur bei ausreichender Verfügbarkeit von erneuerbaren Energien sinnvoll wäre. Es ist klar: Wenn man Kohlendioxid wieder in Kohlenstoff und Sauerstoff zurückverwandeln will, benötigt man genauso viel Energie, wie bei der Verbrennung der Kohle einst freigesetzt wurde. Man muss quasi all die Energie, die für unsere Mobilität, für elektrisches Licht und für die Industrieproduktion in den letzten anderthalb Jahrhunderten gebraucht wurde, wieder re-investieren, um aus dem CO2 wieder Kohle zu machen.

Einen deutlichen Effekt zur Reduktion des CO2 in der Atmosphäre könnte man auch erreichen, wenn die Menschen beginnen würden, weltweit in großer Zahl Bäume anzupflanzen, das haben zuletzt Schweizer Forscher herausgefunden. So lange die Bäume wachsen, bauen sie in ihr wachsendes Holz Kohlenstoff ein, das sie aus dem atmosphärischen CO2 gewinnen. Etwa eine Milliarde Hektar Wald müssten weltweit angepflanzt werden, dass wären 500 Milliarden kleine Bäume, die in den nächsten Jahrzehnten zu mächtigen Bäumen heranwachsen würden und damit natürliche Kohlenstoffspeicher wären. Die weltweite Waldfläche würde sich um rund ein Viertel vergrößern.

Die Forscher haben ermittelt, dass es auf der Erde heute genug Flächen für diese neuen Wälder gäbe, ohne dass landwirtschaftliche oder bewohnte Flächen beeinträchtigt wären. Allerdings schwindet die Größe der nutzbaren Fläche mit dem Klimawandel. Wenn dieser so weitergeht wie bisher, wird sie sich bis zur Jahrhundertmitte um drei Viertel reduzieren.

Forschungsergebnisse wie diese führen die Optimisten gegen die Ängste der Pessimisten ins Feld. Am Ende wäre den Menschen immer noch was eingefallen, um die Folgen ihres eigenen unbedachten Handelns beherrschbar zu machen. Man könne, um sich vor Überschwemmungen zu schützen, auch höhere Dämme entlang der Kontinente bauen, man werde neue Technologien finden, um unser schönes Leben auch im Klimawandel zu erhalten.

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