Gratis ist nicht immer lustig

Lyft meint es gut, Samsung macht es irgendwie schlecht. Gratis um die Ohren geschlagen kann das eine glücklich machen, und das andere schlechte Laune

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Die Marketing-Aktion ist kreativ, hat wenigstens einen sozialen Touch und kommt durchaus symathisch daher. Der Mobilitätsanbieter Lyft hat sich hingesetzt und überlegt, wann eine Fahrt mit einer Lyft Limousine gratis sein könnte und man richtig froh darüber wäre. Und man kam auf die Idee, Fahrten zu einem Jobinterview kostenlos für die Kunden anzubieten. Das ist schon einmal eine hübsche Idee.

Vermutlich wundert sich Lyft, warum bestimmte Kunden nun plötzlich bei einem möglichen Arbeitgeber bis zu 25 Jobinterviews in drei Monaten haben, und die finden auch noch im Wohnzimmer der eigenen Mutter statt. Aber im Gesamten dürfte die Aktion ohne großen Aufwand ein positives Echo hervorrufen. Das haben die da schon klug eingefädelt. Die Aktion wird wohl vermutlich auf Kosten der eh knapp am Rande der Arbeitslosigkeit bezahlten Lyftfahrer laufen. Aber noch einmal: immerhin vor allem die Kunden haben mehr davon als von einer Plakatwand oder Online-Bannern.

Man kann es allerdings auch mit kostenlosen Sachen, die einem um's Ohr gehauen werden, ein wenig übertreiben. Samsung zum Beispiel hatte da hoffentlich nicht die Idee, dem einen oder anderen Vieltelefonierer oder Fernsehfreak einen kostenlosen Telekommunikationssatelliten um die Ohren zu pfeifen.

Auf jeden Fall hat sich das ein Paar in Michigan gefragt, denen ohne sichtliche Vorwarnung auf dem heimischen TV-Gerät oder auf ihrem Handy ein Satellit in den Garten geflogen ist, zumindest erschien das erst einmal so. Und was einen dann schon verwundert: Der fehlgeschossene Satellit von Samsung ist nicht etwa ordentlich verglüht, wie man das von den Dingern erwartet, die einem aus dem All auf den Kopf zu fallen drohen. Nein, wenn man sich das Bild von dem Flugobjekt zu ihren Füßen genauer anschaut, dann stellt man fest, dass das eigentlich noch fast so aussieht, als würde es gleich sich wieder selbst aufstellen, den Gartenhumus von seinen Solarkollektoren schütteln und mit einem südkoreanischen und schüchternen "Schuldigung" wieder davonfliegen. In Wirklichkeit freilich war es ein Stratosphären-Ballon, mit dem in einer Werbeaktion ein Selfie von der Schauspielerin Cara Delevingne gemacht werden sollte.

Also, wenn das als eine Marketingaktion von Samsung gedacht war, dann darf ich sagen: war keine gute, sollte man noch einmal drüber arbeiten oder zumindest mal mit Lyft darüber telefonieren. Vielleicht könnte man so einen Frontalzusammenstoß mit dem Garten von Kunden dann auf die begrenzen, die gerade arbeitslos sind. Die hätten dann auch die Zeit, das Gerät wieder auszubuddeln und die Ersatzteile gewinnbringend weiterzuverkaufen.

Ansonsten aber bitten wir Samsung höflichst, von solchen Promotions Abstand zu nehmen. Die guten fallen nicht vom Himmel, das ist schon klar, aber die schlechten sollten es auch nicht.