Australien: Einzigartige Waldbrände

Bild: bertknot/via Australian Academy of Science / CC BY-SA 2.0

Busch- und Waldbrände in Australien werden immer schlimmer. Ehemaliger Feuerwehrmann gibt dem Klimawandel die Schuld

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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der seit rund 20 Jahren höchste Regierungs- und Staatsämter im Lande bekleidet und in dieser Zeit dem hiesigen Bau zahlreicher Kohlekraftwerke oder dem Wachstum der deutschen Autoindustrie in China alles andere als im Wege stand, meint, wer ständig die Apokalypse beschwöre, mache den Menschen die Demokratie madig. Schon interessant, was für demagogische Volten sich Politiker so einfallen lassen.

Australier haben da derzeit etwas andere Sorgen. Sie brauchen keine Beschwörung des Untergangs, sie haben ihn direkt vor Augen. Die schweren Waldbrände haben inzwischen fast den Stadtrand von Sydney erreicht. Der Spiegel berichtet, dass sich die Flammen in den Wäldern bereits bis auf 15 Kilometer an das Stadtzentrum herangefressen hätten.

Trockenheit

600 Schulen blieben im umliegenden Bundesstaat New South Wales auf Behördenanweisung geschlossen. Dort würde an zahlreichen Stellen Wälder und Buschland brennen. Der australische Wetterdienst hatte mitgeteilt, dass es am Montag erstmalig in der Geschichte seiner Aufzeichnungen an keinem Ort des Kontinents geregnet habe.

Die derzeitigen wie die schweren Brände der letzten Jahre sind in mehrfacher Hinsicht einmalig, wie ein ehemaliger Feuerwehrleiter im Sydney Morning Herald schreibt. Gewöhnlich gäbe es die schlimmsten Brände in einem El-Niño-Jahr. Doch zur Zeit ist weit und breit nichts von diesem großräumigen Wetterphänomen im tropischen Pazifik zu sehen.

Außerdem habe historisch die Waldbrandsaison am ersten Oktober begonnen und sich bis Ende März hingezogen. In den letzten Jahren habe sie aber mitunter bereits im August oder September angefangen und bis in den April gedauert. In diesem Jahr seien Anfang November bereits so viele Häuser den Flammen zum Opfer gefallen wie in der desaströsen Feuersaison 2000/2001.

Die Feuer würden inzwischen in Regionen brennen, die nie zuvor solch verheerende Brände erlebt haben: Der Regenwald im Norden News South Wales sei betroffen, tropische Teile von Queensland und bisher feuchte, alte Wälder auf Tasmanien, das ganz im Süden liegt und eigentlich ein sehr gemäßigtes Klima hat.

Überdurchschnittliche Temperaturen und ausbleibende Niederschläge hätten Wald und Busch ausgetrocknet. Die Feuerwehren hätten oft wegen der Trockenheit und zu starker Winde kein Unterholz als Vorbeugung gegen die großen Feuer wegbrennen können. Dies Umweltschützern in die Schuhe schieben zu wollen, sei populistisch und falsch.

Das Problem Klimawandel

Er habe daher mit anderen ehemaligen Feuerwehrleuten darauf aufmerksam gemacht, dass das Problem der Klimawandel sei, der die Waldbrände gefährlicher mache. Doch genau darüber möchte die Regierung von New South Wales nicht sprechen. Jetzt sei dafür nicht die Zeit, beschied Premierministerin Gladys Berejiklian die Öffentlichkeit.

Das sehen die Opfer, die mitunter ihr ganzes Hab und Gut verloren haben, allerdings anders. Mehrere hundert von ihnen demonstrierten am Dienstag in Sydney für mehr Ressourcen zur Brandbekämpfung und gegen Pro-Bergbau- und Anti-Klimaschutzgesetzgebung. Die Regierung in Canberra plant nämlich, Boykottaufrufe gegen Bergbaufirmen oder Banken, die in fossile Energie investieren, zu kriminalisieren.