Covid-19: Neues Geschäftsfeld für Rüstungsfirmen

Bild: Rafael Defense Systems

In Israel werden neue Kontrolltechniken zur automatischen Messung der Körpertemperatur entwickelt, um Zugangssperren für Läden, Arbeitsplätze, öffentliche Verkehrsmittel, Veranstaltungen umzusetzen

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Angeblich sind in Deutschland jährlich 12 Milliarden Gesichtsmasken notwendig, wenn alle Menschen Arbeiten, Einkaufen und Busfahren können sollen. Das sagte Wirtschaftsminister Altmaier unlängst, nachdem Bundeskanzlerin Merkel das Tragen von Atemschutzmasken "dringend" empfohlen hatte, während Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern bereits eine Maskenpflicht bei Benutzung des öffentlichen Nahverkehrs und in Sachsen für Geschäfte verordnet hatte. Bayern folgt nun ebenfalls mit einem Maskenzwang beim Betreten von öffentlichen Verkehrsmitteln und Geschäften.

Nebenbei: Wie eine Lockerung bei Restaurants aussehen soll, wird interessant werden, da zumindest die Gäste keine Masken tragen können und es kaum gesellig werden kann, wenn ein Abstand von zwei Metern gewahrt werden soll. Müsste neben Abstand zur Absicherung ein Alkoholverbot kommen? Vielleicht müsste man Restaurants unterteilen, um die einzelnen Tische durch Wände zu separieren, wie das vereinzelt in chinesischen Restaurants praktiziert wird.

Neben Atemschutzmasken, Handschuhen, Schutzanzügen, PCR- und Antikörpertests, Atemgeräten etc. werden viele andere Techniken und Produkte in der Coronakrise gebraucht und führen zu neuen Geschäftszweigen und Profiten, aber auch zu einer neuen Müllflut, wenn Milliarden Masken und Handschuhe weggeworfen werden, sowie zu einer verstärkten Desinfizierung der Körper und Räume.

Viel Ehrgeiz wird auch entwickelt, um neue Techniken zur Identifizierung von Corona-Infizierten zu entwickeln. Es werden Hunde geschult oder KI-Programme entwickelt, die aus dem Husten oder der Stimme eine Erkrankung erkennen sollen. Dazu kommen neue Mittel der Überwachung, wodurch die Bewegung der Menschen und deren Kontakte in den Städten lückenlos verfolgt und identifiziert werden können.

"Jeder wird sich sicherer mit Temperaturmessungen in der Zukunft fühlen"

Andere Länder setzen neben Masken auch auf Temperaturmessung, um Menschen mit Fieber, die mögliche Corona-Gefährder sein können, herauszupicken oder den Zugang zu Ländern, Städten oder Räumen zu verwehren. Normalerweise werden dazu berührungslose Infrarotgeräte eingesetzt, mit denen die Körpertemperatur eines jeden Menschen, der etwa ein Geschäft betreten will, einzeln aus der Nähe messen muss. In Israel muss jetzt bei Kunden, die einen Laden betreten wollen, oder bei Angestellten, die in die Arbeitsräume gehen, die Körpertemperatur gemessen werden. Das ist aufwendig und setzt Personal voraus. In China werden dafür auch bereits Roboter eingesetzt.

Israelische Rüstungsfirmen sehen hier neue Gewinnmöglichkeiten und versuchen, den aufwendigen Vorgang zu automatisieren und aus der Ferne zu ermöglichen. Die Technik wird, so Times of Israel, in "Lichtgeschwindigkeit" entwickelt, weil die entscheidenden Teile bereits vorhanden sind. Rafael Advanced Defense Systems, einer größten Rüstungskonzerne in Israel, hat eine Wärmekamera entwickelt, die die Körpertemperatur der Menschen misst, die durch eine Tür gehen, und die Werte dem Sicherheitspersonal ausgibt. Damit kann auch die Temperatur eines jeden Menschen einzeln in einer Gruppe gemessen werden. Als Folge wäre denkbar, dass Menschen mit erhöhter Temperatur an einer Schleuse der Zugang verwehrt wird, wenn die Temperaturmessung mit Gesichtserkennung erfolgt. Problem könnte dann nur sein, wenn die Menschen mit Atemschutzmasken vermummt sind.

So sagt Matan Melamed von Iron-Drone, dass man keine Masken und keine Beatmungsgeräte produzieren kann, aber man wisse, wie Wärmekameras funktionieren. Man habe in zwei Tagen einen Prototypen für ein Temperaturmessgerät (ThermoGate) entwickelt und ihn in einem Supermarkt getestet. In zwei Wochen würden damit Geschäfte und Arbeitsplätze ausgestattet. In einer halben Sekunde würde die Temperatur gemessen, um den Menschen ein grünes oder rotes Licht zuzuweisen. Und er hofft, dass die Temperaturkontrolle auch nach der Conoravirus-Pandemie bleiben wird: "Jeder wird sich sicherer mit Temperaturmessungen in der Zukunft fühlen." Arbeitgeber würden dies als Möglichkeit sehen zu prüfen, ob die Angestellten gesund sind. "Wir glauben, es wird der neue Standard in Supermärkten, Malls, Busstationen, Stadien, Theatern. Alle werden das brauchen."

Wenn man der Temperaturmessung noch Daten von Fitnessarmbändern und Smartwatches hinzufügt wie bei der RKI-App "Corona-Datenspende", dann werden nicht nur mögliche Gefährder herausgefischt, sondern auch Menschen mit auffälligen Vitalzeichen, die krank, krankheitsgefährdet oder sonst auffällig sind.

Die Perspektive, dass die während der Coronavirus-Pandemie entwickelten und eingesetzten Kontrolltechniken bleiben werden, ist vermutlich realistisch. Wir werden wieder ohne Atemschutzmasken und Plastikhandschuhen unterwegs sein und auch die Abstandsregel vergessen, aber die Techniken dürften tatsächlich bleiben. Man weiß ja nie. Und die Hygienisierung der Gesellschaft hat schon eine lange Vorgeschichte der Bekämpfung von Parasiten und Schädlingen oder denen, die als solche gelten und bedenkenlos vernichtet oder desinfiziert werden können.