Um 845 Milliarden US-Dollar reicher

Die Pandemie macht die Reichen in den USA noch reicher. Doch auch Deutsche legen kräftig zu

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Die Pandemie forderte in den USA knapp 200.000 Tote, mehrere Millionen Menschen verloren wegen der Maßnahmen ihren Arbeitsplatz. Gut geht es jedoch den Superreichen des Landes: In den letzten sechs Monaten stieg das Nettovermögen der reichsten 643 Amerikaner um 845 Milliarden Dollar. Das belegen die Zahlen des Milliardärs-Rankings von Forbes, die Americans for Tax Fairness (ATF) und das Institute for Policy Studies (IPS) in einem neuen Bericht analysiert haben. Das Gesamtnettovermögen der Milliardäre der USA stieg demnach von 2,95 Billionen Dollar auf 3,8 Billionen Dollar, ein Sprung von 29 % seit dem 18. März.

Weltweit erlitten einige Milliardäre in den Wochen vor dem 18. März, dem ungefähren Beginn des Shutdowns infolge der Pandemie, als die meisten wirtschaftlichen Restriktionen in Kraft traten, noch schwere Verluste. Sie wurden zum Status eines Millionärs degradiert: Forbes zählte weltweit 2.095 Milliardäre, 58 weniger als ein Jahr zuvor und 226 weniger als noch Anfang März. Doch für viele Milliardäre kehrte die Normalität schneller zurück als gedacht, als sich die Aktienmärkte schnell "erholten" und sogar für weit mehr als die Umkehrung der Verluste sorgten: Die Milliardäre der Welt sind heute insgesamt 680 Milliarden Dollar oder 22 % reicher als etwa im Februar 2019.

Den größten Zuwachs verzeichnete im letzten Halbjahr Elon Musk. Sein Vermögen wuchs laut der Auflistung in den letzten sechs Monaten um 312 % auf knapp 92 Mrd. Dollar. Vor Bill Gates mit 116 Mrd. und Mark Zuckerberg mit 100 Mrd. kommt mit einem Vermögen von 186 Mrd. Dollar Jeff Bezos. Der nach wie vor der reichste Mensch der Welt, bliebe es wohl auch, selbst wenn er jedem seiner rund eine Million Beschäftigten zum Dank Aktien im Wert von 70.000 US-Dollar schenken würde. (Stattdessen legte Amazon von Mitte März bis Ende Mai zwei Dollar Gefahrenzulage (hazard pay) auf den Stundenlohn von 15 Dollar der Lagerarbeiter und Auslieferer und zahlte einmalig einen Bonus von 250 bis 500 Dollar.)

In den USA besitzen rund die Hälfte aller erwachsenen Amerikaner Aktien. Im Jahr 2020 besaßen die obersten 10 Prozent der Amerikaner durchschnittlich 969.000 Dollar in Aktien. Die nächsten 40 Prozent besaßen durchschnittlich 132.000 Dollar. Für die untere Hälfte der Familien waren es knapp 54.000 Dollar. Vom Börsenaufschwung seit März profitieren vor allem die reichsten der Reichen. US-Senator Bernie Sanders tweetete die Aufstellung von ATF und IPS zusammenfassend:

4,7 Milliarden Dollar pro Tag.
32 Milliarden Dollar pro Woche.
141 Milliarden Dollar pro Monat.
845 Milliarden Dollar über 6 Monate.
So viel haben 643 Milliardäre in Amerika während der Pandemie verdient, während 30 Millionen Amerikaner nicht genug zu essen haben. Ja, es ist Zeit für Sparmaßnahmen für die Klasse der Milliardäre.

Die Schattenseite

Seit Beginn der Covid-19-Pandemie haben allerdings rund 55 Millionen Amerikaner Arbeitslosigkeit beantragt. Die Angst geht um, dass viele der verlorenen Arbeitsplätze nicht vorübergehender, sondern eher dauerhafter Natur sein werden. Von Mitte März bis Mitte August ging das kollektive Arbeitseinkommen der Angestellten des privaten Sektors - alle Arbeitsstunden und die Stundenlöhne der gesamten unteren 82 % der Belegschaft - nach Angaben des Bureau of Labor Statistics um 4,4, % zurück. Ein weiteres Pandemie-Phänomen: Hohe Mieten, Arbeitsplatzverluste, die Schließung von Colleges zwangen fast 3 Millionen junge Erwachsene zurück zu ihren Eltern zu ziehen.

Die erhöhte wöchentliche Arbeitslosenunterstützung in Höhe von 600 Dollar pro Woche lief Ende Juli aus, zu einem Zeitpunkt, als fast 30 Millionen Amerikaner in einer Umfrage des Census Bureau sagten, dass sie in der vergangenen Woche nicht genug zu essen hatten. Etwa 23,9 Millionen von 249 Millionen Befragten gaben an, sie hätten "manchmal nicht genug zu essen", während etwa 5,42 Millionen angaben, sie hätten "oft nicht genug zu essen". Die Umfrage des Census Bureau wird seit dem 5. Mai wöchentlich durchgeführt.

Sanders' Kollege, der demokratische Präsidentschaftskandidat Joe Biden, plant den Steuersatz für Privatpersonen von 37 % wieder auf 39,6 % anzuheben, doch die Steuererhöhungen sollen nicht für Personen gelten, die weniger als 400.000 Dollar im Jahr verdienen. Die Unternehmenssteuern würden nach den Plänen von Biden stärker steigen. So will er beispielsweise den Körperschaftssteuersatz von 21 % auf 28 % anheben (mit dem Steuerreformgesetz 2017 der Republikaner wurde der Satz von 35 % auf 21 % gesenkt).

Die reichsten Deutschen der Forbes-Liste

Unter den 100 reichsten Menschen der Welt befinden sich auch zehn Deutsche. Ihr Gesamtvermögen belief sich im Mai 2019 auf etwa 180 Milliarden und stieg dieses Jahr um weitere 50 Milliarden Dollar auf knapp 230 Milliarden Dollar an, etwa 40 % des Vermögens aller 100 Deutschen im Forbes-Ranking. Der reichste Deutsche ist Dieter Schwarz (Lidl, Kaufland) mit einem Nettovermögen von 35,5 Mrd. Dollar, ein Anstieg von 12,9 Mrd. im Vergleich zum Vorjahr.

Forbes Ranking Name Sept. 2020 Mai 2019 Diff.
28 Beate Heister & Karl Albrecht Jr. $41.00 $36.10 $4.90
31 Dieter Schwarz $35.50 $22.60 $12.90
52 Susanne Klatten $24.10 $21.00 $3.10
62 Theo Albrecht Jr & Familie $21.20 $17.40 $3.80
69 Reinhold Wuerth & Familie $19.90 $11.20 $8.70
80 Dietmar Hopp & Familie $18.30 $13.40 $4.90
85 Stefan Quandt $18.00 $17.50 $0.50
86 Klaus-Michael Kuehne $17.50 $12.90 $4.60
87 Hasso Plattner & Familie $17.40 $13.50 $3.90
95 Heinz Hermann Thiele & Familie $16.80 $13.60 $3.20
$229.70 $179.20 $50.50

Rund ein Drittel der deutschen Milliardäre sind Erben, ein weiteres Drittel hat geerbt und das Vermögen erweitert. 36 Milliardäre sind hingegen Selfmade-Milliardäre, haben sich ihr Vermögen also aus eigener Leistung aufgebaut.