Corona: Kinder zählen bei Familienweihnachtsfeiern nicht mit

Fra Bartolommeo: Die Heilige Familie mit dem Johannesknaben (um 1490)

Teilnehmer sollen sich mehrere Tage vor dem Fest in "Selbstquarantäne" begeben

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Heute wird die EU-Kommission ihrer Präsidentin Ursula von der Leyen zufolge den sechsten Liefervertrag mit einem Hersteller eines Sars-CoV-2-Serums schließen: Der Impfstoff der amerikanischen Firma Moderna soll ähnlich wirksam, aber besser haltbar sein als derjenige der deutsch-amerikanischen Kooperation von BioNTech und Pfizer. In herkömmlichen Kühlschränken soll er bei einer Temperatur von zwei bis sieben Grad Celsius 30 Tage lang wirksam bleiben. Wird er länger aufbewahrt, muss er auf minus 20 Grad Celsius heruntergekühlt werden. Dann hält er den Firmenangaben nach ein halbes Jahr (vgl. Moderna präsentiert haltbareres Corona-Serum).

Bis zu 160 Millionen Dosen mRNA-1273

Der CHMP-Ausschuss der EU-Arzneimittelbehörde EMA hat bereits ein Rolling-Review-Schnellzulassungsverfahren für mRNA-1273 erlaubt. Führt es zu einer Genehmigung, kann Moderna bis zu 160 Millionen Dosen liefern, mit denen dann bis zu 80 der insgesamt 446 Einwohner der EU-Mitgliedsländer geimpft werden können. Die 160 Millionen Dosen werden von der Leyens Angaben nach im Verhältnis zur Einwohnerzahl unter den Mitgliedsländern verteilt.

Falls sie ebenfalls zugelassen werden, stehen ihnen darüber hinaus auch die Seren von bislang fünf anderen Entwicklern zur Verfügung: Die von Pfizer und BioNTech, die des schwedisch-britischen Unternehmens AstraZeneca, die der französisch-britischen Kooperation Sanofi-GlaxoSmithKlyne, die der belgischen Firma Janssen Pharmaceutica NV und die der deutschen CureVac (vgl. Italien will ab Januar massenimpfen). Ein weiterer Vertrag ist von der Leyen zufolge in Arbeit.

Zehn statt fünf Personen

Der deutschen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hatte am 22. November verlautbart, es gebe "Anlass zum Optimismus, dass es noch in diesem Jahr eine Zulassung für einen Impfstoff in Europa geben wird". Damit man "mit den Impfungen sofort loslegen" könne, habe er die Führungen der deutschen Bundesländer dazu aufgefordert, bis Mitte Dezember für einsatzbereite Impfzentren zu sorgen (vgl. Dezember-Aussichten: Impfungen und Lockdown-Verlängerung). Eine Pflicht, sich mit den teilweise mit verhältnismäßig neuen Methoden entwickelten Seren impfen zu lassen, soll es dabei vorerst nicht geben. Stattdessen plant Spahn eine "Online-Plattform über die erreichten Impfquoten, differenziert nach Alter und Regionen". Zeigten die Zahlen dort, dass "bei den besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen eine hohe Impfquote erreicht" wurde, könne man "Beschränkungen schrittweise lockern".

Über diese im Sommer zwischenzeitlich gelockerten Beschränkungen, die nach dem Anstieg der Sars-CoV-2-Positivtests im Herbst wieder deutlich strenger wurden (vgl. Er ist wieder da!), spricht die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel heute mit den Regierungschefs der Bundesländer. Die Beschlussvorlage, auf die man sich bereits vorher geeinigt hat, sieht nun doch keine Begrenzung auf fünf Personen bei Familienweihnachtsfeiern mit "Haushaltsfremden" vor. Stattdessen soll nun bei zehn Schluss sein. Dabei werden allerdings Kinder unter 14 Jahren nicht mitgezählt. Dafür werden die Deutschen nun öffentlich aufgerufen, sich mehrere Tage vor solchen weihnachtlichen Zusammenkünften in eine "Selbstquarantäne" zu begeben, wegen der die Bundesländer den Beginn der Weihnachtsferien auf Montag den 16. Dezember vorverlegen dürfen.

Die anlassbezogenen Positivtests, die die deutsche Politik bislang als Grundlage der verhängten Maßnahmen heranzieht, werden unter anderem von einem Expertenteam um Matthias Schrappe, den ehemaligen stellvertretenden Vorsitzenden des Sachverständigenrates Gesundheit, als untauglich bemängelt. Massentests, wie sie in der Slowakei und in Südtirol durchgeführt wurden, weisen der Ansicht der Mediziner auf eine Durchseuchungsrate im Umfang von etwa einem Prozent der Bevölkerung hin. Anstatt zu versuchen, eine Welle zu brechen, die sich nicht mehr brechen lässt, solle man deshalb lieber mit Hospitalisierungsindizes die regionalen Belastungen der Gesundheitssysteme messen und steuern (vgl. Diese Gründe sprechen gegen den verlängerten Teil-Lockdown).

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