Welche mRNA-Impfstoffe könnten folgen?

Nachdem in der Folge von Corona mRNA-Impfstoffe erfolgreich in Phase III-Studien im Rahmen der Humanmedizin untersucht wurden, gibt es inzwischen auch Hoffnung bei anderen Erkrankungen

Mit den mRNA-Impfstoffen, die von BioNTech und Moderna über die jeweiligen Phase-III-Studien erfolgreich bis zur Marktfähigkeit entwickelt wurden, kam auf dem Impfstoffmarkt Hoffnung auf, auch bei anderen Krankheiten Impfstoffe entwickeln zu können, mit welchen man so mancher Plage der Menschheit zu Leibe rücken könnte.

Die Untersuchung von mRNA-Impfstoffen in Phase III ist aufgrund der mehrere zehntausend Probanden umfassenden Studien so kostenaufwendig, dass in der Vergangenheit kein Investor bereit war, in das Risiko zu gehen. Mit Corona hat sich die Welt verändert, weil die einschlägigen Tests erfolgreich absolviert werden konnten. Dass die Tübinger Firma CureVac mit ihrem Impfstoff bislang nicht erfolgreich war, spricht nicht grundsätzlich gegen die eingesetzte Technik. Auch andere Impfstoffentwickler wie die französische Sanofi hatten mit ihrer ersten Entwicklung eines Impfstoffes gegen Covid-19 kein Glück.

BioNTech, die ihren Impfstoff Comirnaty in der westlichen Hemisphäre außerhalb Deutschlands mithilfe von Produktions- und Vermarktungskapazitäten des US-Konzerns Pfizer verbreiten, in weiteren Ländern wie Singapur neue Produktionsstätten aufbauen und in einem von der Kooperation mit Pfizer vollständig getrennten Zweig zusammen mit der chinesischen Firma Fosun Pharma einen weiteren mRNA-Impfstoff gegen Covid-19 für den chinesischen Markt entwickelt haben, haben jetzt für die künftige Impfstoffentwicklung viel Erfahrung gesammelt, endlich positive wirtschaftliche Ergebnisse erzielt und somit ausreichend Rückenwind, dass man sich ohne umständliche Finanzierungskonstrukte weiteren mRNA-basierten Impfstoffen zuwenden will.

In den Vordergrund rückt BioNTech im Augenblick die Entwicklung eines Impfstoffes gegen Malaria. In diesem Zusammenhang steht auch die Entwicklung von Produktionsstandorten für mRNA-Impfstoffe auf der To-do-List. Wenn alles wie geplant abläuft, sollen die klinischen Studien schon Ende 2022 starten.

Und schon 2023 oder 2024 könnte ein solcher Impfstoff in Mengen zum Verimpfen verfügbar sein. Ebenfalls noch im Jahre 2022 will man auch mit einer klinischen Studie für einen ersten Tuberkulose-Impfstoffkandidaten beginnen.

Insgesamt entwickelt BioNTech derzeit zusammen mit Partnern Impfstoffe gegen neun verschiedene Infektionskrankheiten. Daneben führt man 15 Programmen zur Krebsbekämpfung weiter, welchen vor Corona schon das Hauptaugenmerk im Rahmen der mRNA-Technik galt.

Auch CureVac entwickelt weitere Impfstoffe

Mit der Entwicklung eines Impfstoffes gegen Malaria, mit der sich jährlich 229 Millionen Menschen infizieren und gegen die es bislang nur den Impfstoff Mosquirix gibt, der gerade mal eine Wirksamkeit von 36 Prozent nach der Verabreichung von vier Dosen erzielt, ist BioNTech nicht allein. Auch CureVac, deren Impfstoff gegen Corona die in ihn gesetzten Hoffnungen bislang nicht erfüllen konnte, arbeitet an einem Impfstoff gegen Malaria.

Daneben, so eine Unternehmenssprecherin, hat CureVac einen mRNA-basierten Tollwutimpfstoff in der klinischen Studienphase. Bisherige Tollwutimpfstoffe benötigen meist vier Dosen, von welchen die vierte erst nach zehn Jahren verabreicht wird. Auch Impfstoffe gegen Lassa-und Gelbfieber, Rota und die universelle Influenza. Auf der Liste steht auch das respiratorische Syncytial-Virus. (RSV), das vorwiegend Säuglinge und kleine Kinder betrifft, das auch Moderna mit seiner Impfstoffentwicklung adressiert.

Biontech-Chef Şahin erklärte Ende Juni "In 15 Jahren wird ein Drittel aller Arzneimittel auf der mRNA-Technik basieren". Prinzipiell liege der große Vorteil der mRNA-Technologie in der Flexibilität, jedes Protein auf der mRNA kodieren und dadurch eine Vielzahl verschiedenster Infektionskrankheiten adressieren zu können, so eine Sprecherin von CureVac.

Dort hat man neben den erwähnten Impfstoffen eine umfangreiche klinische Pipeline in den Bereichen Krebstherapien und Protein-Therapien aufgebaut, mit welchen zum Beispiel seltene Krankheiten behandelt werden können. Ein Problem bei Entwicklung von Therapien gegen seltene Krankheiten besteht in der Regel darin, dass die Zahl der Fälle entweder hohe Kosten pro Patient ergeben oder dem wirtschaftlichen Erfolgsdruck zum Opfer fallen.

Im Bereich der prophylaktischen Impfstoffe arbeitet CureVac nach Informationen aus Tübingen gemeinsam mit GlaxoSmithKline (GSK) an COVID-19-Impfstoffkandidaten der zweiten Generation. Diese Kandidaten sollen auf neuen mRNA-Rückgraten basieren und potenzielle Varianten in multivalenten Impfstoffformaten integrieren sowie kombinierte Impfstoffe für einen möglichen Schutz vor verschiedenen Infektionskrankheiten in einem Impfstoff ermöglichen.