Forencheck: Impf-Langzeitfolgen, Renten in Österreich und Emissionen der Tierhaltung

Drei Fragen aus dem Forum. Eine Wochenkolumne

Was versteht man unter Langzeitfolgen von Impfungen?

Im Zusammenhang mit Äußerungen eines Fußballspielers wird in den Medien diskutiert, ob eine Impfung überhaupt Langzeitfolgen haben kann. In folgendem Kommentar stellt ein User zwei Veröffentlichungen gegeneinander.

Er zitiert zunächst einen Mitdiskutanten: "Dazu die Realität: ‚Was offensichtlich viele Menschen unter Langzeitfolgen verstehen, nämlich dass ich heute geimpft werde und nächstes Jahr eine Nebenwirkung auftritt, das gibt es nicht, hat es noch nie gegeben und wird auch bei der Covid-19 Impfung nicht auftreten".‘"

In Folge zitiert er aus dem Ärzteblatt:

"Das Ärzteblatt schreibt dort bezüglich des Mechanismus, durch den "Pandemrix" vermutlich Narkolepsie auslöst: ‚Dies würde erklären, warum Geimpfte auch Jahre nach der Impfung noch an einer Narkolepsie erkranken können.‘ Eine sagt hier die Unwahrheit.…"

Die Narkolepsie-Fälle vor allem unter Kindern und Jugendlichen nach der Impfung gegen die Schweinegrippe mit dem Impfstoff Pandemrix sind ein gerne angeführtes Beispiel von Langzeitfolgen nach Impfungen. Und sie sind auch ein gutes Beispiel dafür, wie der Begriff der Langzeitfolge falsch verstanden wird.

Es handelt sich nämlich nicht um eine Folge, die erst lange Zeit nach der Impfung auftritt, sondern eine, die erst lange Zeit später damit in Verbindung gebracht wird.

Der Immunologe Carsten Watzl, der in dem Beitrag von n-tv zitiert wird, nimmt auf Twitter auch Bezug auf den Zusammenhang von Pandemrix und Narkolepsie. "Auch hier traten die Nebenwirkungen innerhalb weniger Wochen nach der Impfung auf! Es hat aber länger gedauert, bis man das einem der Grippeimpfstoffe zugeordnet hatte", schreibt Watzl.

Dazu verweist er auf eine Studie, die die Fälle unter finnischen Kindern und Jugendlichen zwischen vier und 19 Jahren untersucht hat. Die Symptome wurden in den meisten Fällen innerhalb der ersten zwei Monate nach der Impfung bemerkt, es dauerte nur bis zu einem Jahr und länger, bis die Diagnose Narkolepsie erfolgte.

Medial bekannt wurde der mögliche Zusammenhang zwischen der Impfung mit Pandemrix und Narkolepsieerkrankungen ab Mitte August 2010. Im September 2009 war der Impfstoff von der Europäischen Arzneimittelagentur zugelassen worden.

Es verging also ein knappes Jahr, bevor Narkolepsie als mögliche Folge der Impfung erkannt wurde. Insgesamt wurden in der EU über 30 Millionen Menschen mit Pandemrix geimpft.

Gegen Covid-19 waren in der EU bis Ende August 256 Millionen Menschen geimpft. Angesichts der großen Zahl verabreichter Impfdosen wäre es also wahrscheinlich, dass auch sehr seltene Nebenwirkungen mittlerweile aufgefallen wären.