Olaf Scholz rettet die Welt

Windkraftanlagen von Marktführer Vestas in Australien. Bild: vestas.com

Der Mann, der am Mittwoch zum Bundeskanzler gewählt werden soll, hielt am Wochenende eine Rede zum Fremdschämen

Es war schon eine gewissermaßen bemerkenswerte Rede, die der vermutlich künftige Bundeskanzler Olaf Scholz da am Wochenende auf dem SPD-Parteitag hielt und die seinen Parteifreunden unter anderem Mut zu mehr Klimaschutzpolitik machen sollte.

"Wenn wir das nicht machen, entwickelt niemand die Technologien und zeigt niemand den anderen, wie es geht", so Scholz etwa ab Minute 22:50 im oben verlinkten Video. Die Redaktion der ARD-Tagesschau fand diese Aussage so wichtig, dass sie am Samstag unhinterfragt Eingang in die 20-Uhr-Nachrichten fand.

Daher hier für Olaf Scholz und all jene, die ihm dafür so eifrig Beifall klatschten, ein paar Fakten, damit er sich nicht demnächst auf der internationalen Bühne blamiert, sollte er auf die Idee kommen, auch dort diese Weisheiten von sich zu geben:

Der langjährige Weltmarktführer für Windkraftanlagen heißt Vestas und kommt aus Dänemark. Dort hatte in den 1970er-Jahren der Protest aus der Bevölkerung den Bau von Atomkraftwerken verhindert und den Einstieg in die Stromerzeugung mit Wind angestoßen.

Die Nummer zwei, die Vestas eventuell in den nächsten Jahren vom Thron stoßen könnte, ist mit Siemens Gamesa tatsächlich ein Unternehmen mit deutschem Namen, das allerdings eher auf dänischer und spanischer Technik aufbaut und seinen Sitz in Spanien hat.

Siemens Windkraftsparte nahm erst Fahrt auf, als sie 2004 den dänischen Herstellerpionier Bonus Energy schluckte. An der 2017 fusionierten Gesellschaft Siemens Gamesa hält Siemens einen Anteil von 59 Prozent, hat allerdings nach einem seinerzeitigen Bericht der Nachrichtenagentur Reuters nicht die Mehrheit der Stimmen im Vorstand.

Es gibt zwar noch ein paar andere erfolgreiche deutsche Hersteller von Windkraftanlagen, aber der heimische Markt wurde mit der Beteiligung von Olaf Scholz und seiner Partei in den letzten Jahren nahezu stranguliert.

Weltweit machte der Markt im vergangenen Jahr hingegen einen gewaltigen Satz nach oben. Das ging vorwiegend auf den Ausbau in China zurück, wo – wie auch hierzulande – vorrangig einheimische Hersteller zum Zuge kommen.

Und was das andere energetische Standbein der Energiewende angeht, so sind die Zeiten, in Deutschland bei Installation, Produktion und Neuentwicklung von Solaranlagen weltweit ganz vorne lag, längst passé. Wie bei der Windenergie dominiert auch hier China. Rund 80 Prozent aller Solarpaneele kommen heute aus China.

Das ist aber alles nicht weiter tragisch, außer natürlich, man meint, der Nabel der Welt liege im Zentrum des kleinen Europas, und gründet seine politische Identität auf diese Weltsicht.

Für alle anderen sollte es reichen, dass hierzulande in den nächsten Jahren Zehntausende Arbeitsplätze entstehen könnten, wenn der Umbau der Strom- und Wärmeversorgung endlich ernsthaft in Angriff genommen würde.