Extreme Ausreißer: Große Vermögen in der Corona-Krise

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Elon Musks Vermögenszuwachs: 851 Prozent binnen zwei Jahren. Für eine US-Website für Steuergerechtigkeit ist dies "schwer zu begreifen"

Das Ausmaß des Reichtums der US-Milliardäre und des Vermögenszuwachses während der Pandemie sei "schwer zu begreifen", berichtet die Webseite "Amerikaner für Steuergerechtigkeit". Dort rangiert Elon Musk mit einem Vermögenszuwachs von 851 Prozent auf Platz eins auf einer Liste von 15 Milliardären. Die einzige Frau, Alice Walton, eine Walmart-Erbin, findet sich dort auf Platz zwölf mit einem derzeit geschätzten Nettovermögen von 64,3 Milliarden US-Dollar.

Elon Musks Nettovermögen wird zwei Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie, der von der Webseite auf 18. März 2020 datiert wird, auf 234 Milliarden US-Dollar beziffert. Vor zwei Jahren wurde sein Nettovermögen auf 24,2 Milliarden US-Dollar geschätzt, daher die immense Steigerungsrate.

Demnach hat sich Musks Reichtum um mehr als das achteinhalbfache vergrößert. Das ist auch innerhalb der außergewöhnlichen Szene, früher "Happy Few" genannt, beispiellos. Der zweitplatzierte Jeff Bezos liegt im Nachbarschaftsvergleich weit zurück: Gerade mal 165 Milliarden US-Dollar stecken hinter ihm. Da man am 18. März 2020 seinen Reichtum schon auf 113 Milliarden netto schätzte, fällt der Zugewinn mit 46 Prozent relativ moderat aus.

Die Vermögens-Speicher der Google-Dagoberts Larry Page und Sergey Brin füllten sich in den vergangenen zwei Jahren um 123 Prozent auf jeweils rund 100 Milliarden US-Dollar. Auch Dell-Gründer Michael Dell konnte sein Vermögen um über 100 Prozent (143 Prozent) vermehren – von 22,9 Milliarden auf 55,8 Milliarden.

Das sind Zahlen, die von krass unterschiedlichen Realitäten unserer Gegenwart erzählen, wie sie genau ermittelt werden, bzw. wie solide sie überhaupt veranschlagt werden können, ist eine eigene Debatte, ganz sicher kann man davon ausgehen, dass sie für abgehobene Möglichkeitsräume stehen, die Fragen danach aufwerfen, wie es um den Fortschritt bestellt ist – gemeint ist der zivilisatorische Fortschritt, das Zusammenleben, die Verantwortung für die Gemeinschaft, die während der Corona-Pandemie dringender als zuvor eingefordert wurde.

So fragt die Webseite programmatisch, wie ihr Name vorgibt, danach, ob die Happy Few nicht Steuern zahlen müssten, die sich mit der Einkommensteuer aller anderen vergleichen lässt.

Laut einer Analyse des Weißen Hauses zahlten die 400 reichsten Milliardäre über einen Zeitraum von neun Jahren einen effektiven Bundeseinkommenssteuersatz von nur 8,2 Prozent, wenn nur der Wertzuwachs ihrer Unternehmensaktien als Einkommen angerechnet wird. Der durchschnittliche Bundeseinkommenssteuersatz für alle Steuerzahler lag 2019 dagegen bei 13,3 Prozent.

Americans for Tax Fairness

Die steigenden Vermögenswerte, von denen die Milliardäre in den letzten zwei Jahren profitiert hätten, seien "nicht steuerpflichtig", teilt die Webseite mit – außer, wenn die Vermögenswerte verkauft würden. Was aber sie laut der Einschätzung der genannten Webseite nicht nötig haben, um von ihrem gestiegenen Vermögen zu profitieren: "Sie können von Geld leben, das sie sich zu günstigen Zinssätzen geliehen haben und das gegen ihr steigendes Vermögen abgesichert ist. Und wenn all diese Vermögenszuwächse an die nächste Generation weitergegeben werden, verschwinden sie für Steuerzwecke vollständig."

Das Gesamtvermögen der 704 US-Milliardäre sei von knapp drei Billionen Dollar am 18. März 2020 auf 4,6 Billionen Dollar bis 10. März dieses Jahres gestiegen. Grundlage für diese Schätzung seien Forbes-Daten. Zum Vergleich wird erwähnt: Das Gesamtvermögen der Milliardäre der Nation sei mit dieser Summe "um ein Drittel höher als das kollektive Nettovermögen der gesamten unteren Hälfte der amerikanischen Gesellschaft in Höhe von 3,4 Billionen Dollar, d. h. von etwa 65 Millionen Haushalten".

Erwartungsgemäß legen die Anwälte für mehr Steuergerechtigkeit auch vor, was man Gutes mit dem Vermögen anfangen könnte, wenn es denn der Gemeinschaft zugutekäme

Der Vermögenszuwachs der Milliardäre in Höhe von 1,7 Billionen Dollar in den letzten 24 Monaten könnte einen Großteil der 10-Jahres-Kosten in Höhe von 2,2 Billionen Dollar des Build-Back-Better-Plans für Sozial- und Umweltinvestitionen finanzieren, der im letzten Herbst vom Repräsentantenhaus verabschiedet wurde. Milliardäre könnten einen großen Teil der Kosten übernehmen und wären immer noch genauso reich wie vor der Covid-Krise.

Americans for Tax Fairness

Die Löhne und Gehälter sind nach Angaben der Webseite 2020 um 2,6 Prozent und 2021 um 4,5 Prozent gestiegen.