Weltwirtschaft: Wird China es richten?

Hafen von Shenzhen, China. Bild: JuniperPhoton / Unsplash Licence

In der Volksrepublik zieht das Wirtschaftswachstum wieder an, aber der weltweite Absatz von Elektronik schwächelt und der Immobiliensektor der Volksrepublik kühlt ab.

In der Weltwirtschaft kriselt es an allen Ecken und Enden, und am Vorabend der China-Reise des Bundeskanzlers Olaf Scholz ist die große Frage, ob das Land der Mitte, wie schon mehrfach in den zweieinhalb Jahrzehnten zuvor, wieder die Lokomotive sein wird, die die Weltwirtschaft aus dem Sumpf zieht.

Zuletzt sah es nicht danach aus. Nicht zuletzt aufgrund der nach wie vor rigorosen Pandemiepolitik, die immer wieder Ausbrüche von Covid-19 durch umfangreiche Ausgangssperren, Fabrikschließungen und Massentests im Keim erstickt, ist die chinesische Wirtschaft im zweiten Quartal 2022 im Vergleich zu den drei vorhergehenden Monaten geschrumpft.

Für Chinas Manager und Wirtschaftsplaner ist das eine ungewohnte Erfahrung, die sie in den letzten Jahrzehnten sehr selten machen mussten. Allerdings gab es auch zu Beginn der Pandemie zunächst einen erheblichen Rückgang der wirtschaftlichen Aktivitäten, der jedoch noch gegen Ende 2020 wieder wett gemacht werden konnte.

Danach sieht es zunächst auch diesmal aus. Die Nachrichtenagentur Reuters meldet, dass das Wirtschaftswachstum im dritten Quartal sowohl gegenüber dem vorhergehenden Quartal als auch gegenüber dem Vorjahr um 3,9 Prozent gewachsen sei.

Für Deutschland wäre das ein äußerst ansehnlicher Wert, im Vergleich zum kometenhaften Aufstieg der chinesischen Wirtschaft seit den 1980er Jahren ist das aber noch immer eher ein bescheidenes Wachstum.

Die große Frage ist nun, ob dieses Momentum aufrechterhalten werden kann – die steigenden Gewinne scheinen dafür zu sprechen – und ob es ausreicht, auch im Ausland genug Nachfrage zu erzeugen, um der Weltwirtschaft Beine zu machen.

In der benachbarten Republik China, besser unter seinem inoffiziellen Namen Taiwan bekannt, sieht die Entwicklung hingegen weniger rosig aus, und die in Hongkong erscheinende South China Morning Post fragt schon besorgt, ob dort die ersten Anzeichen von neuer Unbill zu sehen sind, die auf die Weltwirtschaft zukommen könnte.

Taiwans Wirtschaft ist im hohen Maße von der Computerindustrie abhängig. Daher könnte der Rückgang der dortigen Produktion um 4,8 Prozent im Vergleich zum Oktober im Vorjahr – der erste nach 31 Monaten ununterbrochenem Wachstums – auf einen weltweiten Rückgang der Nachfrage für Handys, Laptops und Ähnliches hindeuten, also auf gedrückte Stimmung bei den Verbrauchern. Auch vergleichbare Rückgänge in den Industrien Südkoreas und Singapurs sprächen dafür.

Unterdessen ist auch der Himmel über der chinesischen Ökonomie nicht wolkenlos. Zum einen sind dort wie auch in der westlichen Welt die Aktienkurse seit Monaten auf Talfahrt. Zum anderen scheint die Luft aus der Immobilienblase zu weichen. Die Preise fallen und das von Immobilienwirtschaft abhängige fertigende Gewerbe, wie die Hersteller von Haushaltstechnik, hat Schwierigkeiten, seine Produkte abzusetzen.

Die oben zitierten chinesischen Quartalszahlen sind also alles andere als eine Entwarnung für die Weltwirtschaft.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Buchempfehlung (Amazon Affiliates) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Amazon Affiliates) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.