Energieverbrauch in Deutschland sinkt viel zu langsam

Braunkohletagebau Jänschwalde in Brandenburg, im Hintergrund das Kraftwerk Jänschwalde. Bild: Hanno Böck / CC0 1.0

Energie und Klima – kompakt: Im Verkehrssektor, in der Industrie und in Kraftwerken werden mehr fossile Brennstoffe verbrannt als noch vor einem Jahr. Die Energienutzung sinkt derweil. Doch mehr wäre möglich.

Deutschlands Energieverbrauch wird 2022 voraussichtlich etwas zurückgehen und 2,7 Prozent unter dem des Vorjahres liegen. Zu dem Ergebnis kommt die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AGEB) in ihrem jüngsten Quartalsbericht, der zugleich einen Überblick über die ersten neun Monate 2022 bietet. Die AGEB ist ein Gemeinschaftsprojekt von diversen Verbänden der Energiewirtschaft sowie verschiedenen Instituten für Wirtschaftsforschung.

Förderlich für den Rückgang des Energieverbrauchs waren das verstärkte Sparverhalten und Investitionen in mehr Energieeffizienz, beides nicht zuletzt bedingt durch die explodierten Energiekosten. Verbrauch steigernd wirkten hingegen ein leichtes Wirtschaftswachstum in ersten neun Monaten, das sich allerdings zuletzt abgeschwächt hat.

Außerdem ist die Bevölkerung weiter gewachsen, und zwar auf inzwischen 84,1 Millionen, was vor allem am Zuzug von einer knappen Million ukrainischer Flüchtlinge gelegen haben dürfte.

Entgegen dem Trend hat der Mineralölverbrauch in den ersten drei Quartalen 2022 um 5,2 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zugenommen. Während die Nachfrage nach Diesel minimal sank, haben vor allem der Benzinverbrauch um vier, die Nachfrage nach leichtem Heizöl (vor allem aus der Industrie) um 13 und der Flugtreibstoffbedarf um 48,2 Prozent zugelegt.

Die Autorinnen und Autoren führen den erhöhten Verbrauch im Verkehrssektor auf die gelockerten Corona-Maßnahmen zurück. Das mag sein, aber insbesondere kann man angesichts dieser Zahlen den Eindruck bekommen, dass es mit der Energiekrise nicht so weit her ist. Jedenfalls hat sich der Bundesverkehrsminister Volker Wissing offensichtlich erfolgreich gegen alle Maßnahmen gesperrt, die den Kraftstoffverbrauch gesenkt hätten, wie etwa Tempolimits, ein dauerhaftes und unbürokratisches Neun-Euro-Ticket oder einen besseren Ausbau von Bahn und ÖPNV.

Zugenommen haben auch der Stein- und Braunkohleverbrauch um zwölf und acht Prozent, womit gesichert wäre, dass Deutschland weiter auf Crash-Kurs mit dem Planeten bleibt. Abgenommen haben im nennenswerten Umfang lediglich der Atomstrom und der Erdgasverbrauch (um 12 Prozent). Der vergleichsweise CO2-arme Brennstoff wurde in der Stromerzeugung teilweise von der Kohle verdrängt.

Zugelegt haben hingegen in den ersten neun Monaten die Produktion von Wind- und Sonnenstrom um 15 beziehungsweise 23 Prozent. Ursache waren neben dem – zu langsam – voranschreitenden Ausbau ein besonders windreicher Februar und mehrere überdurchschnittlich sonnenreiche Monate im Frühjahr und Sommer.

Nach den Daten des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme haben sie bis Mitte November zusammen einen Anteil von gut 38 Prozent an der Einspeisung ins öffentliche Stromnetz gehabt. Berücksichtigt man die Erzeugung für den Eigenbedarf, die in der Industrie vor allem in Gaskraftwerken geschieht, dann sinkt der Anteil der beiden erneuerbaren Energieträger an der Nettostromproduktion auf 34 Prozent.

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