Vernetzte Märkte: Die Risiken für das deutsche Gesundheitssystem

Bild: Gerd Altmann auf Pixabay

Ob Versorgung mit Medikamenten oder Digitalisierung im Gesundheitswesen – Deutschland ist abhängig von globalen Lieferketten und Marktanreizen. Wieso die Bundesregierung die Versorgung verschlechtern könnte.

Das deutsche Gesundheitssystem ist bei Medikamenten und technischem Gerät stark vom Weltmarkt abhängig. Den Bedarf kann es nur zum Teil aus eigener Produktion decken – zu großen Teilen müssen sie zu Weltmarktpreisen eingekauft werden. Eine Folge davon ist, dass zahlreiche Medikamente in der Bundesrepublik nicht mehr erhältlich sind.

Die Zeiten sind lange vergangen, als der deutsche Markt noch einen besonderen Stellenwert für pharmazeutische Unternehmen hatte. Die Qualitätsanforderungen waren damals so hoch, dass galt: Was in Deutschland erfolgreich vermarktet werden kann, hat auch in anderen Ländern gute Chancen auf Erfolg.

Heute ist die Situation eine andere: Bei vielen Produktgruppen ist die Bundesrepublik vom Weltmarkt abhängig. Das betrifft nicht nur den medizinischen Sektor, sondern viele. Im Bereich der agrarischen Rohstoffe sind es etwa eine Handvoll Unternehmen mit Sitz in den USA, die den Weltmarkt dominieren. Indien und China sind bei den medizinischen Wirkstoffen stark positioniert.

Der Weltmarkt funktioniert in der Regel so: Produziert wird dort, wo die Kosten gering sind – verkauft wird auf den Märkten, die den höchsten Profit versprechen. Die Politik kann bei diesen Prozessen nur regulierend eingreifen und negative Auswirkungen abmildern. Machtlos ist sie dagegen, wenn Märkte für Produzenten keinen Profit mehr versprechen; dann werden die Märkte nicht mehr bedient. Vor diesem Dilemma steht aktuell etwa der deutsche Markt für Medikamente.

Wer in Deutschland ein Medikament vertreiben will, muss an einer deutschen Adresse gemeldet sein. Das bedeutet mitnichten, dass alle Bestandteile seiner Produkte in der Bundesrepublik hergestellt werden müssen.

Ein Sprecher des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) erklärte zur Herkunft der Medikamentenwirkstoffe auf Anfrage von Telepolis fest: Man führe keine eigene Statistik zur Herkunft der Grundstoffe für die einzelnen Arzneimittel.

Auf Basis der Wirkstoffe kann aber mitgeteilt werden, dass von den über 50.000 Zulassungen für verschreibungspflichtige Medikamente in Deutschland Wirkstoffhersteller aus circa 60 Ländern gemeldet sind. Am stärksten vertreten sind diese in Indien und China, gefolgt von Deutschland und Italien.

Konkret heißt das, dass für ca. 40 Prozent aller Zulassungen von verschreibungspflichtigen Medikamenten ein Wirkstoffhersteller in Indien gemeldet ist. China kommt bei dieser Betrachtung auf 21 Prozent, Deutschland auf 15 Prozent und Italien auf 11 Prozent. Unter den zehn Ländern in denen für die meisten Medikamente Wirkstoffhersteller gemeldet sind, befinden sich fünf aus dem europäischen Wirtschaftsraum sowie das Vereinigte Königreich.

Die Angaben bezögen sich allerdings nur auf die von den pharmazeutischen Unternehmen an das Bundesinstitut gemeldeten Wirkstoffhersteller, so der BfArM-Sprecher weiter. Sie ließen keine Aussage zu, ob sie auch genutzt werden, da dazu keine Meldepflicht bestehe. Häufig seien auch für eine Zulassung Wirkstoffhersteller aus verschiedenen Ländern gemeldet.

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