Umweltschäden durch US-Militärbasen – lokal und global

Boeing B-52 beim Start. Bild: US Goverment

Auch hierzulande sind US-Militärbasen umweltbelastend. Schadstoffe können zu Gesundheitsschäden führen. Bürokratie und Sonderrechte behindern Lösungen.

Dass das US-Militär global als größter individuelle Verursacher von Treibhausgasen gilt, wurde spätestens 2019 durch zwei voneinander unabhängige Studien aus den USA und Großbritannien belegt.

Weniger im Fokus sind zahlreiche lokale Umweltbelastungen durch Schadstoffe im Boden, im Wasser und der Luft. Typische gesundheitliche Wirkungen sind dabei Krebserkrankungen und genetische Schäden. Einzelne lokale Belastungen entwickeln sich dabei durch behördliche Untätigkeit zu globalen Problemen.

Wenngleich dieses zahlreiche und sehr unterschiedliche Einzelursachen betrifft, so ist insbesondere das US-Militär bei der Globalisierung von Umweltproblemen an vorderster Stelle.

Seitens der US-Umweltbehörde Epa geht die Anzahl der mit verschiedenen Schadstoffen belasteten Einzelstandorte des US-Militärs in die Zehntausende, das heißt, diese sind für ein "Cleanup" vorgemerkt. In den USA selbst ist dieses vor allem durch regionale Belastungen des Trinkwassers und dabei entstehende Anreicherungen von Schadstoffen in der Nahrungskette, etwa durch Fische aus Oberflächengewässern, das Hauptproblem.

Im Pazifikraum mit der massiven US-Militärpräsenz seit Ende des Zweiten Weltkriegs ist dieses zusätzlich durch die Verklappung von Kriegsaltlasten im Meer ein globales Problem. Zudem verrotten weltweit auf dem Meeresboden tausende Schiffswracks, die vor allem im Zweiten Weltkrieg versenkt worden sind und noch mehr oder weniger große Mengen an giftigem Schweröl in ihren rostenden Tanks haben.

Ein weiteres globales Problem ist etwa der im Südpazifik lagernde US-Atommüll von hunderten Atomwaffentests in Bunkern auf den Marshall-Inseln, deren Betondeckel in absehbarer Zeit Leck schlagen und den gesamten Pazifik mit Plutonium verseuchen können.

Der britische Journalist Jon Mitchell hat die Gesamtheit der Umweltbelastungen durch das US-Militär seit dem Zweiten Weltkrieg in seinem Ende 2020 erschienenen Buch Poisoning the Pacific – The US militarys secret Dumping of Plutonium, Chemical Weapons and Agent Orange zusammengestellt. Jon Mitchell lebt seit 2010 in Okinawa, wo etwa 20 US-Militärbasen vorhanden sind und die Umweltbelastung besonders extrem ist.

Der Giftcocktail mit Schadstoffen, den die Bewohner Okinawas permanent ausgesetzt sind, entsteht durch eine Mischung aus Kriegsaltlasten (Zweiter Weltkrieg, Koreakrieg, Vietnamkrieg), sorglosem Einsatz von Giftstoffen auf den Militärbasen, der unsachgemäßen Entsorgung und Unfällen.

Hinzu kommt behördliches Versagen durch Korruption, Inkompetenz und mangelnde Handlungsspielräume. Letzteres ist vor allem durch weitestgehende Straffreiheit bei kriminellen Handlungen und Umweltvergehen gemäß dem dort gültigen Truppenstationierungsabkommen bedingt. Mitchells Verweis auf vergleichsweise bessere Regelungen in Deutschland stimmen jedoch nur in der Theorie.

Als sein wichtigstes Handwerkszeug bezeichnet Jon Mitchel die Optionen nach dem Freedom of Information Act (FOIA) der USA. Hierüber hat er bereits unzählige Dokumente des Pentagon erhalten und systematisch ausgewertet. Ferner wurden von ihm auch für japanische Journalisten Workshops zur Nutzung dieser Dokumente angeboten.

PFAS: Zeitbombe im Untergrund

Bezüglich der global auftretenden Schadstoffe in Boden und Wasser kann dabei vereinfachend unterschieden werden zwischen leicht flüchtigen halogenierten Kohlenwasserstoffen (LHKW) und Per- und Polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS – früher auch als PFC bezeichnet).

Während LHKW eher lokal begrenzt Langzeitprobleme verursachen und die Konzepte für notwendige Bodensanierungen seit mehr als 20 Jahren klar definiert sind, gilt dieses nicht für die Gruppe der PFAS.

Bei PFAS handelt es sich einerseits um eine Stoffgruppe, die grob geschätzt ca. 4.700 Einzelsubstanzen beinhaltet, die in vielen Konsumartikel enthalten sind. Während man die Relevanz toxischer Wirkungen von PFAS bei zivilen Anwendungen nur schwer bewerten kann, gilt dieses nicht für die militärisch verursachten Altlasten.

Hier kann man eindeutig aufzeigen, dass trotz wissenschaftlich begründeter Dringlichkeit auf der politischen Ebene der reale Handlungsdruck noch nicht wahrgenommen wird. Deshalb gibt es seit Oktober 2022 ein Manifest für ein dringendes Verbot der "ewigen Chemikalien", das weltweit von über 90 Umweltorganisationen getragen wird.

Bezüglich des tatsächlichen Gefahrenpotenzials für Einträge in die Umwelt konzentriert sich die Erfassung und messtechnische Überwachung auf Feuerwehr-Löschschäume und darin eingesetzte PFAS-Einzelsubstanzen PFOS und PFOA. Diese wurden auf zivilen und vor allem militärischen Flugplätzen in der Vergangenheit über mehrere Jahrzehnte exzessiv für Übungszwecke eingesetzt.

Nach dem Einsatz von Löschschäumen auf Feuerwehr-Übungsplätzen versickern diese im Boden, der damit belastet wird. Das langfristig erheblich größere Problem ist aber, dass je nach Bodenbeschaffenheit die PFAS-Stoffe PFOS und PFOA früher oder später in Oberflächengewässern und Grundwasserschichten auftreten.

Nach der Studie "The costs of inaction", die im Auftrag des Nordic Council of Ministers Anfang 2019 erstellt wurde, können die Kosten für messtechnische Erfassung und anschließende Sanierungsmaßnahmen bei PFAS-Belastungen in die Milliarden gehen – jedes Jahr. Die Studie hat PFAS-Folgekosten für den Europäischen Wirtschaftsraum (EU-Länder plus Norwegen, Island und Grönland) erstmals grob beziffert.

In Deutschland betrifft dieses zwar auch rein zivile Flughäfen wie Düsseldorf und Nürnberg, vor allem aber militärische Flughäfen. Dabei ist auch die Bundeswehr-Luftwaffe mit dem Fliegerhorst Manching bei Ingolstadt vertreten, jedoch bestehen die gravierendsten Probleme bei US-Militärbasen, sowohl aktiv genutzte als auch Konversionsflächen nach früherer Nutzung.

Aktive US-Militärbasen mit großer Bandbreite an Umweltprobleme

Weit über 100 Militärstandorte in Deutschland gelten als schadstoffbelastet oder als Verdachtsflächen. Vor allem handelt es sich dabei um aktive Flugplätze oder früher genutzte Flächen des US-Militärs. Wenngleich die Bandbreite der in Deutschland im Umfeld von US-Militärbasen vorhandenen Umweltprobleme im Vergleich zu Japan eher begrenzt ist, so sind die vorhandenen Einzelprobleme aber nicht weniger gravierend und addieren sich zu erheblichen gesundheitlichen Gesamtbelastungen.

Bei Umweltproblemen durch das US-Militär ist aber meistens nicht von Schadstoffen in Boden und Trinkwasser die Rede, sondern von regionalen Sonderbelastungen. An den Standorten Ansbach-Katterbach und Wiesbaden-Erbenheim gibt es seit langen Jahren Bürgerinitiativen gegen den Fluglärm von Hubschrauberstaffeln.

In der Großregion Kaiserslautern besteht seit langen Jahren eine militärische Verlärmung als Doppelbelastung durch die Kampfjet-Übungszone TRA-LAUTER in diesem Gebiet und der Flugtransport-Drehscheibe Ramstein. Bedingt durch die Rolle Ramsteins als logistische Drehscheibe für Lieferungen von Kriegsmaterial in die Ukraine haben diese Belastungen in diesem Jahr noch erheblich zugenommen.

Hinzu kommt dort seit Jahren der Kerosinablass durch Flugzeuge, sowohl durch zivile Flugzeuge im Landeanflug auf Frankfurt a.M. als auch Militärflugzeuge zur Air Base Ramstein. Dabei handelt es sich um eine prinzipiell von der zuständigen Flugsicherungsbehörde zu genehmigende Maßnahme für Notfälle.

In den allermeisten Fällen geht es um technische Probleme, die nach einem Flugzeugstart auftreten und angeblich eine Reduzierung des Landegewichtes erfordern. Strittig ist vor allem auch, welche gesundheitlichen Belastungen hierdurch entstehen können.

Das Umweltbundesamt verneint dieses aufgrund von Studien, die auf Simulationen beruhen. Dazu im Widerspruch steht aber, dass rund um die Air Base Ramstein Kerosinpfützen im Wald oder Kerosinschleier auf Fenstern dokumentiert sind.

Völlig offen ist, inwieweit dieses durch nicht genehmigte Treibstoffablässe erfolgt ist, etwa im Rahmen von Übungen der Luft-Betankungsflugzeuge, die in Ramstein stationiert sind. Dazu besteht ebenso wenig Transparenz wie über besonders gesundheitsschädliche Additive im Kerosin militärischer Flugzeuge.

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