Klimakrise: Auf der Kippe

Schmelzender Gletscher. Bild: Unsplash / Public Domain

Energie und Klima – kompakt: OECD warnt vor dem baldigen Erreichen von Kipppunkten im Klimasystem. Fossile Energie trotzdem weiter extrem hoch subventioniert. Die Summen sind alles eingerechnet astronomisch.

Auf Physiker, Meteorologen, Geophysiker, Paläontologen und andere Naturwissenschaftler, die sich seit vielen Jahrzehnten mit dem Klima beschäftigen, mag ja keiner mehr hören. Jedenfalls nicht bei den Verantwortungsträgern in der Regierung oder den Spitzen der meisten Parlamentsfraktionen. Autos sollen weiter rollen, LNG-Terminals gebaut, Tagebaue ausgeweitet und der Klimaschutz immer weiter vertagt werden.

Aber vielleicht gibt es noch jemand, der auf Ökonomen hört? Vielleicht zumindest auf die eigenen, die man in der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) Weltwirtschaft und Energieversorgung beobachten lässt, um besser auf Krisen vorbereitet zu sein?

Die OECD, der die westlichen Industriestaaten nebst einiger verbündeter Schwellenländer wie Mexiko angehören, hat dieser Tage einen Bericht veröffentlicht, in der sie eindringlich dazu rät, sich an das im Pariser Klimaschutzabkommen vereinbarte Ziel zu halten.

Es sei wirklich wichtig, dass sich das globale Klima nicht über 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau erwärmt, eine Marke, die bei den derzeit Jahr für Jahr in die Luft geblasenen Treibhausgasmengen schon im nächsten Jahrzehnt gerissen werden könnte.

Ziel der Autorinnen und Autoren war es, auf die Gefahr des Überschreitens von Schwellenwerten im Klimasystem, sogenannten Kipppunkten hinzuweisen, die es in diversen Subsystemen, wie den Eisschilden der Arktis und Antarktis oder im Permafrostboden der hohen Breiten gibt. (Wir hatten erst letzte Woche auf die Virengefahren hingewiesen, die dort in der gefrorenen Erde schlummern.)

Gemeint sind Punkte, an denen Systeme umschlagen, zum Beispiel Gletscher, deren Abtauen nicht mehr aufzuhalten ist und sich sogar beschleunigt, oder das arktische Meereis. Wenn sich dieses im Sommer immer weiter zurückzieht, wird dadurch irgendwann das nun freie Meer durch die sommerliche 24-Stunden-Bestrahlung so warm, dass sich im Winter nur noch sehr dünne oder gar keine Eisdecken mehr bilden würden.

Zugleich würde dadurch die Erwärmung der Arktis weiter beschleunigt und damit auch die riesigen Permafrostgebiete im nördlichen Russland. Aus dem dort auftauenden Boden könnten in der Folge große Mengen CO2 und Methan entweichen, die wiederum die globale Erwärmung weiter anheizen würden.

Der OECD-Bericht spricht daher von Kaskaden von Kipppunkten, die ausgelöst werden könnten, wobei die damit beschleunigten Veränderungen zu ebenso schnellen Veränderungen der sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen der Menschen führen würden, auf die die Gesellschaften kaum rasch genug reagieren könnten.

Die meisten Politikerinnen und Politiker scheinen zu meinen, wenn sie denn die Klimakrise überhaupt ernst nehmen, dass es sich um einen eher schleichenden Prozess handelt und sie noch mehrere Jahrzehnte Zeit haben. Doch tatsächlich wird das Erreichen von Kipppunkten mit jedem Zehntelgrad Erwärmung wahrscheinlicher.

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