Bester Schutz gegen Blackout: Lokal produzierter Strom aus Erneuerbaren

Europas Lichter von oben. Bild: Rawpixel / CCO

Der Ukraine-Krieg zeigt die Verletzlichkeit zentralisierter Stromversorgung. Es gibt aber eine Lösung gegen den Katastrophenfall. Warum wir der Hamburger Polizei folgen und uns vom Dieselaggregat verabschieden sollten.

Mit dem Krieg in der Ukraine diskutieren viele Menschen auch in Deutschland über die Möglichkeit eines "Blackouts". Denn die brutalen russischen Raketenangriffe auf die Energieversorgung der Ukraine zeigen auf, wie verwundbar die kritische Infrastruktur einer Gesellschaft ist, in der längere Zeit der Strom ausfällt: dann fallen plötzlich sämtliche Kommunikationskanäle aus, ebenso die Wasserversorgung, nach gewisser Zeit auch die Lebensmittelversorgung, die Banken, die Krankenhäuser. Und selbst eine Notstromversorgung mit Dieselgeneratoren zögert Ausfälle nur wenige Tage hinaus.

Politiker:innen aus CDU, CSU, FDP und allen voran der AfD haben nun die berechtigten Ängste der Bürger:innen vor einem Blackout in Deutschland angeheizt: Friedrich Merz warnte, Markus Söder unkte, und die AfD stellte gar einen sogenannten Blackout-Melder ins Netz, der längst als Propagandainstrument enttarnt wurde.

Hans-Josef Fell ist Präsident der Energy Watch Group und Mitautor des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes.

Es ist grundsätzlich richtig, sich auf Katastrophenfälle vorzubereiten. Doch die große Sorge dieser Parteien ist zum Teil vorgeschoben: Im Kern winken sie mit dem Schreckbild Blackout, um den Ukrainekrieg und die daraus folgende Energiekrise für einen Weiterbetrieb der Atomkraft und den Ausbau fossiler Energien zu instrumentalisieren. Denn dies wird stets in einem Atemzug gefordert – und als argumentative Waffe gegen die notwendige beschleunigte Energiewende eingesetzt.

Energiewende und Energiesicherheit sind eins

Im Rahmen meiner Arbeit als Berichterstatter für die Grünen-Bundestagsfraktion haben wir uns bereits 2011 mit dem Szenario eines Blackouts auseinandergesetzt und untersucht, wie wir im Katastrophenfall den Schutz der kritischen Infrastruktur in Deutschland unter Bedingungen der Energiewende sicherstellen können.

Das Ergebnis: Erneuerbare Energien sind nicht das Gegenteil von Blackout-Sicherheit, sie sind die Grundlage für den Schutz der kritischen Infrastruktur.

Das hat auch die Hamburger Polizei erkannt: Sie bereitet sich nun angesichts der jüngsten Debatte um kritische Infrastrukturen auf längerfristige Blackouts vor. Aber statt der mit Diesel betriebenen Notstromaggregate, die nur 72 Stunden Sicherheit bieten, möchte sie in Zukunft auf Erneuerbare Energien setzen. Auch das Stadtwerk Haßfurt hat die Wasserversorgung der Stadt Haßfurt mit Erneuerbaren Energien Blackout-sicher gemacht. In der Steiermark in Österreich sind über 50 Gemeinden schon komplett Blackout-sicher.

Denn eine lokale Stromversorgung mit vor Ort verfügbaren Erneuerbaren Energien inklusive Speichern kann eine längerfristige Stromversorgung bei einem Ausfall der Stromversorgung über die Netze aufrechterhalten – insbesondere in der Kombination aller Erneuerbaren Energien.

Solar- und Windstrom, speicherbar in Batterien, sowie gespeicherte heimische Bioenergie gibt es immer vor Ort. Ein solcher Mix erlaubt auch in winterlichen Dunkelflautenzeiten einen sicheren Schutz vor einem längerfristigen Strom-Blackout, und kann die Energieversorgung für Strom, Wärme und sogar E-Mobile sichern.

Jedes Objekt der kritischen Infrastruktur wie Krankenhäuser, Lebensmittelversorgung, Rechenzentren, Banken, Polizei, Wasserversorgung u.a. kann und sollte also schnellstmöglich auf eine solche Blackout-Sicherheit mit Erneuerbaren Energien umgebaut werden, wie es schon im Bericht "Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag" (TAB) 2011 empfohlen wurde.

Eine solche Energieversorgung kann natürlich nicht nur für den Fall eines Blackouts genutzt werden. Im Gegensatz zu Notstromaggregaten kann sie ganzjährig die Energieversorgung des Objektes liefern. Damit wären Klimaschutz, Energiesicherheit und bezahlbare Energiepreise dauerhaft gewährleistet, denn Erneuerbare Energien sind heute die billigste Art der Energieversorgung. Beschleunigen wir die Energiewende auf 100 Prozent Erneuerbare Energien, sind unsere dezentralen Netze weniger anfällig für Katastrophenfälle.

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