Studie: Wenn der Bau von Windrädern an Verschwörungstheorien scheitert

Nicht nur die Bürokratie verhindert den zügigen Ausbau der Windkraft, Verschwörungstheorien bringen die Bürger gegen Projekte in ihrer Gegend auf. Forscher sagen, was helfen könnte.

Um die deutschen Klimaziele zu erreichen, müssten in der Bundesrepublik wesentlich mehr Windkraftanlagen errichtet werden. Doch der Zubau stockt: Im Jahr 2021 wurden laut Bundesverband Windenergie gerade einmal 484 Anlagen gebaut.

In den ersten neun Monaten 2022 waren es 365. Wie das ARD-Magazin Brisant Anfang November berichtete, müssten es knapp dreimal so viele sein, wenn die Klimaziele erreicht werden sollen. Doch oftmals scheitert der Zubau an der Bürokratie in Deutschland, auch der Widerstand in der lokalen Bevölkerung bringt Projekte immer wieder zum Scheitern.

Forscher der Universität Tübingen haben untersucht, weshalb die Menschen in ihrer Umgebung gegen den Bau von Windkraftanlagen protestieren. Die Studie ist kürzlich in der Zeitschrift Nature Energy schienen. Die Wissenschaftler fanden nach eigenen Angaben auch heraus, wann Informationen dabei helfen, den Widerstand zu reduzieren, und wann sie wirkungslos bleiben.

"Falschinformationen und Verschwörungstheorien über Windräder – beispielsweise über scheinbare negative gesundheitliche Folgen – sind in sozialen Medien weit verbreitet", erklärte Studien-Autor Kevin Winter. Außerdem hätten frühere Arbeiten gezeigt, dass Verschwörungsglaube mit einem erhöhten Misstrauen gegenüber Autoritäten und Institutionen einhergehe, jenen Akteuren also, die den Ausbau der Windenergie vorantrieben.

In Zusammenarbeit mit der University of Queensland (Australien) führten die Forscher eine repräsentative Umfrage durch, an der sich über 2.000 Menschen in Deutschland beteiligten. Sie wollen nun erstmals gezeigt haben, dass der Glaube an Verschwörungstheorien eine entscheidende Rolle spielt bei der Ablehnung von Windrädern.

Die Studie folgt einem Schema, das schon vorher im Zusammenhang mit Impfungen genutzt wird. Untersucht wurde, ob die Ablehnung von Windparks mit einer Weltanschauung zusammenhängt, nach der Verschwörungen üblich sind.

Die Studienteilnehmer wurden gebeten, sich vorzustellen, wie sie in einem Referendum über den Bau von Windrädern in ihrem Wohnort abstimmen würden. "Verschwörungsglaube hatte hier einen weitaus größeren Einfluss als demographische Faktoren wie Alter, Bildungsgrad oder die politische Orientierung", fasste Winter die Studienergebnisse zusammen.

Analysiert wurden auch acht Studien mit über 4.000 Teilnehmern. Dabei fanden die Forscher heraus, dass Bereitstellen von Informationen helfen kann, Widerstände in der Bevölkerung zu überwinden. Auch bei Menschen mit einer Neigung zum Verschwörungsglauben konnte die Tendenz festgestellt werden, positiver auf Windprojekte zu reagieren, wenn Informationen zur Verfügung gestellt werden.

Das trifft allerdings nicht immer zu. Weniger wirksam waren die Informationen, "wenn sie als Debatte präsentiert wurden", heißt es in der Studie. Das heißt: Wenn den Menschen mit Hang zum Verschwörungsglauben auch negative Informationen über Windräder präsentiert wurden, ließen sie sich weniger überzeugen.

"Unter realistischen Bedingungen scheint es also schwierig zu sein, nur mit Informationen gegen den Verschwörungsglauben anzukommen", betonte Winter. Er empfiehlt deshalb präventive Maßnahmen, etwa hohe Transparenz und frühe Kommunikation, damit Falschinformationen und Verschwörungstheorien gar nicht erst ihre Wirkung entfalten könnten.

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