Warum CO2-Verpressung eine Scheinlösung ist

Eine Aktion bei einem Symposium zu Carbon Capture and Storage in Torquay, Südengland. Bild: Matt Hrkac / CC BY 2.0

Energie und Klima – kompakt: Unter die Erde und Meere Kohlendioxid einlagern: Eine perfekte Lösung für die Hochemittenten. Der Haken: Sie ist technisch kaum erprobt, extrem teuer und risikohaft. Zudem gibt es Alternativen. Ein Kommentar.

Die Menschheit soll der Atmosphäre CO2 entziehen, um das Pariser Klimaziel, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius zu beschränken und idealerweise auf 1,5 Grad, zu erreichen, so der Vorschlag einiger Wissenschaftler:innen.

Dafür, dass die 1,5 Grad unbedingt eingehalten und auch nicht kurzfristig überschritten werden sollen, spricht viel, ein Überschreiten der Kipppunkte im Klimasystem ist tunlichst zu vermeiden. Wahrscheinlich wird es auch notwendig sein, der Atmosphäre wieder CO2 zu entziehen, immerhin gleicht die heutige CO2-Konzentration der im Erdzeitalter des Pliozäns, also vor drei bis fünf Millionen Jahren, in dem der Meeresspiegel um 15 bis 20 Metern über dem heutigen lag.

Dass die Studie "The State of Carbon Dioxide Removal" (CDR) dabei insbesondere auf neuartige Technologien der CO2-Entnahme abzielt, die bislang wenig effizient und dafür risikobehaftet sind, leuchtet nicht ein. Aufforstung ist zwar nicht unbegrenzt möglich, aber es gibt noch viel Potenzial. Erhebliche Potenziale stecken auch in der Wiedervernässung von Mooren.

Um das im Pariser Klimaschutzabkommen vereinbarte 1,5 Grad-Ziel zu erreichen, müssen bis 2050 die globalen Netto-Emissionen auf null gesenkt werden. Dafür werden insbesondere auch intakte Moore als Senken benötigt. In Zahlen und Fläche bedeutet das: Die Europäische Union muss 500.000 Hektar pro Jahr wiedervernässen, weltweit müssen zwei Millionen Hektar pro Jahr wiedervernässt werden,

erklärte Imme Scholz, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung bei der Vorstellung des aktuellen Mooratlas.

Auch die Vernässung von Mooren kostet Geld, Geld, das aber am Ende effektiver angelegt sein könnte als für den Aufbau einer CO2-Entnahmeindustrie. Hier wurde in der oben genannten Studie von den Wissenschaftlern mehr öffentliche Unterstützung gefordert.

In einer Zeit, in der sich fossile Konzerne als Sponsoren der Weltklimakonferenzen grün waschen, sollte aber ein Blick darauf geworfen werden, wer ein Interesse daran haben könnte, das Thema der technischen CO2-Entnahme auf die Agenda zu setzen. Mindestens ein Geldgeber der Studie ist bemerkenswert, nämlich die Bank of America, die laut Einträgen bei BankTrack noch immer die Expansion fossiler Energien finanziert, etwa Projekte des Energieriesen ExxonMobil.

ExxonMobil wiederum hatte bereits Ende der 1970er Jahre recht genaue Erkenntnisse über das bevorstehende Ausmaß der globalen Erwärmung durch die Anreicherung von Kohlendioxid in der Atmosphäre, wie in einer kürzlich im Fachjournal "Science" veröffentlichten Studie belegt wird. Trotzdem hat ExxonMobil die Öffentlichkeit nicht informiert und sein fossiles Geschäft immer weiter ausgebaut.

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