"Zukunft des Klimas wird in Asien und Lateinamerika von armen Leuten entschieden"

Kisin bei der Oxford Union.

Der Satiriker Konstantin Kisin über Klimawandel, Aktivismus und Armut in Asien und Lateinamerika. Eine Dokumentation.

Der britische Komiker und Podcaster Konstantin Kisin hat sich auf Einladung des Debattierclubs Oxford Union unlängst kritisch mit Woke Culture und Klima-Aktivismus in westlichen Staaten auseinandergesetzt. Das Video der kurzen Rede wurde im Netz vielfach geteilt und vor allem von denjenigen verbreitet, die den Klimawandel in Frage stellen. Telepolis dokumentiert Kisins Rede als Teil einer Debatte.

Ich möchte nun zu denjenigen von Ihnen sprechen, die woke sind und für rationale Argumente offen sind. Ich gebe zu, dass ihr eine kleine Minderheit seid, denn einer der Grundsätze der Wokeness ist natürlich, dass Ihre Gefühle mehr zählen als die Wahrheit. Aber ich glaube an Sie. Ich glaube, dass es hier einige von Ihnen gibt, die woke und für rationale Argumente offen sind.

Lassen Sie mich also eines vorbringen. Man sagt uns, dass sich Ihre Generation mehr als jede andere um ein spezifisches Thema kümmert, und zwar um den Klimawandel. Man hat uns gesagt, dass viele von Ihnen unter Klimadepression leiden.

Sie wollen den Planeten retten, und heute Abend, und nur heute Abend, werde ich mich Ihnen anschließen und zu Füßen der Heiligen Greta des Klimawandels beten.

Lassen Sie uns alle hier und jetzt akzeptieren, dass wir einen Klimanotstand erleiden und dass unsere Eisbärenbestände extrem knapp werden.

Ich schließe mich Ihnen in dieser Ansicht an. Das tue ich wirklich. Was tun wir nun gegen dieses riesige Problem, vor dem die Menschheit steht? Was können wir in Großbritannien tun? Wir können nur eine Sache tun. Und wissen Sie, warum? Dieses Land ist für zwei Prozent der weltweiten Kohlenstoffemissionen verantwortlich.

Das heißt, wenn Großbritannien jetzt im Meer versinken würde, würde das absolut nichts am Problem des Klimawandels ändern. Und wissen Sie, warum? Weil die Zukunft des Klimas in Asien und Lateinamerika von armen Leuten entschieden wird, die sich einen Dreck um die Rettung des Planeten scheren.

Und wissen Sie, warum? Weil sie arm sind. Weil sie arm sind.

Ich komme aus Russland. Das kein armes Land ist, sondern ein Land mit mittlerem Einkommen. Aber 20 Prozent der Haushalte in Russland haben keine Innentoilette. Was sie haben, ist eine Außentoilette.

Und damit meine ich nicht eines dieser schönen Dixie-Klos, die wir hier haben. (...) Ich meine einen Holzverschlag mit einem Loch im Boden. In den Löchern sammeln sich die verfaulenden Erinnerungen an die letzten 10 000 Besuche.

Wie viele von Ihnen werden heute Abend nach Hause gehen und sagen: Lasst uns unser Badezimmer herausreißen und ein sibirisches Scheißhaus im hinteren Garten errichten? Und wenn Sie es nicht tun, warum sollten diese Menschen diese Zustände akzeptieren?

120 Millionen Menschen in China haben nicht genug zu essen. Ich meine nicht, dass sie keinen Nachtisch bekommen. Ich meine, dass sie an Unterernährung leiden. Das bedeutet, dass ihr Immunsystem zusammenbricht, weil sie nicht genug zu essen haben. Man wird sie nicht dazu bringen, arm zu bleiben.

Stellen Sie sich Xi Jinping vor, den Führer von China. Als Sie zehn Jahre alt waren, gab es in Ihrem Land eine Revolution, eine Kulturrevolution. Die Menschen kamen und steckten Ihren Vater ins Gefängnis. Ihre Mutter musste ihn denunzieren, Ihre Schwester brachte sich um, und Sie wurden – da Sie nicht mehr den Schutz Ihres ehemals mächtigen Vaters genossen – in ein Dorf geschickt, wo Sie in einem Höhlenhaus lebten.

Und jetzt, Jahrzehnte später, haben Sie sich an der blutigen und schmierigen Stange der chinesischen Politik hochgearbeitet und sind der unangefochtene oberste Führer der Kommunistischen Partei, die Ihre Familie zerstört hat.

Und Sie wissen, dass das Wichtigste, was Sie machen müssen, um zu überleben und an der Macht zu bleiben, darin besteht, den Menschen in China das zu geben, was sie wollen: Wohlstand, Wirtschaftswachstum.

Was glauben Sie, an welcher Stelle der Klimawandel auf der Prioritätenliste von XI Jinping steht?