Kampfjets für die Ukraine: Nur eine Frage der Zeit?

Bild: WikiImages auf Pixabay

US-Präsident Biden will offiziell keine Kampfflugzeuge an die Ukraine liefern. Medienberichte schüren Zweifel an der Ernsthaftigkeit dieser Aussage. Die Entscheidung könnte Mitte Februar getroffen werden.

Die Regierung in Kiew wünscht sich Kampfjets von den Nato-Staaten, und etliche von ihnen sind nicht abgeneigt, der ukrainischen Regierung auch diesen Wunsch zu erfüllen. Ganz oben auf der Wunschliste stehen die Jets des Typen F-16.

Eine Entscheidung könnte schon am 14. Februar getroffen werden. Für diesen Tag ist ein erneutes Treffen der Verteidigungsminister der Nato-Länder geplant. Im sogenannten Ramstein-Format kommen sie im Nato-Hauptquartier in Brüssel zusammen und beraten über neue Waffenlieferungen.

Die US-Regierung reagierte bislang mit einem kategorischen Nein. Doch das bedeutet keineswegs, dass die Jets nicht in die Ukraine geliefert werden. Dieses "Nein" hat Methode, hieß es kürzlich in der New York Times, und es gehört zu einem Handlungsschema, an dessen Ende doch die Lieferung steht.

Die Zeitung beschreibt das Handlungsschema so:

Zuerst fordere Kiew ein modernes Waffensystem. Die Regierung Biden lehne daraufhin ab, schlägt aber im Stillen vor, dass die Europäer denselben Waffentyp in kürzer Zeit liefern. Die Europäer sind nicht sicher, ob sie damit Russland provozieren könnten und zögern. Nachdem dann die US-Regierung zusichere, man stehe den Europäern im Ernstfall zur Seite, sind die Tore für weitere Waffen geöffnet.

So sei es bei den Luftabwehrsystemen gewesen, bei den gepanzerten Kampffahrzeugen und bei den Kampfpanzern. Immer öffneten die Europäer ihre Waffenkammern, nachdem die US-Amerikaner ebenfalls Waffen zugesagt hatten; unabhängig davon, wann die Waffen aus den USA tatsächlich in der Ukraine eintreffen.

Dass die Entscheidung wieder nach diesem Schema ablaufen könnte, deutete auch Politico in einem Bericht an. Ebenso wie die New York Times berief sich das Blatt auf Beamte im Pentagon, die das "Nein" des Präsidenten relativierten.

Während die Beamten öffentlich relativ unmissverständlich erklärt hätten, heißt es bei Politico, dass keine Kampfjets in Aussicht gestellt würden, deuteten private Gespräche darauf hin, dass dies nur noch eine Frage der Zeit sein könnte.

In der New York Times hieß es, dass mehrere Beamte erklärt hätten, Bidens "Nein" schließe nicht aus, dass die Regierung zu einem späteren Zeitpunkt beschließe, Kampfflugzeuge zu liefern. Wahrscheinlicher könnte es aber sein, dass es anderen Ländern erlaubt werde, seine F-16-Jets in die Ukraine zu liefern.

Damit den Europäern die Entscheidung nicht so schwerfällt, hat auch die Regierung in Kiew eine PR-Kampagne gestartet. Ein ukrainischer Pilot durfte kürzlich mit der Financial Times sprechen und für eine schnelle Lieferung von Kampfjets werben.

Er zählte dabei allerlei militärische Fähigkeiten von F-16-Kampfflugzeugen auf und betonte dann: Die Ukraine könne es sich nicht leisten zu warten, da sie ihre besten Piloten schon im Kampf verloren habe.

"Wenn wir noch sechs Monate warten, werden wir an den Punkt kommen, an dem wir nur noch Reservisten-Opas haben und keine jungen Piloten mit gutem Wissen und guter Ausbildung", erklärte er.

Die Ausbildung der Piloten ist ein weiterer Punkt, an dem die Lieferung von Kampfjets scheitern könnte. Die britische Regierung hatte ihre Absage von Lieferungen damit begründet, dass Piloten bis zu 35 Monate benötigen würden, um britische Jets fliegen zu können.

Juri Ihnat, Sprecher der ukrainischen Luftwaffe, erklärte letzte Woche in einem Briefing, dass die ukrainischen Piloten "ein paar Wochen" benötigen würden, um das Fliegen der Kampfflugzeuge zu lernen; aber "etwa sechs Monate", um den Kampf mit dem Flugzeug zu meistern.

US-Beamte trauen den ukrainischen Piloten dagegen zu, noch schneller zu lernen. Die Ausbildung erfahrener ukrainischer Piloten könnte sogar nur drei bis vier Monate dauern.

Es scheinen damit alle Zweifel für die Lieferung der begehrten F-16 aus dem Weg geräumt zu sein. Amerikanische Beamte gehen dem Bericht der New York Times davon aus, dass Dänemark und die Niederlande bereit sein werden, die Flugzeuge nach Kiew zu senden.

Das niederländische Kabinett habe bereits ein Zeichen in dieser Richtung gegeben. Man würde ein Ersuchen Kiews "unvoreingenommen" prüfen, zitierte die niederländische Nachrichtenseite NL Times den Außenminister Wopke Hoekstra im vergangenen Monat.

Die Niederlande verfüge über etwa 40 Flieger vom Typ F-16, und man sei dabei, sie durch fortschrittlichere zu ersetzen. Das Entsenden einiger dieser Jets in die Ukraine wäre sinnvoll, so die US-Beamten.

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