Wann hört die Industrie endlich auf, Energie zu verschwenden?

Arbeiter in der Stahlindustrie. Bild: Kateryna Babaieva / Pexels

Umfrage zeigt, dass Bundesbürger vor allem von der Industrie mehr Energiesparen erwarten. Die Potenziale dort sind gewaltig und Sparen würde sich auszahlen. Warum geschieht dann nichts?

Eine große Mehrheit der Deutschen sieht in Energiesparen einen wichtigen Schritt zum Klimaschutz und möchte, dass vor allem die Industrie mehr unternimmt. Das ergab eine im Auftrag des Umweltinstituts München durchgeführte repräsentative Meinungsumfrage. Dreiviertel der im Mai Befragten waren sich sicher, dass in Deutschland noch immer zu viel Energie verschwendet wird.

Weniger Bewusstsein scheint es hingegen darüber zu geben, dass auch bei der öffentlichen Hand, das heißt, in Krankenhäusern, Schulen, Behörden und ähnlichen Einrichtungen deutlich mehr unternommen werden könnte. Nur 44 Prozent plädierten nach Angaben der Meinungsforscherinnen und Meinungsforscher für mehr Engagement von Kommunen und Staat.

Über die Wege, wie die Industrie zum sparsameren Umgang mit Energie gebracht werden kann, gehen die Meinungen auseinander. Finanzielle Förderprogramme halten 58 Prozent der Befragten für sinnvoll, während 37 Prozent sie als nutzlos ansehen. 49 Prozent halten dagegen gesetzliche Vorgaben und Regulierungen für eine gute oder sehr gute Maßnahme.

Das Umweltinstitut sieht derweil in der Industrie hohe Einsparpotenziale und verweist auf eine Studie der Hochschule Niederrhein. Demnach könnten in deutschen Industriebetrieben, die derzeit lautstark nach der Subventionierung ihrer Stromrechnungen rufen, jährlich 25 Milliarden Euro eingespart werden. Die dafür notwendigen Investitionen, die bereits seit vielen Jahren durch allerlei Förderprogramme unterstützt werden, unterblieben aber meist, weil sie sich erst nach mehreren Jahren amortisieren.

Vor allem bei der Prozesswärme sieht die Untersuchung der Krefelder Wissenschaftler große Möglichkeiten, Energie besser einzusetzen, überflüssige Verluste zu vermeiden und Abwärme zu nutzen. 44 Prozent des Endenergieverbrauchs könne ohne Einschränkungen in der Produktion eingespart werden. Das wären 410 von 940 Terawattstunden (Milliarden Kilowattstunden) im Jahr.

"Eine naturverträgliche Energiewende kann in der durch die Klimakrise vorgegebenen Geschwindigkeit nur gelingen, wenn der Energiebedarf insgesamt deutlich sinkt – und auch die Industrie Energie effizienter nutzt", so Leonard Burtscher, Referent für Energie- und Klimapolitik am Umweltinstitut München.

Dazu sei das derzeit im Bundestag diskutierte Energieeffizienzgesetz dringend notwendig. Allerdings kritisiert das Umweltinstitut, dass der Gesetzesentwurf bereits erheblich verwässert wurde und ihm unter anderem verbindliche Vorgaben für die Industrie fehlen. So gebe es zwar künftig die Verpflichtung, Energiesparpläne aufzustellen, doch müssen sich die Unternehmen nicht an diese halten.

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