100 Prozent Ökostrom in Canberra: Jetzt ist auch Schluss mit Öl- und Gasheizungen

Die australische Hauptstadt Canberra. Bild: Tim J Keegan / CC BY-SA 2.0

Die australische Hauptstadt nutzt nur sauberen, deutlich billigeren Strom. Jetzt setzte die Politik ein Erdgasverbot durch, trotz Medienkampagnen. Was Deutschland davon lernen sollte.

Hauptstädte können eine große Signalwirkung für den Klimaschutz entfachen. Der australische Bundesstaat ACT, der im Wesentlichen gleichbedeutend mit der australischen Hauptstadt Canberra ist, gilt seit Jahren als Vorreiter für den Klimaschutz mit erneuerbaren Energien.

Hans-Josef Fell ist Präsident der Energy Watch Group und Mitautor des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes.

Schon Mitte der Nullerjahre hatte ACT, anders als Australien selbst, auf die feste gesetzlich Einspeisevergütung für Ökostrom gesetzt. Ich selbst hatte damals als Experte in der Anhörung im Parlament die Grundprinzipien und Erfolge des EEG in Deutschland dargestellt. Damals wurde auch das Ziel von 100 Prozent Ökostrom politisch fixiert.

Der Erfolg ist beachtlich: Schon seit 2020 wird Canberra zu 100 Prozent mit Ökostrom versorgt. Damit werden fast eine halbe Million Menschen und eine große Wirtschaftsregion mit sauberer Energie versorgt.

Dennoch wird der Ausbau von Ökostrom in ACT weiter vorangetrieben, da auch Heizungen und Verkehr vollständig mit Ökostrom elektrifiziert werden sollen. Bereits heute liegt der Anteil der E-Mobile in Canberra mit 20 Prozent weit über dem Landesdurchschnitt.

Bewohner von Canberra sind Profiteure von 100 Prozent Ökostrom

Auch in Australien steigen die Inflation sowie die Erdgas- und Kohlepreise, was zu steigenden Strompreisen führt. Im kommenden Jahr werden in Australien daher Strompreiserhöhungen von 20 bis 27 Prozent erwartet.

Nicht so in Canberra. Dank der vollständigen Versorgung mit günstiger Solar- und Windenergie liegt die Strompreiserhöhung dort bei nur 4,2 Prozent und damit sogar unter der Inflationsrate. Dadurch spart ein durchschnittlicher Haushalt in Canberra 225 US-Dollar pro Jahr.

Im angrenzenden Bundesstaat New South Wales, der weiterhin stark von Erdgas- und Kohleverstromung abhängig ist, muss ein Haushalt hingegen im kommenden Jahr mit einer durchschnittlichen Strompreiserhöhung von 747 US-Dollar rechnen. Einen besseren Beleg für die kostendämpfende Wirkung von Ökostrom kann es nicht geben.

Canberra zeigt auch, wie schnell eine 100-prozentige Ökostromversorgung verwirklicht werden kann, wenn eben nicht wie in Deutschland das exponentielle Wachstum des Ökostromausbaus durch kontraproduktive Gesetzesänderungen, wie beispielsweise Umstellungen auf Ausschreibungen, gebremst wird.