5 Mythen über Wärmepumpen im Faktencheck
Wärmepumpen sind laut, teuer und funktionieren nicht im Winter? Wir gehen den beliebtesten Vorurteilen gegenüber der neuen Heizmethode auf den Grund.
Die Bundesregierung treibt die Wärmewende voran und setzt auf erneuerbare Energien. In der Diskussion der letzten Monate spielt die Wärmepumpe eine besondere Rolle. Wird das sogenannte Heizungsgesetz beschlossen, dürften sie ab nächstem Jahr in vielen Häusern Einzug halten.
Das Besondere an diesen Anlagen: Sie nutzen die Erdwärme, das Grundwasser oder die Umgebungsluft als Wärmequelle. Werden sie mit Strom aus erneuerbaren Quellen betrieben, macht sie das besonders nachhaltig.
Volker Quaschning, Professor für Regenerative Energiesysteme an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin, hob die Effizienz der Wärmepumpen gegenüber anderen Technologien hervor.
"Im Wärmestrahler wird der Strom nur eins zu eins umgesetzt, eine Wärmepumpe macht dagegen aus einer Kilowattstunde Strom bis zu vier Kilowattstunden Wärme", sagte der Experte. Dies gelinge, indem zusätzlich Umgebungswärme gewonnen werde. Trotz des energetischen Vorteils kursieren zahlreiche Mythen über diese Technologie. Einige seien an dieser Stelle vorgestellt.
Mythos 1: Wärmepumpen eignen sich nur für Neubauten oder komplett sanierte Gebäude
Das ist nicht richtig. Darauf wies das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) in einer Artikelreihe hin. Es sollte immer versucht werden, den Energiebedarf eines Bestandsgebäudes zu reduzieren, aber Häuser müssten nicht umfassend saniert werden.
Laut "Zukunft Altbau", einem vom Land Baden-Württemberg finanzierten Informationsprogramm, reichen in bestehenden Gebäuden oft einzelne Dämmmaßnahmen aus. Manchmal müssen demnach auch nur größere Heizkörper eingebaut werden. "Viele ältere Häuser können so mit maximalen Heizungsvorlauftemperaturen von weniger als 55 Grad Celsius ausreichend beheizt werden."
Mythos 2: Wärmepumpen funktionieren nur mit einer Fußbodenheizung
Dem widerspricht das Fraunhofer ISE. Dass Wärmepumpen nur mit einer Fußboden- oder Wandheizung einsetzbar wäre, sei nicht nur physikalisch falsch. Diese These werde "auch von tausenden, mit Heizkörpern realisierten Wärmepumpensystemen widerlegt".
Heizkörper erfordern nicht zwangsläufig "sehr hohe" Vorlauftemperaturen. In unserer Feldstudie hat nur eine Handvoll der Luft/Wasser-Wärmepumpenanlagen, die ausschließlich mit Heizkörpern ausgestattet waren, mittlere Heizkreistemperaturen von über 45°C erreicht. Bei der Mehrheit der Anlagen lagen die Temperaturen sogar unter 40°C.
Forschungsblog des Fraunhofer ISE
Mythos 3: Wärmepumpen funktionieren nicht bei winterlichen Temperaturen
Auch bei Minustemperaturen heizen Wärmepumpen noch reibungslos. Das Fraunhofer ISE weist etwa auf die Erfahrungen aus Skandinavien. Dort seien Anlagen auf dem Markt, mit denen Häuser auch bei Außentemperaturen von –25 Grad Celsius geheizt werden können.
Aber auch in Feldversuchen in Deutschland konnten die Forscher dies nachweisen. Selbst bei "kalter Witterung konnte aus jede Kilowattstunde Strom aus der Umgebungsluft mehr als doppelt so viel Wärme gewonnen werden".
Auch Jörg Knapp vom Fachverband Sanitär-Heizung-Klima Baden-Württemberg erklärte laut "Zukunft Altbau", dass Wärmepumpen "auch bei zweistelligen Minusgraden kein Problem" hätten, ein Haus zu beheizen. Selbst ein ungedämmtes Haus werde im Winter warm, nur der Stromverbrauch steige bei extremer Kälte an.
Mythos 4: Mit Wärmepumpen zu heizen ist viel zu teuer
Hier spielen die Gesamtkosten eine entscheidende Rolle. Beim Kauf sind Wärmepumpen im Vergleich zu Gasheizungen deutlich teurer. Laut "Zukunft Altbau" liegen die Anschaffungs- und Installationskosten im Schnitt zwischen 30.000 und 45.000 Euro. Eine Gasheizung koste dagegen nur rund 15.000 Euro.
Die Wirtschaftlichkeit hängt bei einer Lebensdauer in hohem Maße von den Betriebskosten ab. Das Fraunhofer ISE hatte dazu verschiedene Szenarien durchgerechnet und einen klaren Kostenvorteil für die Wärmepumpe festgestellt. Im Vergleich mit dem Betrieb einer Gasheizung könnten heute schon bis zu 4.000 Euro im Jahr eingespart werden.
Sollten die Gaspreise wieder steigen, könnte das Pendel noch weiter zugunsten der Wärmepumpe ausschlagen. Wird zudem noch Strom aus der heimischen Solaranlage genutzt, liegt der Kostenvorteil klar auf der Seite der Wärmepumpe.
Mythos 5: Wärmepumpen sind viel zu laut
Das hängt von der Art der Wärmepumpe ab. Anlagen, die Erdwärme nutzen oder die Wärme aus dem Grundwasser gewinnen, sind praktisch nicht hörbar, wie "Zukunft Altbau" betont. Nur bei Luftwärmepumpen verursacht der Ventilator Geräusche.
Im Laufe der Jahre wurde die Technik bereits deutlich verbessert. Inzwischen gibt es Wärmepumpen, die unter Volllast nicht lauter als 30 Dezibel sind. Das entspricht etwa der Lautstärke eines Gesprächs im Flüsterton, heißt es bei "Zukunft Altbau".
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