5 Wochen auf Verdacht in Einzelhaft
Was einen Deutsch-Marokkaner widerfuhr, der in den USA eine Flugschule besuchen wollte
Schon seit Wochen wurde über die Massenfestnahmen auf Verdacht in den USA nach dem 11.September berichtet (Liberty Dies by Inches). Oft reichte ein arabisch klingender Name aus, um für unbegrenzte Zeit im Gefängnis zu verschwinden. Menschenrechtsorganisationen in den USA und im Ausland kritisierten diese jeglichen Grundrechten zuwiderlaufende Praxis (Alles in Ordnung). Doch sie fanden kaum Gehör.
Jetzt wurde bekannt, dass auch ein in Darmstadt lebender Deutsch-Marokkaner ins Visier der Behörden geriet. Hossain El-Quariachi hatte schon vor dem 11.September geplant, in den USA eine Flugschule in Las Vegas zu absolvieren. Doch dazu sollte es nicht kommen. Schon bei der Einreise am 12.Oktober wurde er in Pittsburgh von Sicherheitskräften festgenommen und sofort ins Gefängnis gebracht, wo er fünf Wochen in Einzelhaft zubringen musste. Jeglicher Kontakt mit anderen Häftlingen war ihm verboten. Als sich herausstellte, dass er weder Kontakt zu islamischen Gruppen hatte, noch irgend etwas mit den Anschlägen vom 11.September zu tun hatte, wurde Quariachi aber nicht freigelassen, sondern wegen Visumsbetrug zu einer Haftstrafe von sechs Monaten verurteilt. Der Darmstädter hatte bei der Einreise schlicht Urlaub als Aufenthaltsgrund genannt und den Flugunterricht nicht angegeben.
Erst als sich deutsche Freunde für ihn einsetzten und für Quariachis politische Zuverlässigkeit bürgten, wurde er vorzeitig freigelassen. In Deutschland wandte er sich dann an die Öffentlichkeit. Denn seine Strafe ist mit der Freilassung noch nicht beendet. Weil er jetzt in den USA als vorbestraft gilt, kann er keine Pilotenausbildung in den USA mehr absolvieren.
Nach Angaben des Hessischen Rundfunks, der den Fall an die Öffentlichkeit brachte, wurde Hossain El-Quariachi wegen seines arabisch klingenden Namens im Zuge der Rasterfahndung schon vor dem USA-Flug überprüft (Eene meene muh: Rasterfahndung in Deutschland - Teil 1. US-amerikanische und deutsche Behörden seien bei Flugschulen vorstellig geworden und sind so auf den Darmstädter aufmerksam geworden. Doch die deutsche Kriminalpolizei hatte keine Bedenken und stimmte der Ausreise des Darmstädters ausdrücklich zu.
Dass er dann doch Bekanntschaft mit den US-Gefängnissen machen musste, liegt aber ganz im Kalkül der neuen Fahndungsmethoden. Schließlich ist man ja nach der Theorie des extremistischen Schläfers, der plötzlich zuschlägt, besonders auf der Suche nach politisch unauffälligen Personen, die sich nie eines politischen Vergehens schuldig gemacht haben. Wenn sie dann noch einen arabischen Namen tragen und in den USA Flugunterricht nehmen wollen, sind sie wohl ein Fall für die Justiz.