50 Jahre nach Kriegsende: US-Militärhilfe in Vietnam und Laos eingestellt

Susan Hammond, Sera Koulabdara
Schild das vor einer Mine warnt

Auch 50 Jahre nach Ende des Vietnamkriegs dauert die Minenräumung in Kambodscha, Laos und Vietnam an

(Bild: Photo Nature Travel/Shutterstock.com)

Trotz Hilfen beim Minenräumen leiden südostasiatische Länder weiter unter den Folgen des Vietnamkriegs. Jüngster US-Hilfsstopp fordert neue Opfer. Ein Gastbeitrag

Fünf Jahrzehnte nach dem Ende des Vietnamkrieges kämpfen die Menschen in Vietnam, Laos und Kambodscha noch immer mit dessen Folgen – unter anderem mit der Räumung nicht explodierter Landminen und Blindgänger aus US-Beständen. Bis Präsident Donald Trump kürzlich die US-Auslandshilfe einfror.

Einstellung der Hilfsgelder

Susan Hammond und Sera Koulabdara
Unsere Gastautoren Susan Hammond und Sera Koulabdara
(Bild: RS )

Kurz nach Bekanntgabe des 90-tägigen Hilfsstopps durch die Trump-Administration am 20. Januar wurden von den USA finanzierte Programme, darunter auch Minenräuminitiativen in Laos, auf Eis gelegt. Seither gab es vier Unfälle mit sechs Verletzten und drei Toten, darunter ein 15-jähriges Mädchen – Opfer eines Krieges, der vor über 50 Jahren endete.

Zwar ordnete ein Bundesrichter am 13. Februar an, das Einfrieren der Gelder wieder aufzuheben. Nach Angaben der lokalen Behörden werden die Minenräumer in Vietnam, Laos und Kambodscha jedoch weiterhin an ihrer Arbeit gehindert, um den Anordnungen der US-Regierung Folge zu leisten.

Für Kambodscha wurde im März eine Ausnahmegenehmigung zur Wiederaufnahme der Zahlungen in Höhe von 6,36 Millionen US-Dollar bis November 2025 erteilt. Die Schäden, die durch die Unterbrechung der Minenräumung entstanden sind, sind jedoch bereits sichtbar: Bei einem Unfall kamen zwei Kleinkinder ums Leben.

Die von den USA unterstützten Minenräumteams mussten ihre Arbeit einstellen und dürfen die von den USA finanzierten Geräte und Fahrzeuge nicht mehr benutzen. Betroffen sind 1000 Minenräumer in Vietnam. In Laos gingen in den letzten zwei Wochen über 100 Anrufe bei der Minenhotline ein.

Trotz 4000 ausgebildeter Fachkräfte kann aufgrund des Erlasses niemand reagieren. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis verzweifelte, ungeschulte Dorfbewohner versuchen, die Blindgänger selbst zu entschärfen.

13 Millionen Tonnen Kampfmittelrückstände

Behinderte Kinder in Vietnam – darunter auch Opfer des Entlaubungsmittels Agent Orange –, deren von Usaid finanzierte tägliche Rehabilitationsbehandlungen eingestellt wurden, drohen Muskelversteifungen. Ohne Therapie wird der Entwicklungsfortschritt stagnieren, manche werden ihre Mobilität nie wieder erlangen.

Seit Jahrzehnten widmen sich US-Programme dem Erbe des Krieges. Dabei werden nicht nur Leben gerettet und gefährdete Gemeinschaften unterstützt, sondern auch diplomatische Fortschritte erzielt. Auslandshilfe ist keine Wohltätigkeit, sondern eine strategische Investition.

Die Unterstützung der Vereinigten Staaten in Südostasien wurde stets parteiübergreifend befürwortet, da sie klare, greifbare Vorteile mit sich brachte: mehr Sicherheit, wirtschaftliche Stabilität und engere bilaterale Zusammenarbeit.

Priorität hatte zunächst die Rettung vermisster US-Soldaten. Diese Bemühungen begannen 1985 mit der Entsendung eines ersten Untersuchungsteams nach Laos, um die sterblichen Überreste von 13 Soldaten eines 1972 abgestürzten Militärflugzeugs zu bergen.

Im Laufe der Jahre wurden diese Bergungsmissionen ausgeweitet. Bis heute konnten 1046 der 2634 Vermissten in Vietnam, Laos und Kambodscha geborgen werden.

Diese Zusammenarbeit legte den Grundstein für die Bewältigung der komplexeren Herausforderungen im Zusammenhang mit Blindgängern und Agent Orange. Der Prozess war nicht einfach, aber es wurden große Fortschritte bei der Räumung von mindestens 13 Millionen Tonnen explosiver Kampfmittelrückstände erzielt, die das Land überzogen und seit Kriegsende in den drei Ländern fast 200.000 Opfer gefordert haben.

Über Laos, dem bevölkerungsmäßig am stärksten bombardierten Land der Welt, wurden 2,5 Millionen Tonnen Munition abgeworfen – mehr als im gesamten Zweiten Weltkrieg über Deutschland und Japan zusammen. Dennoch wurden bis heute weniger als 10 Prozent dieser tödlichen Überreste geräumt.

1989 startete Usaid mit dem Leahy Fund for War Victims eine erste Nachkriegsinitiative, um ehemalige Veteranen der südvietnamesischen Armee und verletzte Zivilisten mit Prothesen zu versorgen.

Ab 1993 wurden humanitäre Minenräumteams finanziert, die Landminen und Blindgänger aus Dörfern in Vietnam, Laos und Kambodscha entfernten. Dadurch konnten wichtige Infrastruktureinrichtungen wie Ackerland, Schulen, Wohnhäuser und Krankenhäuser wiederhergestellt werden.

Als sich herausstellte, dass fast die Hälfte der Opfer Kinder waren, begannen Usaid und das US-Außenministerium auch, Aufklärungsprogramme in Schulen zu finanzieren. Die Kinder lernten, die tödlichen Überreste des Krieges nicht zu berühren und Erwachsene zu informieren, damit diese die Minenräumer alarmieren.

Diese Maßnahmen führten zu einem dramatischen Rückgang der Opferzahlen. In Laos gingen die Fälle von 300 vor 2008 auf 60 oder weniger in den letzten zehn Jahren zurück. Angesichts der positiven Ergebnisse finanzieren die USA inzwischen Programme in mehr als 125 Ländern.

Agent Orange

Das einst umstrittene Thema Agent Orange hat sich in den letzten 20 Jahren zu einer Kooperation zwischen den USA und Vietnam entwickelt. Über Usaid und andere Behörden wie das Pentagon investierten sie in die Dioxin-Sanierung ehemaliger Militärstützpunkte und in die medizinische Versorgung Zehntausender schwerbehinderter Vietnamesen in verseuchten Gebieten.

Ähnliche Initiativen waren in Laos angelaufen, wurden aber durch den Stopp der Hilfsgelder unterbrochen – eine Generation von Kindern mit angeborenen Fehlbildungen bleibt vermutlich ohne die dringend benötigte Hilfe.

Wie diese Beispiele zeigen, kann der strategische Einsatz von Auslandshilfe nicht nur Leben retten, sondern auch Versöhnung fördern, was den USA die Zusammenarbeit in vielen anderen Bereichen ermöglicht, darunter Verteidigung, Wirtschaft und zwischenmenschliche Kontakte.

Die Abwanderung erfahrener Usaid-Fachkräfte vernichtet wertvolles institutionelles Wissen. Den Schwächsten Dienstleistungen vorzuenthalten, ist nicht nur ein Mangel an Fürsorge, sondern gefährdet Leben.

Seit 1989 haben die USA gut 1,5 Milliarden Dollar in die Beseitigung von Blindgängern, Agent-Orange-Folgen und kriegsbedingten Behinderungen in Südostasien investiert. Zum Vergleich: In heutigen Preisen entspricht dies in etwa den Kosten von sechs Kampftagen im Vietnamkrieg.

In diesem Jahr jährt sich nicht nur das Kriegsende zum 50. Auch die diplomatischen Beziehungen zwischen den USA und Vietnam bestehen seit 30 Jahren. Außerdem wird der 40. Jahrestag der Zusammenarbeit mit Laos bei der Suche nach Vermissten und der 75. Jahrestag der Aufnahme von Beziehungen gefeiert.

Die Beziehungen zu den drei Ländern wurden durch die gemeinsame Überwindung der Kriegswunden und die Hoffnung auf eine neue Ära des Friedens aufgebaut. Diese Errungenschaften können über Nacht verloren gehen. Washington riskiert, der Welt eine ernüchternde Botschaft zu senden: Amerikas Wort ist wertlos, seine Verpflichtungen sind flüchtig und seine moralische Führung ist käuflich.

Außenminister Rubio sollte umgehend dafür sorgen, dass die bereits zugesagte Hilfe wieder aufgenommen wird, bevor die USA Jahrzehnte des Fortschritts und des Vertrauens verlieren.

Susan Hammond die Tochter eines US-amerikanischen Vietnam-Veteranen, arbeitet seit 1995 in Vietnam, Laos und Kambodscha mit der Organisation "Find for Reconciliation and Development" zusammen. Sie ist außerdem die Gründerin des "War Legacies Project".

Sera Koulabdara ist CEO von Legacies of War, einer Organisation, die sich auf die Beschaffung von Mitteln und die Sensibilisierung für humanitäre Minenräumung, Opferhilfe und Aufklärung über Explosionsrisiken konzentriert.

Dieser Text erschien zuerst bei unserem Partnerportal Responsible Statecraft auf Englisch.