9/11: US-Regierung gibt sich lernresistent
Seite 2: Ist Saudi-Arabien in die 9/11-Anschläge verwickelt?
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Ungeklärt ist weiter, welche Drahtzieher hinter den Anschlägen steckten. Jedem ist klar, dass Saudi-Arabien, woher auch 15 der 19 Terroristen in den Flugzeugen stammten, eine Rolle spielte, die von der Bush-Regierung und den folgenden Regierungen aber vor der Öffentlichkeit verborgen bleiben sollte (9/11: Mühsame Aufklärung über saudische Mitwirkung).
Joe Biden hat im Vorfeld am 3. September eine Anordnung erlassen - um Proteste von Opfern und Opferangehörigen zu vermeiden, die einen Prozess gegen Saudi-Arabien führen -, dass das Justizministerium und andere Behörden die Veröffentlichung von geheimen Dokumenten der FBI-Untersuchung Operation Encore innerhalb von sechs Monaten prüfen soll.
Damit war schon vorgesorgt, dass vielleicht zum 11.9. lediglich ein 16-seitiges FBI-Dokument vorliegt, das allerdings möglicherweise dien Zusammenfassung der Ergebnisse der Operation darstellt.
Die geschwärzten Teile des Berichts der 9/11-Kommission, die sich auf Saudi-Arabien beziehen, werden damit weiterhin geheim gehalten. Und Biden äußerte schon Vorbehalte, die erahnen lassen, dass vieles weiter aus Gründen des angeblichen Schutzes der nationalen Sicherheit geheim bleiben wird.
Das FBI untersuchte etwa die Beziehungen zwischen saudischen Regierungsangehörigen und zwei der Selbstmordattentäter vor dem Anschlag in Kalifornien: Khalid al Mihdhar und Nawaf al Hazmi. Angeblich sollen Beweismittel 2007 vom FBI archiviert oder zerstört worden sein.
Die saudische Botschaft in den USA erklärte am 8. September, dass jede Anspielung, Saudi-Arabien sei in die 9/11-Angriffe verwickelt, falsch ist und verbreitet durchsichtige Lügen: "Saudi-Arabien kennt das Böse, das al-Qaida durch seine Ideologie und Aktionen darstellt, nur zu gut … Neben den USA hat das Königreich alles unternommen, um die Männer, das Geld und die Einstellung zum Terrorismus und Extremismus in all ihren Formen zu bekämpfen." Man setzte auf die "volle Deklassifizierung aller Dokumente", um die "grundlosen Behauptungen über das Königreich ein für allemal zu beenden".
Man muss davon ausgehen, dass Saudi-Arabien mit seinem besonderen Verhältnis zu den USA genügend Druck aufgebaut hat und weiß, dass vieles im Dunklen bleiben wird. Bekannt ist freilich, dass al-Qaida zumindest bis 2001 Gelder aus Saudi-Arabien meist über Stiftungen erhielt, an denen teils die saudische Regierung beteiligt war.
Nach der 9/11-Kommission konnte aber eine direkte Finanzierung durch den saudischen Staat nicht nachgewiesen werden. Ex-Justizminister William Barr lehnte im April 2020 eine Veröffentlichung von diesbezüglichen Dokumenten wegen vermeintlicher Gefährdungen der nationalen Sicherheit ab. Biden kuschelt nicht so mit den Saudis, aber einen Bruch wird er auch nicht riskieren. Wirkliche Aufklärung wird man nicht erwarten können.
Der Artikel ist zuerst bei Krass & Konkret erschienen.