Abenteuerlust
Aktuelle Point-And-Clicks von Retro bis modern
In den letzten Wochen sind vier sehr unterschiedliche Point-And-Click-Adventures erschienen: Das deutsche Studio Daedalic ("Edna bricht aus") ist inzwischen Garant für anspruchsvoller Rätselkost und bringt mit "The Night oft he Rabbit" ein magisches Adventure mit kindlichem Charme und knackigen Rätseln. "The Inner World" ist das erste Point-And-Click des Ludwigsburger Studio Fizbin. Die "Dracula"-Serie der französischen Entwickler Kheops Studio geht derweil in die vierte Runde. Das Adventure-Urgestein "Leisure Suit Larry" erhält dank N-Fusion Entertainment ein Comeback.
Märchenhafte Zauberwelt in "The Night of the Rabbit"
Jerry Haselnuss träumt wie viele Zwölfjährige von großen Abenteuern. Sein größter Wunsch ist es ein Magier zu werden. Auf den Spuren des weißen Hasen Marquis de Hoto gelangt er über einen Baum, der als Portal zwischen den Welten fungiert, in den mysteriösen Mauswald. Der Marquis unterrichtet den Jungen in der Kunst des Zauberns, aber bald wird dem Schüler klar, dass die bunte Welt im Zauberwald und damit auch seine reale Welt in Gefahr ist und er sie retten muss.
Die Geschichte von Daedalics The Night of the Rabbit ist märchenhaft und erinnert nicht nur wegen des weißen Langohrs an Lewis Carrolls Alice im Wunderland. Die handgezeichnete Grafik gibt dem Spiel einen durchaus kindlichen Touch. Daedalics Point-And-Click ist aber alles andere als ein Kinderspiel. Nach einer sanften Einführung zeigt das Adventure beim Betreten des Mauswaldes seine Komplexität.
Dabei startet Jerrys Magierlaufbahn scheinbar simpel: Er soll eine Party vorbereiten, Blausaft besorgen und Einladungen verschicken. Selbstredend ist das alles nicht so einfach wie es scheint: Die Zwerge haben die Saftproduktion eingestellt, der Postbote ist verschwunden und zu allem Überfluss ist dessen Fahrrad eingefroren. Mit schöner Regelmäßigkeit blockieren neue Probleme das Vorankommen. Bis die Party schließlich steht, sind einige Stündchen Spielzeit ins Land gegangen. Und erst danach beginnt die eigentliche Ausbildung, in deren Verlauf Jerry den Portalbaum benutzt um andere Welten zu besuchen.
Die Rätsel folgen dem üblichen Point-And-Click-Schema. Es gibt jeweils genau eine Lösung, die der Spieler finden muss. Ein Tagebuch hilft wie bei Rollenspielen, indem es die offenen Aufgaben anzeigt. Die richtige Reihenfolge zu erkennen ist ein wichtiger Teil der Lösung.
Daedalics Adventure macht es dem Spieler nicht immer leicht den Überblick zu behalten. Jerry kann viele Gebiete bereisen und trifft auf zahlreiche Charaktere. Die Rätsel sind zwar stets logisch, aber an einigen Stellen sehr um die Ecke gedacht. Zudem sollte der Spieler aufmerksam darauf achten, was beim Erfüllen einer Aufgabe passiert. Wenn beispielsweise der Empfänger eines Briefes den Umschlag achtlos liegen lässt, hat Jerry mit dem Übergeben des Schreibens zwar die eine Aufgabe erfüllt, benötigt das vermeintliche Abfallprodukt aber für ein anderes Rätsel.
"The Night oft he Rabbit" ist ein anspruchsvolles Point-And-Click, das vor allem Adventure-Veteranen anspricht. Es verlangt dem Gamer neben dem Lösen von Aufgaben vor allem einiges an Geduld ab. So mag er sich gelegentlich dabei ertappen, alle Gebiete abzuklappern und auch noch so unwahrscheinliche Kombinationen auszuprobieren, um zu entdecken, dass er einen entscheidenden Zwischenschritt übersehen hatte. Hat er diesen gefunden, fallen die restlichen aktuellen Hindernisse oft wie Dominosteine.
Inhaltlich beweist das Team von Daedalic nach Spielen wie Edna bricht aus (vgl. Das geht nicht mit rechten Dingen zu), Deponia (vgl. Kopfspiele) und The Whispered World (vgl. Selbst schuld, dass die Welt untergeht?) erneut, dass es ein Meister des Geschichten-Erzählens ist. Der Spieler möchte schon deshalb die Aufgaben lösen um zu sehen, wie die Story voran geht. Die grafische Gestaltung vervollständigt den herausragenden künstlerischen Eindruck. Für knappe 30,- Euro ist das Adventure umfangreich. Wie bei Point-And-Clicks üblich, gibt es trotz einiger Minigames nach dem Durchspielen der Story allerdings wenig zu erledigen.
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