Absurde Logik: USA besteuern eigene Militärbasen in Griechenland

Wassilis Aswestopoulos
Öltropfen an Benzinzapfhahn und an Olivenölflasche. Dahinter Zoll-Schild

Die USA planen neue Strafzölle auf griechische Waren. Besonders betroffen: Treibstoff aus griechischen Raffinerien. Ausgerechnet US-Militärbasen wären die Leidtragenden.

Zu den aktuellen Diskussionen über die von US-Präsident Donald Trump verhängten Zölle sind bisweilen bizarr. In Griechenland wird es nun so präsentiert, als habe Premier Kyriakos Mitsotakis mit einem Beitrag beim Alt-Right-Medium Breitbart zum aktuellen Moratorium für die US-Strafzölle beigetragen.

Muss man sich, um bei Trump Gehör zu finden, an seine Lieblingsmedien wenden? Oder wollte Trump am Ende Strafzölle zu seinen eigenen Ungunsten verhängen?

Wie findet man Trumps Gehör?

Die griechische Presse ist sich einig. Kyriakos Mitsotakis wählte am vergangenen Mittwoch Breitbart, um dort exklusiv an Donald Trump seine Botschaft zu den Zöllen zu übermitteln. Er soll damit, so heißt es in Griechenland, tatsächlich Erfolg gehabt haben. So gelang es ihm, "gehört zu werden".

Ähnlich wie die griechischen Medien sieht es auch Breitbart, das sich über die Aufmerksamkeit für den Exklusivbeitrag freut.

Trump wurde von Journalisten auf Mitsotakis und seine Meinung zu den Zöllen angesprochen und antwortete, "ich stimme zu, ich kenne ihn, er ist ein guter Mensch" sowie "ich schätze seine Aussagen." In der aktuellen weltpolitischen Lesart bedeutet dies offenbar, dass Trump sich zumindest oberflächlich mit dem griechischen Regierungschef und dessen Ideen beschäftigt hat. Wobei bahnbrechende Ideen in Mitsotakis' Beitrag fehlen.

Sein "auf europäischer Ebene besteht die Möglichkeit, im Handelsbereich eine Win-win-Lösung zu finden. Eine Lösung, die für beide Seiten von Vorteil ist. Das war meine Überzeugung von Anfang an, noch bevor die Zölle angekündigt wurden", unterscheidet sich nicht wirklich von den Vorschlägen der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.

Die Olivenöl-Falle

Das gesamte bilaterale Handelsvolumen lag 2024 bei 4,573 Milliarden Euro, 26,34 Prozent mehr als 2023. Dabei beliefen sich die Exporte Griechenlands in die USA gemäß den vorläufigen Daten der Statistikbehörde Elstat auf 2,411 Milliarden. Griechenland ist keine besonders große Volkswirtschaft, noch ist es ein exportorientiertes Industrieland.

Trotzdem trafen die angekündigten Zölle das Land hart. Bei einzelnen Branchen würden die Zölle existenzgefährdend wirken. So zum Beispiel beim Olivenöl, bei dem die griechischen Bauern in der Region mit ihren Kollegen aus der Türkei und Ägypten konkurrieren.

Sowohl die Ägypter als auch die Türken hätten, bei erheblich geringerem Lohnniveau, mit zehn Prozent Zollabgaben nur die Hälfte der auf griechisches Olivenöl und griechische Oliven erhobenen Abgaben von zwanzig Prozent zu tragen. Dabei stellen die USA für die griechischen Bauern einen sehr wichtigen Kunden dar.

Den Statistiken zufolge beliefen sich die griechischen Olivenexporte in die USA im Jahr 2024 auf 201,6 Millionen Euro, was etwa 26 Prozent der gesamten Olivenexporte (761 Millionen Euro) entspricht. Dabei hatten die Griechen verstärkt auf die USA als Handelspartner gesetzt, und die 2024 die Exporte von Oliven im Vergleich zum Vorjahr um 39 Prozent gesteigert.

Ein ähnliches Bild zeigt sich beim Olivenöl. George Economou, Unternehmensberater vom Verband der griechischen Olivenöl-Standardisierungsindustrie, betont gegenüber der Wirtschaftszeitung Oikonomikos Tachydromos:

Der US-Markt ist einer der wichtigsten Märkte für griechisches Olivenöl und absorbiert etwa 25 Prozent unserer Markenproduktexporte. In den letzten Jahren haben wir die 13.000-Tonnen-Marke überschritten, eine Menge, die uns zwar nicht stolz macht, uns aber dennoch optimistisch für bessere Ergebnisse in der Zukunft stimmt.

USA "importieren" Kraftstoff aus Griechenland

Hinsichtlich des gesamten Exportvolumens Griechenlands in die USA steht Olivenöl nur an achter Stelle der Top Ten. Auf dem ersten Platz sind für Außenstehende überraschend, raffinierte Erdölprodukte, vulgo Treibstoffe und Motorenöle. Sie machen 21 Prozent der griechischen Exporte in die USA aus.

Wieso sollten die USA, die selbst Erdöl fördern und exportieren, ausgerechnet aus Griechenland Kraftstoffe importieren? Zumal die aktuell genutzten griechischen Erdölvorkommen gerade mal bis zu 5.000 Barrel pro Tag liefern können.

Die Erklärung ist simpel. Die griechischen Reeder, die im Tanker-Business Weltmarktführer sind, haben selbst Raffinerien in Griechenland, wie zum Beispiel Motor-Oil der Reeder-Familie Vardinogiannis. Über griechische Raffinerien werden US-Militärbasen in Griechenland mit Kraftstoffen versorgt.

Die USA haben über die Nato-Partnerschaft hinaus mit Griechenland einen MDCA (Mutual Defence Cooperation Agreement) genannten gegenseitigen Militärpakt geschlossen. Die US-Militärstützpunkte Souda auf Kreta, in Volos und Larissa in Thessalien, sowie im Hafen von Alexandroupolis in Nordgriechenland dienen den USA als Dreh- und Angelpunkt für ihre Aktivitäten im Nahen Osten, aber auch im Schwarzen Meer.

Der US-amerikanische Staat ist selbst bester Kunde der griechischen Raffinerien und müsste theoretisch an sich selbst die Strafzölle zahlen oder alternativ die Kraftstoffe aus den USA selbst nach Griechenland verschiffen.

Bei Letztem wären sie dann höchstwahrscheinlich erneut Kunden in Griechenland – diesmal bei den Reedern. Das Beispiel zeigt, pars pro toto, die irrsinnig erscheinenden Verwicklungen rund um die von Trump als Allheilmittel gepriesenen Strafzölle.

Für Statistiker: die zehn wichtigsten Industrieexporte in die USA sind der Reihenfolge nach: raffinierte Erdölprodukte, verarbeitetes Obst und Gemüse, Aluminium, Zement, Flugzeugausrüstung, Speiseöle und Fette, Milchprodukte, weitere Nahrungsmittel, elektrische Maschinen und Geräte sowie Kunststoffplatten und -folien.

Im Gegenzug importierten die Griechen 2024 als Hauptprodukt aus den USA, das Russland als Lieferanten verdrängte, Erdgas im Wert von 1,17 Milliarden Euro. Es folgten Produkte zur Flugzeugausrüstung im Wert von 144 Millionen Euro, sowie raffinierte Mineralölprodukte für 101,4 Millionen Euro.

Weitere Industrieprodukte in der Top Ten sind Kunststoffe in Primärformen, kaltgewalzte, schmale Stahlbleche, organische Chemikalien, verarbeitete Früchte, Elektromotoren, Pharmapräparate sowie Mess- und Navigationsgeräte.