Ältester Verwandter des Kängurus gefunden

Fossil ist trotz seines Alters von 125 Millionen Jahren gut erhalten - Entwicklung der Säuger in ein neues Licht gerückt

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Zhe-Xi Luo und Kollegen haben, so ihr Bericht in Science in der Yixian Formation ein neues Tier gefunden: das Sinodelphys szalayi. Entgegen allen Befunden aus dieser Zeit, nämlich vor 125 Millionen Jahren, handelt es sich um ein ausgewachsenes Tier, das in Kreide eingebettet ist. Und noch etwas Besonderes hat der Fund: er unterscheidet sich von allen Plazentalen wie etwa den ebenfalls in der Yixian Formation entdeckten Eomaia.

Sinodelphys szalayi (Bild: Luo/CMNH)

Sinodelphy szalayi ist den Beuteltieren (Metatherian) zuzurechnen. Dafür sprechen der Skelettbau und die Zahnanlage. Für diesen Vergleich wurden insgesamt 84 Teile herangezogen und akribisch analysiert. Und so dürfte kein Zweifel mehr an den Ergebnissen bestehen. Der 25-40 g große Körper ist Ausdruck eines agilen Zeitgenossen, der auf Zweigen ebenso zu Hause war wie auf Bäumen und auf dem festen Boden. Der Name des neuen Tieres stammt aus dem Latein (sino), Griechischen (delphys = Uterus) und die Zusatzbezeichnung gab man ihm zu Ehren des Forschers F.S. Szalaye.

Sinodelphys szalayi in der Rekonstruktion. Der blaue Hintergrund weist ihn als Vertreter des Abends und der Nacht auf. (Bild: Mark A.Klingler/CMNH)

Was unterscheidet ihn von den plazentaren Säugetieren? Bei ihm verbleibt der Keimling zunächst zwar in der mütterlichen Gebärmutter. Mangels Ausbildung eines echten Mutterkuchens wird jedoch sein Blutgefäßnetz nicht mit dem der Mutter verbunden. Er ernährt sich zur Hauptsache vom Inhalt seines Dottersacks. Sobald sein Dottersack leer und sein Harnsack gefüllt ist, endet die Entwicklung des Keimlings innerhalb des mütterlichen Körpers.

Bei der Geburt ist das Beuteltier-Junge im Allgemeinen weniger als ein Gramm schwer. Überraschend weit entwickelt sind jedoch sein Geruchssinn und seine Vordergliedmassen. Mit deren Hilfe kämpft sich der Winzling von der Geburtsöffnung durch das Bauchfell der Mutter, bis er eine Zitze erreicht hat, die sich in der Regel innerhalb einer schützenden Hauttasche befindet. Es folgt nun der zweite Teil der Embryonalentwicklung, diesmal im mütterlichen Beutel. Die unmittelbare Verbindung von Mutter und Kind löst sich erst, wenn der junge Beutelsäuger ungefähr denselben Entwicklungsstand erreicht hat wie die Jungen der höheren Säuger bei ihrer Geburt.

Die Keimlingsentwicklung ist bei den Platentaren zweifellos ausgereifter als bei den Beutelsäugern. Dies mag einer der wesentlichen Gründe sein, weshalb die höheren Säuger beim Kampf ums Überleben in den meisten Teilen der Welt im Vorteil waren. In Afrika, Europa und Asien wurden die Beuteltiere vollständig verdrängt. In Amerika wurden sie stark unterdrückt: Nur gerade siebzig Arten haben den Konkurrenzkampf in der Neuen Welt bis heute überlebt. Unberührt vom Machtkampf mit den Plazentaren sind die Beutelsäuger vor allem im australischen Raum geblieben. Hier bilden Kängurus und wolfsartige Tiere die größten Tiere ihrer Herkunft.

Der Nachweis von Sinodelphys szalayi wirft vielfältige Fragen auf

Da ist einmal Gondwana, der Superkontinent, der Südamerika und Australien sowie Afrika und Indien miteinander verbunden hat und als "eigenständige Entwicklung" die Metatherians hervorbrachte. Die Funde aus Yixian weisen nun darauf hin, dass Laurasia, der andere Superkontinent, bestehend aus Europa, Asien und Nord Amerika, ebenfalls Beuteltiere aufweist. Diese lassen sich bis 144 Millionen Jahre zurückverfolgen, wobei die Trennung Nordamerikas gegen 200 Millionen Jahre erfolgte. Damit würden Studien zutreffen, die bei 173 Millionen Jahren die Entwicklung der Säuger (Metatherians und Eutherians) veranschlagen. Oder gar anhand der BRCA1 und IGF2 Receptor Proteinsequenzen: 180-192 Millionen Jahre für die Trennung in Metharian und Eutherian, und 237 Millionen Jahre für die Trennung in Monotreme und Therians.

Sinodelphys szalayi im Konzert der Entwicklungslinien (Bild: Mark A.Klingler/CMNH)

Zum zweiten zeigen diese Ergebnisse, dass Laurasia ebenfalls und weitaus früher als Australien beide Säugetiergruppen enthält und anfänglich offenbar die Entwicklung gleichrangig fördert. Kängurus und Hundeartige sind in Australien die größten ihrer Herkunft. Das ist nicht zu vergleichen mit dem Stammbaum der höheren Säuger.

Aber selbst in China gibt es zur gleichen Zeit Eomaja, den Vertreter der Plazentaren. Er unterscheidet sich nicht besonders von Sindodelphys szalayi, sondern ist nur hinsichtlich des spezifischen Körperbaus von diesem different.

Damit ist auf der Erde die Entwicklung der Beuteltiersäuger in ein neues Licht gerückt. Es haben sich zwei Linien nebeneinander entwickelt. Bevorzugt wurde offenbar die eutherische Richtung: vielleicht trotz der längeren Geburtszeiten, die den Schutz des Nachwuchses bei der Mutter brachten.