AfD vs. Bauhaus: Der alte Kampf um deutsche Identität

Katrin Schreiter
Ein Gebäude im Bauhaus-Stil vor blauem Himmel

Ein Gebäude im Bauhaus-Stil in Tel Aviv

(Bild: ColorMaker/Shutterstock.com)

Die AfD greift das Bauhaus als Symbol für verlorene deutsche Werte an. Eine Debatte, die bis in Weimarer Jahre zurückreicht. Ein Gastbeitrag.

In einer Zeit politischer Spannungen in Deutschland ist das Bauhaus – zweifellos eine der weltweit einflussreichsten Schulen für Architektur, Kunst und Design – zur Zielscheibe rechtsextremer Angriffe geworden.

Kommunistisches Bauhaus?

Hans-Thomas Tillschneider, Mitglied der rechtsextremen Alternative für Deutschland (AfD) und des Landtags von Sachsen-Anhalt, führte die wirtschaftlichen Probleme seiner Region auf die Bauhaus-Moderne zurück.

Seine unwahrscheinliche Diagnose ist eine Reaktion auf die "think modern"-Kampagne der konservativen CDU-Landesregierung, die Investitionen in die Region locken will und dabei die Bauhaus-Bewegung als Beispiel für lokal gewachsene Exzellenz anführt.

Um die wirtschaftliche Stagnation der Region zu überwinden, so Tillschneider, "müssen wir nicht modern, sondern konservativ denken". Bauhaus-Ideen lehnt er als von kommunistischer Ideologie durchsetzt ab. Mit diesen Angriffen begann Tillschneider eine Art Neuauflage des historischen Kulturkampfes um deutsche nationale Identität und soziale Ängste.

Das Bauhaus wurde 1919 von dem Architekten Walter Gropius in Weimar gegründet und seine Mitarbeiter teilten ein Programm des materiellen Utopismus. Dies drückte sich in einem forschenden Werkstattkonzept aus, das sich von traditionellen Lehrmethoden abwandte.

Solche avantgardistischen Praktiken rückten das Bauhaus politisch nach links, was es während der Weimarer Republik, der ersten (und gescheiterten) Demokratie Deutschlands, anfällig für ideologische Angriffe machte.

Debatte aus Weimarer Zeit

In der kontroversen Debatte um die nationale Identität nach dem Ende der Monarchie 1918 befanden sich die Bauhaus-Künstler in einer unbequemen Position zwischen zwei Denkschulen der Bildungselite.

Die eine Seite hatte sich der modernen Ästhetik (Impressionismus und Expressionismus) geöffnet. Die andere Seite – die Konservativen – umarmte dagegen einen künstlerischen Nationalismus, der sich mit der deutschen Einigung 1871 manifestiert hatte.

Für sie kam die "wahre Kunst" vom Volk und diente dazu, es zu loyalen Staatsbürgern zu erziehen. Ästhetisch fanden die Konservativen diese Werte im Weimarer Klassizismus ausgedrückt. Merkwürdigerweise handelte es sich angesichts der Betonung der Kunst des Volkes um eine eher exklusive, gehobene Form von Literatur, Theater und bildender Kunst.

Im Gegensatz dazu waren die Ideen des Bauhauses antibürgerlich, avantgardistisch und experimentell, während sie gleichzeitig die Bedeutung der Schaffung von Kunst postulierten, die für alle zugänglich und genießbar sein sollte.

Eine solche Demokratisierung des Stils war jedoch schwer zu erreichen, und das meiste, was das Bauhaus produzierte, blieb für die Massen unerschwinglich. Dennoch politisierten diese gegensätzlichen Visionen die Kultur der Zwischenkriegszeit.

1925 musste die Schule von Weimar nach Dessau (Sachsen-Anhalt) umziehen, nachdem sie ihre Finanzierung verloren hatte. Dies war das Ergebnis eines Streits mit den konservativen politischen Parteien, die damals die Stadt regierten.

In Dessau errichteten die Bauhaus-Lehrer ein Schulgebäude, das ihren modernen ästhetischen Prinzipien entsprach. Trotz wiederholter Versuche von Gropius, das Bauhaus mit dem Hinweis auf seinen ästhetischen Pluralismus zu entpolitisieren, gingen die internen Auseinandersetzungen um die Stellung der Architektur in Gesellschaft und Politik weiter.

Streitpunkt war das Konzept der "Neuen Sachlichkeit", das im Neuen Bauen seinen Ausdruck fand: modulares Bauen, das die industrialisierte Vorfertigung von Bauteilen in Abkehr vom traditionellen Handwerk einführte.

Schließlich verließ Gropius das Bauhaus und wurde durch den offen sozialistischen Architekten Hannes Meyer ersetzt. Nachdem er 1928 die Leitung übernommen hatte, repolitisierte er die Schule und rückte sie nach links.