Alternativlose USA: Jenseits von Biden und Harris gibt es nur krasse Irrationalisten?

Seite 2: Die große Krise in den USA: Ein Glaube geht verloren

Wie kann der Mann mit einem Drang zum Aktivismus, der Grenzen der Vernunft so locker hinter sich lässt, in den USA überhaupt als Präsidentschaftskandidat gehandelt werden?

Hier liegt das Problem. Man kann das als Ausdruck einer tief liegenden Krise in der politischen Psyche der USA sehen.

Noch im letzten Wahlkampf wollte der Außenseiter-Kandidat der Demokraten, Senator Bernie Sanders, das Gesundheitssystem in den USA grundlegend reformieren und demokratisieren. Universal Healthcare wurde zum Kampfruf von all jenen links der Partei der Demokraten, die noch an die Möglichkeit eines politischen Wandels durch kollektives politisches Handeln glaubten.

Kennedy steht für eine USA, in der dieser Glaube verloren gegangen ist. Hier sind es die pharmazeutischen Erzeugnisse selbst, die mit politischer Bedeutung aufgeladen worden, nicht das System, welches diesen zu unverhältnismäßigen Preisen an die Konsumenten vertreibt.

In dem vorherrschenden politischem Klima gilt Freiheit nicht mehr als Grundlage und Ergebnis politischen Handelns, sondern als Freiheit von Konsumentenscheidungen, egal wie dumm und gefährlich diese anmuten.

Robert F. Kennedy Jr. ist ein Radikal-Populist im Stile Trumps. Bisweilen äußert er aufgrund seiner Außenseiterstellung unbedarft legitime Bedenken am politischen Konsens in Washington. Jedoch zu einer Kritik an den soziopolitischen Machtstrukturen reicht sein Verständnis nicht aus, und so zieht er sich auf das Terrain der Verschwörungstheorien zurück.

In einer Welt, in welcher die Demokraten ihrer Wählerschaft etwas Besseres als das Biden-Harris Ticket anzubieten hätten, wäre dem Kennedy-Spross niemals so viel Aufmerksamkeit zuteilgeworden.