Altersarmut: Rund 18 Prozent der Rentner rutschen unter die Armutsgrenze
Der Trend setzt sich fort: Immer mehr alte Menschen rutschen in die Armut. Zwei Gruppen sind besonders betroffen. Vor allem in den Großstädten entstehen für sie erhebliche Probleme.
Altersarmut ist in Deutschland ein größer werdendes Problem: Inzwischen muss fast jeder fünfte Altersrentner mit weniger als 1.135 Euro im Monat auskommen. Das geht aus einer Antwort des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) hervor, die auf eine Anfrage der Linken-Fraktion im Bundestag gegeben wurde.
Von den knapp 20 Millionen Altersrentner in der Bundesrepublik sind 17,9 Prozent betroffen. Seit dem Jahr 2010 ist ein kontinuierlicher Anstieg der Altersarmut zu verzeichnen. Damals lag die Quote noch bei 12,6 Prozent. Seitdem verging kein Jahr, in dem es keinen Zuwachs gegeben hätte.
Besonders betroffen waren immer Frauen. Bei ihnen war das Armutsrisiko stets deutlich stärker ausgeprägt als bei Männern. Im Jahr 2010 erhielten 13,8 Prozent von ihnen eine Armutsrente und 2021 waren es 19,3 Prozent.
Frauen erhielten auch deutlich niedrigere Renten als Männer. Im Jahr 2021 erhielten Männer im Durchschnitt 1.304 Euro, so bezogen Frauen im Schnitt lediglich 832 Euro.
Nach dem von der Europäischen Union gesetzten Standard liegt die Armutsgrenze bei 60 Prozent des Medianeinkommens der privaten Haushalte. Wie das BMAS in seiner Antwort ausführte, lag die Armutsschwelle für einen Singlehaushalt im Jahr 2012 bei 870 Euro im Monat. 2021 lag sie bei 1.148 Euro.
"Fast jeder fünfte Altersrentner lebt in Armut", erklärte die senioren-politische Sprecherin der Linken-Fraktion, Heidi Reichinnek, gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Inflation und gestiegene Energiepreise würden zudem die mageren Renten immer mehr auffressen. Das könne nicht der Anspruch in einem der wohlhabendsten Länder sein.
Zudem explodieren in den Großstädten die Mieten, sodass viele Menschen sie sich im Alter nicht mehr leisten können. "Mehr und mehr Rentner sind daher auf Wohngeld angewiesen oder müssen ihren Wohnsitz verlassen", so Reichinnek. Und diese Verdrängung bestärke die Vereinsamung der älteren Generation.
Ohne eine Rentenreform wird das Thema Altersarmut auch in den nächsten Jahren noch präsent sein – und besonders betroffen wird Ostdeutschland sein. In Brandenburg etwa hat mehr als die Hälfte der Vollzeitbeschäftigten im Jahr 2021 so verdient, dass die Rente niedriger als 1.200 Euro beziehen würde.
Das ging aus einer Antwort des BMAS auf eine Anfrage des Linken-Fraktionsvorsitzenden Dietmar Bartsch hervor. Die Antwort wurde Ende Januar veröffentlicht.
Demnach würden 295.134 von 536.878 Vollzeitbeschäftigten nach 45 Arbeitsjahren eine Rente von weniger als 1.200 Euro erhalten. Außerdem erhielten etwa 30 Prozent von ihnen unter diesen Bedingungen weniger als 1.000 Euro.
Nach 40 Beitragsjahren sehe es für viele Vollzeitbeschäftigte im Land noch schlimmer aus: Etwa 65 Prozent der Beschäftigten würden weniger als 1.200 Euro Nettorente beziehen.
Die Unterschiede zu Westdeutschland, aber auch unter den Bundesländern seien teilweise erheblich. In Nordrhein-Westfalen hätten im Jahr 2021 rund 35 Prozent der Vollzeitbeschäftigten so wenig verdient, dass nach 45 Jahren eine Rente von weniger als 1.200 Euro zu erwarten wäre. In Baden-Württemberg waren es demnach rund 29 Prozent.
"Altersarmut trotz Maloche – das ist eine Frechheit", hatte damals Christian Görke, Bundestagsabgeordneter der Linken, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) erklärt. Für ihn sei das ein deutliches Zeichen dafür, dass die Ostdeutschen immer noch benachteiligt seien.
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