Aluminiumkrise: Droht jetzt der Kollaps der globalen Industrie?

Stahlwaggon in afrikanischer Einöde, darum rote Oxid-Erde aus Bauxit

Bauxitabbau in Guinea. Bild: Igor Grochev/ Shutterstock.com

Guinea blockiert Bauxitexporte. Aluminiumoxidpreise steigen rasant. Wie weit wird das westafrikanische Land gehen, um die Weltwirtschaft zu beeinflussen?

Ein Exportverbot für Bauxit aus Guinea treibt die Preise für Aluminiumoxid, den wichtigsten Rohstoff für die Aluminiumproduktion, derzeit massiv in die Höhe. Nach Angaben des Marktanalysten Fastmarkets ist der Preis für Aluminiumoxid in diesem Monat bereits um mehr als 20 Prozent gestiegen und nähert sich dem 2018er-Rekordwert von 707,75 US-Dollar, so die US-Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Marktanalysen.

Die Preisrallye sei auf eine Reihe von Lieferunterbrechungen in der globalen Lieferkette zurückzuführen. Der jüngste Schock ereignete sich Anfang des Monats, als Guinea die Bauxitexporte von Emirates Global Aluminium (EGA) blockierte und Panik unter den Käufern auslöste, die sich eilig mit Aluminiumoxid eindecken, heißt es in dem Bericht weiter.

Bloomberg bestätigt damit vorherige Berichte, etwa des Wirtschaftsmagazins Forbes, das schrieb:

In der Aluminiumlieferkette bahnt sich eine Krise an, da der Preis für den kritischen Bestandteil des Metalls, Aluminiumoxid, aufgrund von Engpässen auf ein Allzeithoch von 645 US-Dollar pro Tonne steigt, was fast einer Verdoppelung gegenüber den 330 US-Dollar/t Ende letzten Jahres entspricht.

Forbes

Infolgedessen gerät die Aluminiumindustrie in China, dem weltweit größten Produzenten dieses Industrie- und Baustoffs, unter Druck. China ist in hohem Maße von Bauxit aus Guinea abhängig, wie auch das Statistikportal statista.de bestätigt. Nun geraten die chinesischen Aluminiumhütten in Bedrängnis, weil die Preise für Aluminiumoxid in die Höhe schnellen.

Im schlimmsten Fall könnten Aluminiumhütten gezwungen sein, ihre Produktion zu drosseln, um Verluste zu begrenzen, was das Metallangebot verknappen und die Aluminiumpreise weiter steigen lassen würde.

Die Lagerbestände an Aluminiumoxid in chinesischen Häfen sind auf den niedrigsten Stand seit mindestens 2015 gefallen. Angesichts des raschen Verschwindens von Spot-Ladungen haben sich Händler und Hütten an andere Verkäufer auf den westlichen Märkten gewandt, von denen sie normalerweise nicht kaufen, so Insider laut der US-Nachrichtenagentur Bloomberg.

In einigen Fällen stehen die Käufer vor den Aluminiumhütten Schlange, so der Branchenanalyst Mysteel Global.

Schwindende Vorräte der Hütten

Der Handel mit Tonerdeterminkontrakten in Shanghai ist laut Bloomberg sprunghaft angestiegen und hat eine neue Gruppe eifriger Käufer angelockt, während Schmelzhütten und physische Händler sich beeilen, die schwindenden Vorräte aufzustocken.

"Der Markt war monatelang nur einen Unfall oder ein Ereignis von einer größeren Preisbewegung entfernt", sagt Duncan Hobbs, Forschungsleiter beim Metallhandelshaus Concord Resources Ltd. "Die Situation in Guinea hat den Anstoß für einen weiteren Preisanstieg gegeben und bereitet den Boden für einen engeren Markt und ein größeres Defizit."

Die jüngsten Turbulenzen zeigen einmal mehr, dass eine Handvoll Unternehmen und Länder einen unverhältnismäßig großen Einfluss auf eines der am meisten verbreiteten Metalle haben. Eine Welle chinesischer Investitionen in Guinea im letzten Jahrzehnt hat zu einem Anstieg der Bauxitproduktion in dem westafrikanischen Land geführt.

Die chinesische Industrie, die etwa 60 Prozent der weltweiten Tonerde- und Aluminiumproduktion stellt, bezieht inzwischen 70 Prozent ihres Importbedarfs aus Guinea – bereits 2021 hatten Fachmedien auf die hohe Abhängigkeit Chinas von Bauxit aus Guinea hingewiesen.

Die Besorgnis über die Dominanz Guineas bei Bauxit wurde durch einen Militärputsches im Jahr 2021 geschürt. Seitdem hat die regierende Militärjunta versucht, den Ressourcenreichtum des Landes zu nutzen, indem sie Bergbauunternehmen dazu zwang, auch im Inland in Tonerdeanlagen zu investieren.

Analysten gehen davon aus, dass die jüngsten Störungen in Australien und anderswo behoben werden, bevor die Hütten schließen müssen, primär wegen der damit verbundenen hohen Kosten. Weitere Störungen seien jedoch nicht auszuschließen, so Hobbs von Concord Resources ggenüber Bloomberg.