Ami Go Home in Peace

Obamas Auftritt in Berlin zeigt, dass er wie viele Harvard-Absolventen in einer Think-Tank-Panzerglaskugel lebt

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"Was ist der Unterschied zwischen Irak und Deutschland?" - "Im Irak ist die amerikanische Armee abgezogen."

Hinter Panzerglas zelebrierte Barack Obama noch einmal den hemdsärmligen "Yes we can!"-Oppositionsführer. Wenn er an der Regierung sei, so Obama, solle es Frieden in der Welt geben. Im Nahen Osten. Mit Russland. Ach, er war bereits an der Regierung? Macht nichts. Frieden klingt immer gut.

Eine Perle aus der kaum beachteten Rede von Obama: "Für mich beginnt Frieden mit Gerechtigkeit mit dem Beispiel, das wir zu Hause vorleben." Wenn alle Staaten also wie die USA die Hälfte ihrer Staatseinnahmen für Armee, Geheimdienste, Homeland-Security, Gefängnisse und Justiz ausgeben würden, könnte das die Gerechtigkeit befördern.

Obama: "Und die Helden, die vor uns auf den Plan treten, fordern uns nun auf, diesen hohen Idealen gerecht zu werden - für die jungen Menschen zu sorgen, die bei uns keinen Job finden können, für Mädchen, die im Ausland nicht zur Schule gehen dürfen."

In den USA dürfen Mädchen in die Schule gehen - falls sie sich das College oder die Universität leisten können. Und für joblose junge Männer sorgen ja in den USA wahl- und wechselweise Armee oder Gefängnis.

Obamas Auftritt in einem als Green Zone dekorierten Berlin zeigt, dass er wie viele Harvard-Absolventen in einer Think-Tank-Panzerglaskugel lebt, in der er weder von der Realität in seinem Land, noch vom "Ausland" irgendetwas mitbekommt.

Wir sollten Obama beim Wort nehmen: Wenn Frieden mit dem Beispiel anfängt, das man zu Hause gibt, dann sind weiblicher Schulgang und niedrige Jugendarbeitslosigkeit Beispiele, an denen man Obama messen könnte.

Am 28.4.2013 wurden 3.030.000 US-Schulabbrecher in den USA gezählt. Schulabbrecher sollen für 75% aller Verbrechen verantwortlich sein. 60 Prozent der schwarzen Schulabbrecher waren bereits im Gefängnis.

Der amerikanische Präsident könnte etwas dafür tun, dass es Frieden und Gerechtigkeit in den USA gäbe, anstatt im Ausland über Werte zu schwadronieren, die in den USA nur symbolischen Charakter haben.

Mit Drohnen, mit etwa 120 Militärbasen in 46 Staaten und weltweiten Abhöraktionen wird er die Situation vieler armer Amerikaner nicht verbessern (der Satz wurde verändert, d. Red.).

Und ernst nehmen kann man an den USA nicht die "Ideale" ihrer Präsidenten, sondern nur ihre wilde Entschlossenheit, auch weiterhin weltweit mit einem Billionenetat Boykotte und Kriege im Namen von Frieden und Gerechtigkeit anzuzetteln.