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Ampel-Zoff um Mehrwertsteuer: Wer ist schuld, wenn Kneipen sterben?

Claudia Wangerin

Die "Ampel" als Satireveranstaltung. Foto: Stefan MĂŒller (climate stuff) / CC BY 2.0

ErmĂ€ĂŸigter Steuersatz fĂŒr Gastronomie lĂ€uft aus. Kanzler Scholz versprach im Wahlkampf das Gegenteil. Wer wem die Schuld gibt und was die Branche fĂŒrchtet.

Ab Januar 2024 dĂŒrften die Preise in der Gastronomie deutlich anziehen – denn der ermĂ€ĂŸigte Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent gilt nur noch bis Ende dieses Jahres. Um die Folgen der Corona-Krise fĂŒr die Branche abzumildern, war er 2020 zunĂ€chst von 19 auf fĂŒnf Prozent gesenkt worden.

Im Januar 2021 wurde er um moderate zwei Prozentpunkte angehoben und sollte zunĂ€chst fĂŒr ein halbes Jahr gelten. Diese Regelung wurde dann aber bis Ende 2023 verlĂ€ngert [1]. Nicht zuletzt, weil sie 2021 Wahlkampfthema war: Der damalige Finanzminister und heutige Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte in der ARD-Wahlarena sogar den Eindruck erweckt hatte, den ermĂ€ĂŸigten Mehrwertsteuersatz dauerhaft beibehalten zu wollen.

"Ich habe dieser VerlĂ€ngerungsentscheidung zugestimmt in dem sicheren Bewusstsein: Das schaffen wir nie wieder ab", hatte Scholz damals erklĂ€rt. Dieses Versprechen fĂ€llt ihm jetzt auf die FĂŒĂŸe.

Lindner will nichts damit zu tun haben

Dass es nun keine weitere VerlĂ€ngerung gibt, daran will niemand so recht schuld sein – jedenfalls nicht ganz alleine. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) will seine Partei am liebsten ganz aus der Verantwortung nehmen: "Wenn alle Parteien an einem Strang gezogen hĂ€tten, wĂ€re eine weitere VerlĂ€ngerung drin gewesen", sagte er der Bild am Sonntag. "SPD und GrĂŒne hatten aber andere PrioritĂ€ten."

Das ließ SPD-Fraktionschef Rolf MĂŒtzenich im GesprĂ€ch mit dem Stern nicht auf seiner Partei sitzen. Er warf Lindner vor, sich von gemeinsamen Haushaltsentscheidungen zu distanzieren. "Eine faire Zusammenarbeit sieht anders aus", befand MĂŒtzenich. Zur Mehrwertsteuer fĂŒr die Gastronomie habe es eine einvernehmliche Lösung gegeben.

"Dieses Thema hat Herr Lindner dann einseitig von der Tagesordnung genommen." GrĂŒnen-Fraktionsvize Andreas Audretsch, sagte der Bild, in einer schwierigen Haushaltslage hĂ€tten viele Fragen und VorschlĂ€ge auf dem Tisch gelegen. "Entscheidungen treffen wir in der Ampel gemeinsam. Es ist kein guter Stil, wenn der Finanzminister nachher nichts mehr mit den BeschlĂŒssen zu tun haben will."

Die Branche jedenfalls befĂŒrchtet als Folge ein Kneipensterben, vor allem im lĂ€ndlichen Raum. Etwa in ThĂŒringen geht der GeschĂ€ftsfĂŒhrer des Deutschen Hotel- und GaststĂ€ttenverbands (Dehoga), Dirk Ellinger, davon aus, dass etwa fĂŒnf Prozent der Unternehmen dichtmachen mĂŒssten [2], wenn der Mehrwertsteuersatz wieder auf 19 Prozent steigt.


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Links in diesem Artikel:
[1] https://www.ihk.de/koeln/hauptnavigation/recht-steuern/mwst-senkung-fuer-die-gastronomie-bis-ende-2022-verlaengert--5114170
[2] https://www.merkur.de/deutschland/thueringen/dehoga-steigende-mehrwertsteuer-kostet-existenzen-zr-92680921.html