An diesen 9 Punkten wird Deutschland scheitern

Seite 3: 7. Deutschlands Schlüsselindustrie wird von China platt gemacht

Die Automobilindustrie ist noch eine Cashcow. 2022 erwirtschafteten die Unternehmen der Branche knapp 506 Milliarden Euro und beschäftigten ungefähr 734.000 Arbeitskräfte. Mehr als zwei Drittel der in Deutschland produzierten Fahrzeuge werden ins Ausland exportiert.

Der Produktionsstandort Deutschland verliert dank hoher Energie- und Personalkosten kontinuierlich an Attraktivität. Ifo-Präsidenten Fuest: "Ein Drittel der Produktion ist weg, und ob sie zurückkommt, weiß niemand".

Bald bricht die Billig-E-Auto-Welle aus China über Deutschland herein. Chinas Autobauer, die sich zumeist unter der staatlichen Kontrolle befinden, produzieren zu wesentlich niedrigeren Löhnen, bei laxeren Umweltvorschriften und mit wesentlich günstigerer Energie. Insbesondere auf dem E-Automarkt haben Deutschlands Autobauer den Anschluss verloren.

auto motor sport: "Sie (deutsche E-Autos) sind entweder zu teuer, zu wenig digital vernetzt oder können bei den wichtigen Daten nicht mit den chinesischen Konkurrenten mithalten."

Jetzt beginnt das Zeitalter von in Europa noch fast unbekannten Marken wie BYD, Geely, Nio, Xpeng und Great Wall. In China kostet die hochmoderne Mittelklasse-Limousine Seal von BYD (macht rund vier Prozent Umsatzrendite) umgerechnet ungefähr 25.000 Euro.

Das Mittelklasse-SUV ID.4 von Volkswagen (macht rund drei Prozent Umsatzrendite) kostet in Deutschland mit einer ähnlichen Ausstattung wie der BYD Seal mindestens 45.000 Euro. Der VW ist 20 Zentimeter kürzer und bei der Batterietechnik obendrein unterlegen.

Das wird auf Dauer nicht funktionieren. Die Autoindustrie in Deutschland wird erheblich schrumpfen und die Autobauer werden aus Kostengründen ihre Produktion zusehends und möglicherweise sogar, wie Unilever und Shell, die ihren Hauptsitz von den Niederlanden nach London verlagert haben, aus steuerlichen Gründen ihren Hauptsitz ins Ausland verlagern.

Fakt ist: China ist unaufhaltsam auf dem Weg zu dem Autoexporteur Nummer eins. Sobald Elektromotoren die Verbrennungsmotoren ersetzt haben, wird China den deutschen und europäischen Markt endgültig mit billigen E-Autos fluten und schlussendlich dominieren.

Die Neuordnung der Struktur der weltweiten Produktion wird eine neue Welle der De-Industrialisierung in Europa auslösen. Eine Verlagerung der Automobilproduktion wird noch größere Auswirkungen als die Abwanderung der Stahl-, Elektronik- oder Schiffbauindustrie in der Vergangenheit haben.

8. Nicht international wettbewerbsfähige Steuerpolitik

Hohe Arbeitskosten machen den Wirtschaftsstandort Deutschland für Arbeitgeber unattraktiv – und niedrige Nettoeinkommen der Arbeitnehmer für dringend benötigte Fachkräfte aus dem Ausland ebenso. Laut dem Bund der Steuerzahler betrug die Einkommensbelastungsquote im Jahr 2022 bereits rund 53 Prozent.

Abbildung: So viel bleibt von einem Euro – durchschnittliche Belastung eines Haushalts in Deutschland mit Steuern und Abgaben Quelle: Mittelstands- und Wirtschaftsunion

In Deutschland zahlen Firmen inzwischen rund zehn Prozentpunkte mehr Steuern als im EU-Durchschnitt. Der Spitzensteuersatz für Einkommen liegt bei 42 Prozent und fällt bereits bei über 62.810 Euro pro Jahr an. Einkommen ab 277.826 Euro pro Jahr werden mit 45 Prozent besteuert. In den USA beispielsweise greift der Spitzensteuersatz von 37 Prozent ab 539.900 US-Dollar.

Verdienen global dringend gesuchte Informatiker in der Schweiz oder den USA doppelt so viel oder auch oftmals noch wesentlich mehr wie in Deutschland bei wesentlich geringerer Steuerlast, dann sollte jedem klar sein, wie es um die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Deutschland steht.

Abbildung 12: Arbeitskosten im internationalen Vergleich Quelle: Neos Lab

Fakt ist: Deutschland hat ein leistungträgerfeindliches und international nicht wettbewerbsfähiges Steuersystem. Ohne Steuer- und Abgabensenkungen für Bürger und Unternehmen werden weder hoch qualifizierte Experten aus dem Ausland kommen, noch wird der Standort Deutschland für Unternehmen an Attraktivität gewinnen.

9. Fachkräftemangel und Migration

Mehr als die Hälfte der deutschen Unternehmen hat Schwierigkeiten, offene Stellen zu besetzen und das bei über 2,5 Millionen Arbeitslosen und Millionen an Zuwanderern in den vergangenen Jahren. Bereits 2022 fehlten in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – kurz: MINT – mehr als 340.000 Arbeitskräfte.

Die Boston Consulting Group erwartet, dass Deutschland bis zum Jahr 2030 rund 1,1 Millionen Fachkräfte in Informatik und Mathematik fehlen werden. Einerseits wanderten in den vergangenen Jahrzehnten Millionen zumeist un- und geringqualifizierte Menschen ein, während andererseits Hunderttausende Hochqualifizierte – drei Viertel der Auswanderer aus Deutschland haben eine Hochschulausbildung – auswanderten. Dieses Migrationsmodell kann und wird auf Dauer nicht funktionieren.

Fakt ist: Ohne Fachkräfte aus dem Ausland droht ein massiver Wirtschaftseinbruch, ein Verlust an Wertschöpfung und Wohlstand. Gegenwärtig ist Deutschland äußerst attraktiv für un- und niedrig qualifizierte Menschen und vollkommen unattraktiv für hoch und höchstqualifizierte Fachkräfte.

Agiert die Politik in puncto Energie-, Steuer- und Abgaben-, Digitalisierungs- und Bildungs- und Migrationspolitik weiter wie bisher, so wird sie weder das Problem des Fachkräftemangels noch das Problem der ungezügelten Migration un- und niedrig qualifizierter Menschen, mit Gewissheit nicht lösen.

Matthias Weik befasst sich seit über zwei Jahrzehnten mit dem Thema Finanzen, war Mitgründer der Friedrich & Weik Vermögenssicherung und ist Experte für Exitstrategien. Er zählt seit Jahren, mit sechs Bestsellern in Folge zu den verlässlichsten Bestseller-Autoren im Bereich Wirtschaft und Finanzen. Im März ist sein sechster Bestseller "Die Abrechnung" erschienen. Matthias Weik bezeichnet sich selbst nicht als Pessimist, Optimist sondern als Realist.

Web: www.matthias-weik.com;
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