Antisemitische und rassistische Hooligans des 1. FC Union Berlin
Seite 2: "Stimmungsbericht" des MfS
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In einem "Stimmungsbericht" der HA I des MfS wurden die Ansichten eines Leutnants der Militärpolitischen Hochschule (MPHS) wiedergegeben, die Informationen über die Krawalle am Alexanderplatz würden nicht übereinstimmen mit den Informationen, über die die "Politabteilung der MPHS" verfügte, denn bei den Ausschreitungen seien "auch Tote zu beklagen" gewesen, sowohl bei der DVP als auch bei Jugendlichen.13
Mark Brayne, seit 1977 Korrespondent der britischen Nachrichtenagentur Reuters in der DDR, berichtete am 12. Oktober 1977 von den gewalttätigen Auseinandersetzungen rund um den Alexanderplatz in Berlin, was die Zeitschrift Der Spiegel in seiner Ausgabe Nr. 47/1977 vom 14. November 1977 publizierte. Brayne gab an, dass drei Menschen getötet worden wären - ein Mädchen sei beim Sturz in den Luftschacht gestorben, ein Volkspolizist wäre erstochen worden und ein weiterer Volkspolizist wäre mit einem vollen Bierkasten erschlagen worden.
Am Ende des Artikels im Spiegel wurde auf eine "Parteiinterne Information" der SED hingewiesen, wonach nicht nur zwei Volkspolizisten bei den Unruhen getötet worden wären, sondern das auch zwei weitere Volkspolizisten ihren Verletzungen erlegen wären.14
Die weiteren "Untersuchungen konzentrierten sich auf die weitere Personifizierung von Rädelsführern und anderen Mittätern der Ausschreitungen am 7.10.1977". In der außerordentlichen Sitzung des Sekretariats der Bezirksleitung der SED Berlin am 10. Oktober 1977 wurden die Ausschreitungen vom 7. Oktober 1977 als "Ausdruck des Wirkens der verstärkten politisch-ideologischen Diversion des Gegners unter Jugendlichen" eingestuft, was sich auch in der "Zunahme rowdyhafter Handlungen" zeigte, d. h. die Schuldigen wurden im Westen verortet.
Der Bericht und die Schlussfolgerungen wurden dem "Generalsekretär des Zentralkomitees der SED, Genossen Erich Honecker" übermittelt.15
Schluss
Ähnliche Auseinandersetzungen wie in der zweiten Hälfte der 1980-er Jahre gab es also bereits in den 1970-er Jahren auch mit weniger Beteiligten. Besonders seitdem Arbeits-Migranten aus außereuropäischen Ländern (Algerien, Kuba, Mosambik, Vietnam usw. usf.) in die DDR kamen, begannen Pogrome und pogromartige Angriffe, die von zahlenmäßig großen Gruppen von Hooligans und Neonazis durchgeführt wurden.
Dabei kam es auch zu gewalttätigen Auseinandersetzungen, an denen Sicherheitskräfte beteiligt waren. Das Bemerkenswerte an diesen Vorgängen war, dass die SED, als alles dominierende politische Kraft, peinlich darauf bedacht war, diese Vorgänge herunterzuspielen und damit zu entpolitisieren, so ähnlich wie es bereits bei und nach den Geschehnissen in Berlin auf dem Alexanderplatz am 7. Oktober 1977 stattfand, als die Täter durch Politik, Justiz und Geheimpolizei zu randalierenden Hooligans, auch des 1. FC Union, herabgestuft wurden, denen politische Motivationen grundsätzlich abgesprochen wurden.