Antisemitismus als Waffe: Frankfurt cancelt Konzert von Roger Waters
Seite 2: "Teil eines beunruhigenden Musters in Deutschland"
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Der Angriff auf Waters durch den Frankfurter Stadtrat ist Teil eines beunruhigenden Musters im heutigen Deutschland. Der in Berlin lebende jüdische Fotograf Adam Broomberg, der für seine Arbeiten über die Grausamkeit und Irrationalität von Gewalt bekannt ist, geriet ins Visier des Antisemitismusbeauftragten der Stadt Hamburg, Stefan Hensel.
Hensel hat soziale Medien und verschiedene Zeitungen genutzt, um jeden, der die BDS-Bewegung unterstützt, als "antisemitisch" anzugreifen. Seine Kampagne gegen Broomberg erregte den Zorn des Fotografen, der in Südafrika geboren wurde und ein intimes und sehr persönliches Verständnis der Apartheid hat.
Broomberg erklärte gegenüber dem Kunstmagazin Hyperallergic, er sei über diesen Angriff bestürzt:
Dass ein Beauftragter für Antisemitismus seinen ersten und sehr heftigen Angriff auf einen Juden richtet und das Leben und den Beruf eines Juden aufs Spiel setzt, ist eine absolute Ironie. ... Ich habe gerade meine Mutter beerdigt, die den Holocaust erlebt hat, und ich komme zurück und werde beschuldigt, ein hasserfüllter Antisemit zu sein, der den Terrorismus gegen Juden befürwortet. Ich könnte nicht jüdischer sein. Das hat mich zutiefst getroffen.
Anfang März 2023 postete Hensel auf Instagram ein Foto von Roger Waters zu seiner Konzerttournee The Wall von 2010 bis 2013, entnommen der Filmversion. Neben das Bild schrieb Hensel:
Das Motto sollte lauten: "Roger Waters ist in Hamburg nicht willkommen."
Adam Broomberg antwortete auf Twitter, dass Hensel Waters in der Rolle eines faschistischen Bösewichts aus dem Kontext des …
unbestreitbaren Anti-Kriegs-Films von Waters und [Sean] Evans The Wall gerissen habe, um ihn als Nazi darzustellen und zu versuchen, sein Konzert abzusagen.
Diese Verzerrung, schrieb Broomberg, sei ein Beispiel für "deutsche Propaganda". Im Juli 2022 sagte die südafrikanische Außenministerin Naledi Pandor bei einem Treffen der palästinensischen Missionschefs in Afrika:
Die palästinensische Erzählung ruft Erfahrungen aus Südafrikas eigener Geschichte der Rassentrennung und Unterdrückung hervor.
Mit Blick auf die Ergebnisse der Menschenrechtsberichte und UN-Dokumente stellt Pandor fest:
Diese Berichte sind wichtig, um das weltweite Bewusstsein für die Bedingungen zu schärfen, denen die Palästinenser ausgesetzt sind, und sie untermauern und unterstützen eine überwältigende Menge an Fakten, die alle darauf hindeuten, dass der Staat Israel Verbrechen der Apartheid und Verfolgung gegen die Palästinenser begeht.
Nichts, was prominente internationale Künstler wie Waters oder Broomberg geäußert haben, geht über den Inhalt dieser Berichte hinaus oder unterscheidet sich von dem, was Naledi Pandor bei diesem Treffen in Pretoria gesagt hat.
In der Tat wird alles, was sie sagte, in den vielen UN-Resolutionen widergespiegelt, die die Unrechtmäßigkeit der israelischen Besatzung Palästinas und die Apartheid-Bedingungen, denen die Palästinenser in Israel und seinen Gebieten ausgesetzt sind, dokumentieren.
Der Angriff des Frankfurter Stadtrats auf Waters ist in Wahrheit nicht der Versuch, Antisemitismus anzuprangern, sondern vielmehr ein Angriff auf die Menschenrechte der Palästinenser.
Dieser Artikel erscheint in Kooperation mit Globetrotter. Übersetzung: David Goeßmann.
Vijay Prashad ist ein indischer Historiker, Redakteur und Journalist. Er ist Stipendiat und Chefkorrespondent bei Globetrotter. Er ist Herausgeber von LeftWord Books und Direktor von Tricontinental: Institute for Social Research. Er ist Senior Non-Resident Fellow am Chongyang Institute for Financial Studies der Renmin University of China. Er hat mehr als 20 Bücher geschrieben, darunter "The Darker Nations" und "The Poorer Nations". Seine jüngsten Bücher sind "Struggle Makes Us Human: Learning from Movements for Socialism" und (mit Noam Chomsky) "The Withdrawal: Iraq, Libya, Afghanistan, and the Fragility of U.S. Power".
Katie Halper ist Autorin, Filmemacherin und Gastgeberin der "Katie Halper Show", einer wöchentlichen YouTube-Show, eines Podcasts und einer WBAI-Radiosendung. Sie ist Co-Moderatorin des "Useful Idiots"-Podcasts und der YouTube-Show und Regisseurin des in Kürze erscheinenden Dokumentarfilms "Commie Camp". Ihre Artikel erschienen u. a. im Guardian, in The Nation, im New York Magazine und auf Comedy Central, und sie war auf MSNBC, Fox, Rising und anderen Sendern zu sehen. Sie ist Mitglied der Jüdischen Stimme für den Frieden.