Aromen in Tabakerhitzer: Was taugt das Verbot?

Keine Gegenstimme im Bundestag. Drogenberater der Bundesrepublik warnt vor gefährlichen und verführerischen Stoffen, die nach Obstsalat oder Fruchtbonbon schmecken, und will mehr Verbote. Da liegt das Problem.

Das ist selten: Ohne Gegenstimme hat der Bundestag gestern Abend das Verbot von "charakteristischen Aromen" auf erhitzte Tabakerzeugnisse ausgeweitet. Bisher galt das Aroma-Verbot nur für Zigaretten und Tabak zum Selbstdrehen.

Die Zustimmung des Bundesrats steht noch aus, dürfte aber kein Hindernis sein. Die Begründungen für das Verbot sind überzeugend – es geht um Gesundheitsschäden und Sucht, um den Schutz Jugendlicher.

Allerdings überzeugen sie nur bis zu einer bestimmten Grenze. Wie berichtet wird, würdigte der Drogenberater der Bundesrepublik, Burkhard Blienert (SPD), das Aroma-Verbot für Tabakerhitzer als guten Schritt für mehr Gesundheitsschutz. Dem soll aber noch ein nächster folgen und da wird es schon problematischer.

"Was krank macht, soll nicht nach Obstsalat oder Fruchtbonbon schmecken", veranschaulichte Blienert das Aroma-Verbot und forderte auf dieser Linie strengere Grenzen auch bei E-Zigaretten.

Als Anschauungsbeispiel dafür zog er laut Stern Zwölfjährige heran, die "zu stark nikotinhaltigen Einweg-E-Zigaretten" greifen. Das, so Blienert, habe mit deren Kaugummi-, Mint- oder Waldbeerengeschmack zu tun.

Obstsalat und Kaugummi zugleich? Da muss man trennen. Zwischen Tabakerhitzern und E-Zigaretten gibt es einen wichtigen Unterschied. Und dieser betrifft ein Schlagwort, das für die weitere Verbotsdebatte in der Sache Rauchen, Inhalieren, Dampfen als Linie gelten sollte: Schadensbegrenzung.

Schadensbegrenzung

Da gibt es Unterschiede, die gerade für diejenigen wichtig sind, die einer Sucht unterliegen. Natürlich ist es gesundheitlich immer besser, wenn die Sucht vollkommen aufgegeben. Das wäre das Ideal-Ziel. Der Realität näher ist das Ziel, mit der Sucht so umzugehen, dass sie möglichst wenig Schaden zur Konsequenz hat.

Gesundheitsschädlich ist alles, Tabakrauchen, Tabakerhitzen und auch Dampfen, wie in Studien gewarnt wird, aber in sehr unterschiedlichem Maß. Zur Schädlichkeit von Tabakrauchen muss nicht mehr viel gesagt werden.

Beim Erhitzen von Tabak (auf ungefähr 250 bis 350° Celsius, beim Verbrennen sind es c.a. 600° Celsius), wird zur allgemeinen Geltung gebracht, dass der Körper weniger Teer aufnimmt. Als sicher gilt, dass viele andere Schadstoffe im Tabak auch durch das Erhitzen in den Körper gelangen, nicht zuletzt Nikotin

Die Studienlage ist zum Thema Erhitzen ist für Laien schwierig, weil die Tabakindustrie hier einen neuen Geschäftsbereich entdeckt hat und viel Hintergrundarbeit auch in wissenschaftlich begründete Veröffentlichungen steckt, die den gewünschten Dreh haben (vgl. Tabakindustrie verhindert Tabakkontrolle - neuer Index für Deutschland. Zu sehen ist das auch in Anzeigen, die wie ein informativer Artikel erscheinen:

"Der Trend zu Tabakerhitzern ist ein faszinierendes Phänomen, das zeigt, wie Technologie und Innovation das traditionelle Rauchen verändern können" ist in einem derartigen Artikel zu lesen. Dort wird tunlichst nicht konkret davon gesprochen, wie schädlich das Tabakerhitzen tatsächlich sein kann.

Beim Dampfen von E-Zigaretten fällt kein Teer an und es gibt die Liquids nikotinfrei. Zwar gibt auch hier die Studienlage nicht unbedingt her, was in einem Shop versprochen wird. Die Lunge könne sehr wohl geschädigt werden, wie Studien zu bedenken geben, allerdings sind sich die Einschätzungen, was Präzisierungen und Abgrenzungen anbelangt, nicht glasklar einig.

Doch wird es schwer sein, eine Studie zu finden, die Schädigungen, die das Dampfen langfristig verursachen kann, mit denen gleichzusetzen, die das Tabakrauchen oder auch Tabakerhitzen verursachen. Alles in denselben Vogerlsalat zu stecken, ist, was Schadensbegrenzung anbelangt, die falsche Richtung.

Die hat man bereits mit dem Steuergesetz eingeschlagen, das das Dampfen erheblich verteuerte. Ein Kurswechsel mit anderen Signalen (siehe: "Und die E-Zigarette, Herr Lauterbach?") wäre für den Gesundheitsschutz konstruktiver, als auf weitere Verbote zu setzen.