Artificial Intelligence: Takeover ohne Ethik

Künstliche Intelligenz zählt zu den wenigen Veränderungsprozessen in der Menschheitsgeschichte, deren Veränderungsrate der Geschwindigkeitszunahme selbst ansteigt. AI übernimmt das Steuer der Welt. Wo bleibt die Ethik?

Paradigmenwechsel in der Kulturgeschichte, wie etwa epochale Erfindungen oder die mittlerweile vierte der industriellen Revolutionen, zogen stets eine Zunahme von Geschwindigkeit nach sich. Mit positiven und negativen Folgewirkungen für die globale Koexistenz.

Exponentielle Steigerungsraten waren in der Vergangenheit zumeist nur temporäre Begleitphänomene von Veränderung. Die teils rasch ablaufenden Umwälzungen fielen alsbald, jedoch auf höherem Niveau, in evolutionäres Gleichmaß zurück.

Die hohe digitale Veränderungsdynamik der Gegenwart scheint per definitionem nie wieder in gemäßigtes evolutionäres Tempo zurückzufinden. Umfassendste Anpassungsleistungen und immer vollständigere Selbstüberantwortung des Individuums an die Veränderungsprozesse drohen unentrinnbar zu werden. Chancen für einige, Katastrophen für viele.

Umformung globaler Strukturen von Macht

Aus dem gewaltsamen Einbrechen von hoher Geschwindigkeit in bestehende Konstellationen folgt auch, dass niemals alle Mitglieder einer Gesellschaft in ausreichendem Maße willens oder in der Lage sein werden, die im Zeitverlauf geforderten Anpassungsleistungen zu erbringen.

Geschwindigkeitszunahme, einst untrügliches Zeichen individueller Freiheit, erfordert als exponentieller Prozess ab sofort strukturelle Adaptionen: drastische, radikale Gegenmaßnahmen und individuelle Vorkehrungen.

Durch den in Gang gesetzten digitalen Change-Prozess und dessen exponentielle Steigerungsraten ändern sich mittel- und langfristig erneut zahlreiche gesellschaftliche und in letzter Konsequenz auch globale Machtverhältnisse.

Ziele wie die ubiquitäre Verfügbarkeit von Information entsprechen aus der Perspektive der Veränderungsdynamik einer aktiv in Gang gesetzten Umformung globaler Strukturen. Ethisch fundierte Regelwerke für den Umgang mit diesem Anstieg von Entwicklungsgeschwindigkeit und deren Einfluss auf den Menschen existieren noch nicht.

Doch ethische Rahmenbedingungen, als politisch und wirtschaftlich bindende Verpflichtungsrahmen, wären bereits während der Entwicklung von Artificial Intelligence dringend vonnöten.

Erste Leitlinien supranationaler Organisationen, nationaler Institutionen und NGOs sowie wissenschaftliche Studien, sind nur kleine Schritte zu ethischen Rahmenwerken. Diese halten jedoch mit der ungleich schnelleren und mit gewaltigen finanziellen Ressourcen ausgestatteten globalen Entwicklung von Artificial Intelligence (AI) und Machine Learning (ML) nicht einmal ansatzweise mit.

Dass die Kräfte des Marktes für ausgleichende Wirkung zwischen ethischen Forderungen und der gewinnorientierten Entwicklung von AI und ML sorgen könnten, darf bezweifelt werden.

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