Astronomen postulieren neunten Planeten
Warum "Hegel" ein angemessener Name für einen Himmelskörper wäre, von dem man noch nicht weiß, ob er existiert
Die Astronomen Konstantin Batygin und Mike Brown vom California Institute of Technology haben in der Wissenschaftszeitschrift Science einen Text veröffentlicht, in dem sie die Existenz eines neunten Planeten postulieren. Ob es ihn tatsächlich gibt, steht allerdings noch nicht fest, weil er noch nicht wirklich entdeckt wurde.
Seine Existenz würde aber mehrere Probleme lösen, wie Batygin und Brown ausführen. Ein neunter Planet auf einer quasi spiegelverkehrten Bahn würde nicht nur Wahrscheinlichkeitsmerkwürdigkeiten anderer Himmelskörper erklären, sondern das Sonnensystem auch "normalisieren" - also anderen eine Systemen ähnlicher machen (vgl. Astronomen finden Hinweise auf neunten Planeten im Sonnensystem).
Der lediglich errechnete, aber nicht beobachtete Planet müsste dem Science-Aufsatz zufolge etwa zehn Mal so schwer wie die Erde und ungefähr 5.000 Mal so schwer wie Pluto sein, der 2006 seinen Planetenstatus einbüßte und heute nur noch als Zwerg gilt. Für eine einzige Umkreisung der Sonne benötigt er zwischen zehn- und zwanzigtausend Jahre, weil er mit 600 bis 1200 AE zwanzig bis vierzig Mal so weit davon entfernt ist wie der Neptun.
Der Planetenforscher Dave Jewitt bemisst die Wahrscheinlichkeit, dass der von Batygin und Brown postulierte Planet tatsächlich existiert, nur bei Sigma 3,8 liegt. Außerdem, so Jewitt, hätten die beiden Astronomen die Frage nicht beantwortet, wie er so weit hinaus gedrängt werden konnte. Trotzdem gibt es schon zahlreiche Vorschläge für den Namen, den der hilfsweise als "Planet X" bezeichnete Himmelskörper tragen könnte.
Aufgrund seiner unsicheren Existenz würde sich zum Beispiel der Name "Hegel" anbieten - nach dem deutschen Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel. Der verfasste 1801 die Dissertation De orbitis planetarum, in der er das seit der Antike geltende Modell von sieben Planeten gegen die Astronomen Titius und Bode verteidigte, die zwischen Mars und Jupiter einen achten Planeten annahmen. Als man ihn darauf aufmerksam machte, dass dieser achte Planet - Ceres - gerade entdeckt wurde und dass seine Schrift deshalb den Tatsachen widerspreche, soll er geantwortet haben: "Um so schlimmer für die Tatsachen."
Telepolis-Autor Link auf http://www.heise.de/tp/autor/tomappleton/default.html plädiert dagegen für den Namen "Number Nine" - als Reminiszenz auf das Beatles-Stück Revolution Number Nine. Dazu muss man wissen: Den Begriff "Revolution" assoziierte man vor der amerikanischen und der französischen Revolution vor allem mit den Drehbewegungen von Himmelskörpern.
Heise-Leser Ushur griff nicht zur Philosophie oder zur Musik, sondern zur Literatur und schlug "Yuggoth" als Namen vor. Das ist ein von Howard Phillips Lovecraft in The Whisperer in Darkness erfundener Planet mit einer "seltsamen dunklen Umlaufbahn" an der äußersten Grenze des Sonnensystems, auf dem unsere Sonne nicht heller als ein ferner Stern scheint. Auch "Melmac" (nach der Fernsehserie Alf, in der es zehn oder elf Planeten im Sonnensystem gibt) und die Superman-Heimat Krypton erfreuen sich in Foren und Sozialen Medien großer Beliebtheit als Namensgeber.
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