Astronomische Sensation: Teleskop-Forschung entdeckt unerwartete Planeten um Barnards Stern
Künstlerische Darstellung des Barnard-Sterns. Bild: Nazarii_Neshcherenskyi/ Shutterstock.com
Barnards Stern ist nach Proxima Centauri unser nächster Nachbar im All. Bisher wurde dort nur ein Planet vermutet. Nun gibt es eine Überraschung.
Astronomen haben mithilfe moderner Teleskope und Forschungsinstrumente neue Erkenntnisse in der Astronomie gewonnen, die darauf hindeuten, dass nicht nur ein, sondern gleich vier kleine Planeten den Stern Barnards umkreisen. Dieser ist nach Proxima Centauri unser zweitnächster Nachbarstern. Die Entdeckung wurde nun von einem Forscherteam der University of Chicago veröffentlicht und stellt einen bedeutenden Fortschritt in der Erforschung von Sternen und Planeten dar.
Die vier Planeten haben jeweils nur etwa 20 bis 30 Prozent der Masse der Erde. Sie sind ihrem Stern so nahe, dass sie ihn in nur wenigen Tagen umrunden. Das bedeutet vermutlich, dass es auf diesem Planeten zu heiß für Leben ist. Dennoch ist der Fund ein neuer Meilenstein bei der Suche nach kleineren Planeten um nahe Sterne und erweitert unser Verständnis der Astronomie.
"Es ist ein wirklich spannender Fund – Barnards Stern ist unser kosmischer Nachbar, und doch wissen wir so wenig über ihn", sagte Ritvik Basant, Doktorand an der University of Chicago und Hauptautor der Studie. Er sieht darin einen Durchbruch, was die Präzision neuer Teleskope und Instrumente im Vergleich zu früheren Generationen angeht.
Für ihre astronomische Forschung nutzten die Wissenschaftler ein Instrument namens Maroon-X, das am Gemini-Teleskop auf Hawaii installiert ist. Es misst das Licht des Sterns so präzise, dass es die winzigen Positionsänderungen des Sterns erkennen kann, die durch die Schwerkraft der umlaufenden Planeten verursacht werden. Aus diesen Schwankungen können die Astronomen dann auf die Anzahl und Massen der Planeten schließen.
Daten aus 112 Nächten
Basant und sein Team analysierten Daten von 112 Nächten über einen Zeitraum von drei Jahren. Sie fanden eindeutige Hinweise auf drei Planeten. In Kombination mit einer früheren Studie eines anderen Teams vom November, die das Instrument "Espresso" am Very Large Telescope in Chile nutzte, ergaben sich auch gute Belege für einen vierten Planeten.
Bei den Planeten handelt es sich sehr wahrscheinlich um Gesteinsplaneten, nicht um Gasriesen wie Jupiter. Ob sie tatsächlich felsig sind, ist aber schwer mit Sicherheit zu sagen. Von der Erde aus können die Forscher nicht beobachten, wie die Planeten vor ihrem Stern vorbeiziehen – die übliche Methode um die geologische Oberflächenstruktur eines Planeten zu bestimmen.
Mit ziemlicher Sicherheit konnten die Astronomen jedoch ausschließen, dass sich weitere Planeten in der habitablen Zone um Barnards Stern befinden, also in dem Abstand, in dem Wasser auf der Oberfläche flüssig sein könnte.
Frühere Hinweise bestätigt
Die Entdeckung ist eine Bestätigung früherer Hinweise auf Planeten um Barnards Stern. Bereits im Oktober 2024 hatten Astronomen mithilfe des Harps-Instruments am Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte (Eso) in Chile einen Planeten mit mindestens der halben Masse der Venus entdeckt, der Barnards Stern in etwas mehr als drei Erd-Tagen umkreist. Auch damals gab es bereits Anzeichen für weitere mögliche Planeten.
Die beiden unabhängigen Studien, die jeweils mit unterschiedlichen Teleskopen und Instrumenten zu ähnlichen Ergebnissen kamen, verleihen der Entdeckung eine hohe Verlässlichkeit. "Wir haben zu verschiedenen Nachtzeiten und an verschiedenen Tagen beobachtet. Sie sind in Chile, wir sind in Hawaii. Unsere Teams haben sich überhaupt nicht abgesprochen", sagte Basant. "Das gibt uns die Gewissheit, dass es sich nicht um Phantome in den Daten handelt."
Die gefundenen Planeten gehören zu den kleinsten, die bisher mit dieser Beobachtungstechnik entdeckt wurden. Die Wissenschaftler hoffen, dass dies eine neue Ära einläutet, in der immer mehr Planeten im Universum gefunden werden.
Die meisten bisher entdeckten Gesteinsplaneten sind viel größer als die Erde und scheinen in der ganzen Galaxis ziemlich ähnlich zu sein. Es gibt jedoch Gründe zu der Annahme, dass kleinere Planeten eine viel größere Vielfalt in ihrer Zusammensetzung aufweisen. Wenn wir mehr von ihnen finden, können wir mehr darüber erfahren, wie diese Planeten entstehen – und was einen Planeten potenziell bewohnbar macht. Dies ist ein spannendes Forschungsgebiet der Astronomie.
Die Entdeckung selbst war für die beteiligten Wissenschaftler sehr aufregend. "Wir haben Ende Dezember wirklich intensiv mit diesen Daten gearbeitet, und ich habe immerzu darüber nachgedacht", sagte Jacob Bean, Professor an der University of Chicago und Mitautor der Studie. "Es war so, als wüssten wir plötzlich etwas über das Universum, das sonst niemand weiß."
Dieses Gefühl der Entdeckung sei unglaublich. "Ein Großteil dessen, was wir in der astronomischen Forschung tun, ist schrittweise, und es ist manchmal schwer, das große Ganze zu sehen", sagte er. "Aber hier haben wir etwas gefunden, das die Menschheit hoffentlich für immer über Sterne und Planeten wissen wird."