Atomare Kriegsgefahr: Politik am Rande des Abgrunds
Seit Beginn des Ukraine-Krieges ist die Gefahr eines Atomkriegs in Europa wieder real. Und wahrscheinlich größer als irgendwann seit der Kuba-Krise 1962.
Heute jährt sich der Atombombenabwurf auf die japanische Stadt Nagasaki zum 77. Mal. Selten oder nie befand sich seither die Welt so nah an einem nuklearen Inferno wie heute. Dessen Verhütung bleibt die wichtigste politische Aufgabe unserer Zeit.
Was sich aber gerade in der Ukraine abspielt, wird auch als "Brinkmanship" bezeichnet; dieser Begriff bedeutet "eine Politik am Rande des Abgrunds", "eine Politik des äußersten Risikos", "ein Spiel mit dem Feuer". Und selbstverständlich ist "Brinkmanship" das genaue Gegenteil einer Politik der Vernunft, die jetzt unbedingt notwendig wäre und die politisch Verantwortlichen bei uns so gerne für ihr Handeln reklamieren.
Zunächst sei festgestellt: Der im Februar 2022 von Russland begonnene Ukraine-Krieg ist eine Katastrophe, verstößt gegen den Artikel 2, Absatz 4 der Charta der Vereinten Nationen und ist damit völkerrechtswidrig.
Alle Mitglieder unterlassen in ihren internationalen Beziehungen jede gegen die territoriale Unversehrtheit oder die politische Unabhängigkeit eines Staates gerichtete oder sonst mit den Zielen der Vereinten Nationen unvereinbare Androhung oder Anwendung von Gewalt.
UN-Charta, Artikel 2, Absatz 4
Das hat dieser Krieg aber mit vielen anderen Kriegen seit 1945 und insbesondere der letzten Jahrzehnte gemein, die von den USA und der Nato geführt worden sind, wie zum Beispiel mit dem Krieg gegen die Bundesrepublik Jugoslawien 1999, an dem auch Deutschland führend beteiligt war, oder gegen den Irak 2003. Diese Kriege waren ebenfalls völkerrechtswidrig, haben hunderttausende Menschenleben gefordert und Staaten zerstört.
Ein Stellvertreterkrieg, der sich zum Dritten Weltkrieg ausweiten könnte
Deshalb zeugt es von Doppelmoral, wenn der Westen das Reden über diese geschichtlichen Tatsachen als pure Ablenkung vom russischen Angriffskrieg disqualifizieren will, während er dem russischen Präsidenten Wladimir Putin selbstverständlich Kriegsverbrechen vorwirft.
Der Krieg in der Ukraine hat ein Eskalationspotential bis hin zum Dritten Weltkrieg und zu einem Atomkrieg1 sowie eine lange Vorgeschichte der Provokationen, für die vor allem die USA und ihre Verbündeten hauptverantwortlich sind. US-geführte Nato-Manöver in der Ukraine waren beispielsweise in Deutschland noch vor wenigen Jahren auch in Kreisen umstritten, die sich grundsätzlich zur Nato bekennen, da die Ukraine hier als Aufmarschgebiet eines Militärpakts diente, dessen Mitglied sie nicht war und ist.
Der aktuelle Krieg in der Ukraine ist vor diesem Hintergrund ein Stellvertreterkrieg zwischen den USA und Russland – und trotz der Gefahr eines nuklearen Infernos sind Bemühungen um eine Deeskalation und eine Verhandlungslösung vonseiten des Westens derzeit nicht geplant, weil Russland "ruiniert werden soll".
Bei dieser Einschätzung stütze ich mich vor allem auf die Argumente des US-Politikwissenschaftlers John Mearsheimer, der seit 2014 viele bedeutende wissenschaftliche Beiträge über den Ukraine-Konflikt verfasst hat, von denen einzelne 27 Millionen Aufrufe im Internet erhalten haben.
Dennoch haben unsere Hauptmedien im laufenden Informationskrieg mit Russland das Kunststück fertiggebracht, dass diese Gesichtspunkte hier praktisch nicht zur Kenntnis genommen und im medialen Gedächtnisloch entsorgt werden.
Kuba-Krise 1962
Ich gehöre zu der älteren Generation, deren Angehörige sich aus eigenem Erleben noch an die dramatischen Tage der Kuba-Krise im Oktober/November 1962 erinnern können, in denen wir damals nur knapp den Schrecken eines Atomkriegs entkommen sind.
Nach dem Ende des Kalten Kriegs 1991 habe ich mir nicht vorstellen können, dass in meiner Lebenszeit uns in Europa noch einmal ein derartiges Szenario drohen könnte. Seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs ist die Atomkriegsgefahr jedoch wieder real geworden und derzeit nach Einschätzungen von Experten höher als irgendwann seit der Kuba-Krise 1962.
Deshalb dürfen wir nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern müssen uns mit dieser unser aller Leben bedrohenden Gefahr auseinandersetzen, damit diese Tragödie, die das Ende der menschlichen Zivilisation in der Form, wie wir sie kennen, bedeuten kann, niemals Wirklichkeit wird.
Mit den US-amerikanischen Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki im August 1945 begann die Geschichte des atomaren Wettrüstens zwischen den USA und der damaligen Sowjetunion.
Deshalb soll dieser Artikel einen kurzen Rückblick auf die Geschichte der atomaren Aufrüstung und die als Reaktion darauf entstandene Anti-Atom-Bewegung in Deutschland bieten, an der auch ich aktiv teilgenommen habe. So habe ich 1983 mit vielen Tausenden Gleichgesinnter der damaligen Friedensbewegung im Bonner Hofgarten gegen die Aufstellung der Pershing-II-Raketen demonstriert.
Bei diesem Rückblick stütze ich mich im Wesentlichen auf eine sehr informative Zusammenschau zu diesem Thema, die von dem Münchner Autor und Friedensaktivisten Claus Schreer im Juli 2020 veröffentlicht worden ist.2 Ich habe den Text von Claus Schreer gekürzt und einige aktuelle Ergänzungen vorgenommen.
Deutschland und die Bombe
1957 alarmierten 18 führende Atomwissenschaftler mit ihrem berühmten "Göttinger Manifest" die Öffentlichkeit über die Gefahren eines Atomkrieges und warnten vor den Plänen der damaligen Adenauer-Regierung, die Bundeswehr mit Atomwaffen aufzurüsten. Bereits 1955 hatten die USA - unter strengster Geheimhaltung - damit begonnen, atomare Kurzstrecken-Raketen in der Bundesrepublik zu stationieren.
Daraufhin entstand mit der Kampagne "Kampf dem Atomtod" ein Proteststurm gegen die atomare Aufrüstung. 1958 stimmte die CDU/CSU-Mehrheit des Bundestages für die atomare Bewaffnung der Bundeswehr. 1960 begannen dann die jährlich stattfindenden "Ostermärsche der Atomwaffengegner".
In diesem Jahr forderte der Führungsstab der Bundeswehr die Verfügungsgewalt über die in Deutschland stationierten Atomwaffen und 1962 eigene deutsche Atomwaffen. Diese abenteuerlichen Pläne konnten schließlich- auch aufgrund der jahrelangen Proteste der Friedens- und Antikriegsbewegung- verhindert werden.
Die ca. 7.000 taktischen Atomwaffen, die in den 1960er Jahren in Westdeutschland stationiert waren und die im Ernstfall auf dem Gebiet der DDR oder der BRD zum Einsatz gekommen wären, wurden, ebenso wie die Pershing-II-Mittelstrecken-Raketen, bis zum Ende des "Kalten Krieges" von den USA abgezogen.
Übrig geblieben sind bis dato die auf dem Bundeswehr-Luftwaffenstützpunkt in Büchel stationierten US-Atombomben.
Die "nukleare Teilhabe" Deutschlands
Heute verfügen die neun Atommächte, neben Russland und den USA sind das China, Frankreich, Großbritannien, Pakistan, Indien, Israel und Nordkorea, über rund 13.000 nukleare Sprengköpfe. Trotz einiger Reduzierungen, z.B. durch den New-Start-Vertrag 2010, befinden sich laut Sipri immer noch mehr als 90 Prozent aller Nuklearwaffen im Besitz der beiden größten Atommächte. Russland verfügt demnach über knapp 6.000 und die USA ca. 5.500 Atomsprengköpfe.
Claus Schreer schreibt:
Nukleare Teilhabe bezeichnet die technische und politische Beteiligung von Nato-Staaten an der Atomkriegsstrategie der USA. Im Rahmen der Nuklearen Teilhabe haben die USA in vier europäischen Nato-Staaten ca. 150 taktische Atomwaffen- frei fallende Atombomben vom Typ B61- stationiert.
Neben Deutschland sind das Belgien, Italien, die Niederlande und die Türkei. Die USA liefern also die Atomwaffen, während die Stationierungsländer die Stützpunkte, die Trägerflugzeuge und die Piloten zur Verfügung stellen, die im Kriegsfall die Atomwaffen ins Ziel fliegen und abwerfen. Offiziell wird das als "Technische Teilhabe" bezeichnet.
In Deutschland sind schätzungsweise 20 US-Atombomben auf dem Bundeswehr-Fliegerhorst Büchel in der Eifel stationiert. Die Bundesregierung verweigert dazu jede konkrete Aussage.
Zuständig für den Einsatz der Atombomben ist das "Taktische Luftwaffengeschwader 33" der Bundeswehr. Gemeinsam mit den anderen europäischen Ländern, in denen US-Atomwaffen stationiert sind, üben die Piloten der Bundeswehr in der Nato-Übung "Steadfast Noon" regelmäßig den Abwurf der Atombomben.
Die Nukleare Teilhabe verstößt gegen den Atomwaffensperrvertrag, den Deutschland 1976 unterzeichnet hat. Darin haben sich alle Nicht-Atomwaffenstaaten verpflichtet, "Kernwaffen oder sonstige Kernsprengkörper oder die Verfügungsgewalt darüber von niemandem unmittelbar oder mittelbar anzunehmen.
Claus Schreer, Juli 2020
Ebenso wie die anderen oben genannten Staaten ist Deutschland Mitglied der "Nuklearen Planungsgruppe" (NPG) der Nato. Diese ist aber kein Entscheidungsgremium für einen möglichen Einsatz der Atomwaffen. Die Entscheidung über einen Einsatz der Atomwaffen liegt aber allein in der Hand der Nato-Atommächte USA, Frankreich und Großbritannien.
Die neue Allzweckbombe B61-12
Entgegen dem Mehrheitswillen der Bevölkerung und trotz eines parteiübergreifenden Beschlusses des Bundestages im Jahr 2010 hält die Bundesregierung weiterhin an der Stationierung der US-Atombomben in Deutschland fest und lässt Piloten der Bundeswehr regelmäßig den Atomwaffeneinsatz für den Ernstfall trainieren. Mit ihrer Zustimmung werden jetzt die in Büchel stationierten US-Atombomben "modernisiert".
Claus Schreer schätzt ein:
Was harmlos klingt, ist der Ersatz der derzeitigen frei fallenden Bomben (B61) durch eine völlig neue Bombenversion mit erweiterten Einsatzfähigkeiten.
Die neue B61-12 ist eine "Allround"-Atombombe, eine zielgenaue, elektronisch gesteuerte und gelenkte Atomwaffe mit variabler Sprengkraft, vergrößerter Reichweite und der Fähigkeit, tief verbunkerte Ziele zu zerstören.
Die B61-12 ist die erste Nuklearbombe, die mit einem derartigen Steuerungssystem ausgestattet ist. Durch die variable Sprengkraft, in der Größenordnung von sog. Mini-Nukes bis zur Sprengkraft der Hiroshimabombe, ergeben sich für die Kriegsplaner erweiterte operative Möglichkeiten für den Einsatz dieser Atomwaffen. Mit diesen neuen Waffen- darauf spekulieren die Atomkriegsstrategen- ließe sich der Einsatz von Atomwaffen auf Europa begrenzen.
Claus Schreer, Juli 2020
Bundesverteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer kündigte im April 2020 an, neue Kampfflugzeuge anzuschaffen, um die veraltete Tornado-Flotte der Bundeswehr zu ersetzen.
Neue atomare Aufrüstung – Kündigung der Abrüstungsverträge – Neue Kriegsgefahr
Obwohl sich alle Kernwaffenmächte, die 1970 den Atomwaffensperrvertrag unterzeichnet haben, feierlich zur nuklearen Abrüstung verpflichtet haben, gibt es seit dieser Zeit keinerlei substanzielle Fortschritte in Richtung Abrüstung.
Es ist vor allem der Anspruch der USA auf weltweite militärische Überlegenheit, der das Wettrüsten anheizt und weitere Abrüstungsmaßnahmen verhindert. Bereits unter Präsident Obama hatte die US-Regierung beschlossen, ihr Atomwaffenarsenal in den kommenden 30 Jahren für 3.000 Milliarden Dollar- das sind 100 Mrd. jährlich- aufzurüsten.
Eines der wesentlichen Hindernisse für Fortschritte bei der atomaren Abrüstung mit Russland ist die Stationierung der Raketenabwehr in Polen und Rumänien. Denn der Zweck der Raketenabwehr ist nicht die Abwehr eines Angriffs, sondern der Versuch, das atomare Gleichgewicht außer Kraft zu setzen und einen atomaren Erstschlag der USA zu ermöglichen.
Bereits 2001 hatten die USA einseitig den ABM-Vertrag von 1972 gekündigt, der die Errichtung von Raketenabwehrsystemen verboten hatte. Die inzwischen von den USA installierten "Aegis Ashore"-Systeme in Polen und Rumänien können "SM-3- Abfangraketen" abfeuern, aber durch einfache Änderung der Programmierung auch gegen Bodenziele eingesetzt werden. Und sie können Marschflugkörper abfeuern und somit gegnerische Ziele bis weit hinter Moskau erreichen und zerstören.
Am 1. Februar 2019 kündigte die US-Regierung den INF-Vertrag. Kurze Zeit später setzte Russland den Vertrag ebenfalls außer Kraft.
In dem 1987 zwischen den USA und der Sowjetunion geschlossenen INF-Vertrag verständigten sich beide Länder auf ein Verbot landgestützter, ballistische Raketen und Marschflugkörper mit einer Reichweite zwischen 500 und 5.500 km, die Vernichtung aller vorhandene Waffen dieses Typs und ein Verbot der Produktion und Tests neuer Mittelstreckenwaffen.
Claus Schreer sagt dazu:
Als Vorwand für die Vertragskündigung der USA diente der Test eines russischen Marschflugkörpers, der angeblich eine deutlich höhere Reichweite als 500 km gehabt haben soll. Russland dementierte den Vorwurf und bot Inspektionen vor Ort an, die aber von der US-Regierung abgelehnt wurden.
Stattdessen forderte die US-Regierung in einem Ultimatum die Zerstörung dieser Flugkörper. Tatsächlich ging es gar nicht um angebliche Verstöße Russlands gegen den INF-Vertrag. John Bolton, ehemaliger Sicherheitsberater von US-Präsident Trump, bezeichnete bereits im Jahr 2014 diesen Vertrag als ein "überholtes Atomabkommen", und sagte auch, worum es der US-Regierung beim Ausstieg aus dem Abkommen wirklich geht. Die Kündigung "gibt Amerika die Möglichkeit, überholte Beschränkungen aus dem Kalten Krieg loszuwerden."
Jetzt droht die Stationierung neuer Mittelstreckenwaffen und ein erneutes Wettrüsten zwischen den beiden großen Atommächten. Mittelstreckenwaffen sind keine Defensivwaffen, sondern aufgrund ihrer kurzen Vorwarnzeit Erstschlagswaffen. Damit wächst die Gefahr eines Atomkrieges in Europa.
Claus Schreer, Juli 2020
Neben den bereits installierten Aegis-Ashore-Systemen in Rumänien und demnächst auch in Polen, die auch Mittelstrecken-Raketen abschießen können - siehe oben - planen die USA für 2023 die Stationierung eines neuen Hyperschall-Raketen-Systems mit dem Namen "Dark Eagle", die Moskau in etwa 20 Minuten erreichen können, ausgerechnet am früheren Standort der Pershing-II-Raketen, in Mainz-Kastel.
Auch die neuen B61-12 Atomwaffen, die ab 2022 in Europa stationiert werden sollen, werden die Hemmschwelle für einen Atomwaffeneinsatz weiter senken. In der Logik der US-Militärs macht die neue Bombe einen auf Europa begrenzten Atomwaffeneinsatz kalkulierbar, ohne einen atomaren Gegenschlag Russlands auf US-Territorium und einen globalen Atomkrieg zu riskieren. Ein Atomwaffenkrieg zwischen den USA und Russland wäre jedoch in jedem Fall das Ende Europas.
Claus Schreer schätzt weiter ein:
Seit einigen Jahren schon erzählt uns die Bundesregierung das Märchen, dass für die Entscheidung über den Abzug der Atomwaffen in Büchel die USA und Nato zuständig seien. Mit dieser Ausrede versucht sich die Bundesregierung aus der eigenen Verantwortung zu stehlen.
Die Wahrheit ist: Ob Massenvernichtungswaffen in Deutschland stationiert werden, ob sich die Bundeswehr im Ernstfall an Atombombenangriffen beteiligt und dafür Trainingsflüge absolviert, das hat weder die US-Regierung noch die Nato zu entscheiden. Die Verantwortung und die Entscheidungsbefugnis darüber liegen ausschließlich in der Hand der Bundesregierung. Sie darf sich nicht länger an der Atomkriegsplanung der USA beteiligen und muss die Nukleare Teilhabe Deutschlands schleunigst beenden.
Claus Schreer, Juli 2020
Der Widerstand gegen die atomare Hochrüstung wächst
Im Juli 2017 haben die atomwaffenfreien Länder den Aufstand gegen die Atommächte gewagt. 122 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen haben damals den Vertrag über das Verbot aller Atomwaffen beschlossen.
Claus Schreer teilt zum Atomwaffenverbotsvertrag mit:
Das Abkommen verbietet den Vertragsstaaten, Kernwaffen zu entwickeln, herzustellen, zu erwerben und zu besitzen, Kernwaffen einzusetzen oder ihren Einsatz anzudrohen, Kernwaffen zu lagern oder die Verfügungsgewalt darüber unmittelbar oder mittelbar anzunehmen.
Ein geradezu unglaublicher Skandal ist es, dass die Bundesregierung, zwar mit wohlfeilen Lippenbekenntnissen, eine Welt ohne Atomwaffen befürwortet, in der Uno aber gemeinsam mit den anderen Nato-Staaten gegen die Aufnahme der Verbotsverhandlungen gestimmt hat und, gemeinsam mit den Atommächten, die UN-Verhandlungen boykottierte.
Der Atomwaffenverbotsvertrag ist ein Ziel des jahrzehntelangen Kampfes der weltweiten Bewegung gegen die nukleare Aufrüstung und auch des jahrzehntelangen Kampfes gegen die in Deutschland stationierten Atombomben. Mehr als 500 Abgeordnete aus Bundestag, Landtagen und dem Europaparlament hatten bereits Ende 2019 in einer Erklärung die Unterzeichnung und Ratifizierung "dieses bahnbrechenden Vertrages" gefordert.
Nach einer aktuellen Umfrage von Greenpeace befürworten derzeit 92 Prozent der Befragten in der Bundesrepublik den Beitritt Deutschlands zu diesem Abkommen. 83 Prozent sind dafür, dass die in Deutschland stationierten US-Atomwaffen abgezogen werden.
Die Friedensbewegung hat deshalb allen Grund, den Widerstand gegen die Beteiligung Deutschlands an der Atomkriegsstrategie der USA, gegen die in Büchel stationierten US-Atomwaffen, und gegen die damit verbundene Gefahr eines Atomkrieges in Europa verstärkt fortzusetzen.
Claus Schreer, Juli 2020
An dieser Stelle sei ergänzt: Der Atomwaffenverbotsvertrag, für den 2017 die internationale Kampagne ICAN den Friedensnobelpreis erhalten hat und für den sich auch die IPPNW (Internationale Ärztinnen und Ärzte für die Verhinderung des Atomkrieges und für soziale Verantwortung) einsetzt, wurde bisher von 122 Staaten unterzeichnet und ist, nachdem er von 50 Staaten ratifiziert wurde, 2021 in Kraft getreten. Kürzlich hat in Wien die erste weltweite Staaten-Konferenz zum Un-Atomwaffenverbot stattgefunden, an der Deutschland mit einem Beobachterstatus vertreten war.
John Mearsheimer: Eine nukleare Eskalation des Ukraine-Kriegs ist möglich
Der renommierte US-Politologe John Mearsheimer kommt in einer ausführlichen Analyse vom 23. Juni 2022 auch auf die Frage einer möglichen Eskalation dieses Krieges zu sprechen, den er als Stellvertreterkrieg zwischen Russland und den USA mit den Ukrainern auf dem Schlachtfeld einschätzt.3
Er sagt, dass unter den Wissenschaftlern für Internationale Beziehungen weithin anerkannt sei, dass es eine starke Tendenz zur Eskalation langwieriger Kriege gebe und auch die Möglichkeit bestehe, dass Atomwaffen in der Ukraine eingesetzt werden und dies sogar zu einem nuklearen Schlagabtausch zwischen Russland und den Vereinigten Staaten führen könnte, weil für beide Seiten viel auf dem Spiel stehe.
Wie John Mearsheimer immer wieder betont hat, glauben Putin und seine Militärs, dass der Beitritt der Ukraine zum Westen und zur Nato eine existenzielle Bedrohung für Russland darstelle, die beseitigt werden müsse. In der Praxis bedeutet das, dass Russland seinen Krieg in der Ukraine gewinnen muss. Eine Niederlage ist inakzeptabel.
Die Biden-Regierung hingegen habe betont, dass ihr Ziel nicht nur darin bestehe, Russland in der Ukraine entscheidend zu besiegen, sondern auch mit Sanktionen der russischen Wirtschaft massiven Schaden zuzufügen.
Die amerikanische Politik habe zwei wesentliche Konsequenzen, sagt Mearsheimer. Zunächst einmal verstärke sie die existenzielle Bedrohung, der Moskau in diesem Krieg ausgesetzt ist, erheblich und mache es wichtiger denn je, dass Russland sich in der Ukraine durchsetzt.
Gleichzeitig bedeute dies, dass die Vereinigten Staaten sich zutiefst dafür einsetzen, dass Russland verliert. Die Biden-Regierung habe jetzt so viel in den Ukraine-Krieg investiert- sowohl materiell als auch rhetorisch-, dass ein russischer Sieg eine verheerende Niederlage für Washington bedeuten würde.
Offensichtlich können aber nicht beide Seiten gewinnen, sagt der Wissenschaftler. Darüber hinaus bestehe die ernsthafte Möglichkeit, dass eine Seite zu verlieren beginnt. Wenn die amerikanische Politik erfolgreich ist und die Russen auf dem Schlachtfeld gegen die Ukrainer verlieren, könnte Putin zu Atomwaffen greifen, um die Situation zu retten.
Avril Haines, die US-Direktorin des Nationalen Geheimdienstes, habe im Mai 2022 vor dem Senatsausschuss für Streitkräfte ausgesagt, dass dies nach ihrer Einschätzung eine der beiden Situationen sei, die Putin dazu bringen könnten, Atomwaffen in der Ukraine einzusetzen.
Für diejenigen, die dies für unwahrscheinlich halten, verweist John Mearsheimer darauf, dass die Nato während des Kalten Krieges den Einsatz von Atomwaffen unter ähnlichen Umständen geplant hatte.
Wenn Russland Atomwaffen in der Ukraine einsetzen würde, ist es unmöglich zu sagen, wie die Biden-Regierung reagieren würde, aber sie würde sicherlich unter großem Druck stehen, Vergeltung zu üben, was die Möglichkeit eines Atomkriegs zwischen den Großmächten erhöhe.
John Mearsheimer schätzt die derzeitige höchst bedrohliche Situation im Ukraine-Krieg deshalb wie folgt ein:
Hier ist ein perverses Paradoxon im Spiel: Je erfolgreicher die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten bei der Erreichung ihrer Ziele sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass der Krieg nuklear wird.
Lassen Sie uns den Spieß umdrehen und fragen, was passiert, wenn die Vereinigten Staaten und ihre Nato-Verbündeten auf eine Niederlage zuzusteuern scheinen, was effektiv bedeutet, dass die Russen das ukrainische Militär vertreiben und die Regierung in Kiew Schritte unternimmt, um ein Friedensabkommen auszuhandeln, das so viel wie möglich vom Land retten soll.
In diesem Fall gäbe es großen Druck auf die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten, sich noch tiefer in die Kämpfe einzumischen. Es ist nicht wahrscheinlich, aber durchaus möglich, dass amerikanische oder vielleicht polnische Truppen in die Kämpfe hineingezogen werden, was bedeutet, dass sich die Nato buchstäblich im Krieg mit Russland befinden würde.
Dies ist laut Avril Haines das andere Szenario, in dem sich die Russen Atomwaffen zuwenden könnten. Es ist schwierig, genau zu sagen, wie sich die Ereignisse entwickeln werden, wenn dieses Szenario eintritt, aber es steht außer Frage, dass es ein ernsthaftes Potenzial für eine Eskalation geben wird, einschließlich der nuklearen Eskalation. Die bloße Möglichkeit dieses Ergebnisses sollte uns allen Schauer über den Rücken jagen.
John Mearsheimer, im Juni 2022
Ted Postol: Eine eindringliche Warnung des Atomwaffenexperten
Ted (Theodore) Postol ist ein weltweit anerkannter US-Atomwaffenspezialist, der viele Jahre in hohen Funktionen im Pentagon gearbeitet hat, bevor er als Professor an der Stanford University und dann am MIT bis zu seiner Emeritierung tätig war. Er unterstützt seit Jahren die Friedensbewegung in den USA.
Bei meinen Recherchen bin ich auf ein Interview gestoßen, das der US-Journalist Robert Scheer, Autor des Buches "With Enough Shovels: Reagan, Bush und der Atomkrieg", mit Ted Postel geführt hat und das in dem Blog "Scheer Intelligence" am 23.3.2022 veröffentlicht worden ist.4 Darin wird diskutiert, was zu erwarten ist, wenn im Ukraine-Krieg tatsächlich Atomwaffen zum Einsatz kommen.
Es handelt sich um ein langes, aber höchst bemerkenswertes Gespräch zwischen zwei Fachleuten auf diesem Gebiet, die sich seit Jahrzehnten mit dieser Materie befasst haben und auf die ich die Leser von Telepolis gerne aufmerksam machen möchte.
Im Verlaufe des Gesprächs fragt Robert Scheer seinen Gast:
Ich frage sie also nochmals, worüber reden wir hier eigentlich? Wir reden doch nicht über einen weiteren Irak oder ein weiteres Vietnam. Wir reden über Hiroshima und Nagasaki und was ihr Schicksal für Städte in den USA bedeutet.
Daraufhin antwortet Ted Postol:
Wir reden von einer Feuerwand, die alles um uns herum mit der Temperatur des Sonnenmittelpunkts einschließt. Die Explosion von Nuklearwaffen würde uns buchstäblich in weniger als Asche verwandeln. Ich kann nicht genug betonen, wie mächtig diese Waffen sind. Wenn sie detonieren, sind sie vier- oder fünfmal heißer als das Zentrum der Sonne, das 20 Millionen Grad Kelvin hat. Im Zentrum einer Detonation dieser Waffen herrschen 100 Millionen Grad Kelvin.
Menschen können sich das Ausmaß dieser Hitze nicht vorstellen. Ich habe wiederholt Artikel über die Folgen der Explosion von Atomwaffen auf Städte geschrieben. Sie sind so schwerwiegend, dass sie die menschliche Vorstellungskraft sprengen.
Im Zentrum der Explosion wird die Erdoberfläche fünfmal so heiß, wie das Zentrum unserer Sonne. Im Explosionsgebiet wird buchstäblich alles in weniger als Asche verglühen. Mir fehlen einfach die Worte, um vor dem wirklichen Ausmaß der Gefahr zu warnen.
Robert Scheer erwidert:
Ich verstehe eigentlich nicht, warum man Menschen, die vor dieser großen Gefahr warnen, als Verteidiger Putins verunglimpft. Wir machen uns doch auch Sorgen über den Klimawandel und die Erderwärmung, fangen endlich an, etwas dagegen zu tun, und das erfordert doch die Zusammenarbeit der ganzen Welt. Die heraufziehende Gefahr eines Atomkrieges ist auf kurze Sicht sicherlich viel größer. Warum wird darüber nicht ernsthaft diskutiert?
Das ist merkwürdig, denn auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges wurde heftig darüber diskutiert- auch während der Kuba-Krise. Präsident Kennedy war die damalige Gefahr ziemlich klar. Auch McNamara hat darüber geschrieben und gesprochen. Tatsächlich hat McNamara, der während des Vietnamkriegs unser Verteidigungsminister war, die letzten Jahre seines Lebens damit verbracht, den Vietnamkrieg zu bereuen und über die reale Gefahr von Atomwaffen zu sprechen. Vielleicht ist das etwas, worüber man nachdenken sollte. Was hat unser Bewusstsein in dieser Frage so sehr eingeschläfert?
Gegen Ende des Gesprächs sprechen die Beiden über diejenigen aus der US-amerikanischen politischen Elite, die davon überzeugt waren und sind, dass man einen begrenzten Atomkrieg führen und überleben könne.
Robert Scheer weist auf das oben genannte Buch von ihm aus den 80er Jahren mit dem Titel "With Enough Shovels" hin, was besagt, man braucht nur genug Schaufeln, um ein tiefes Loch in die Erde graben zu können. Man muss dann ausgehängte Türen darüberlegen, diese mit etwas Erde bedecken und schon könne man einen Atomkrieg überleben. Und diese (naive) Ansicht sei wesentlicher Bestandteil der nuklearen Verteidigung und der gesamten Star-Wars-Strategie gewesen.
Dann fährt er fort:
Nun befürchte ich, und damit greife ich Ihren Punkt auf, dass wir uns in einer Situation befinden, in der wir uns von dieser Ansicht verabschieden müssen, wenn wir überleben wollen. Ich stimme mit Ihnen in der Verurteilung von Putins Invasion überein, aber trotzdem können wir die Folgen eines Atomkrieges nicht einfach beiseiteschieben, als gäbe es sie nicht- auch wenn Madeleine Albright und sogar Hillary Clinton gefragt haben, warum wir diese Waffen überhaupt bauen, wenn sie nie benutzen.
Und jetzt reden wir nicht einmal mehr über die Bedrohung, die von Atomwaffen ausgeht. Vielleicht sollten wir doch mehr über Diplomatie oder über Alternativen nachdenken. Ich überlasse Ihnen also das letzte Wort.
Daraufhin erwidert Ted Postol:
Nun, wenn wieder eine Atomwaffe eingesetzt würde, wird zunächst niemand wissen, was eigentlich passiert ist und was als Nächstes kommt. Denken Sie an die Situation nach dem Anschlag auf das World Trade Center, als wir nicht mit einer Atomwaffe angegriffen wurden.
Wenn eine Atomwaffe auf dem Gefechtsfeld gezündet wird, weiß zunächst niemand, was das bedeutet. War es eine einzelne Waffe? Werden ihr in wenigen Minuten oder Stunden weitere Atomexplosionen folgen? Wird der Gegner, den Sie gerade angegriffen haben, sofort oder erst in einigen Tagen mit einer oder mehreren Waffen nachziehen? Wird er versuchen, ihre Atomwaffenstandorte anzugreifen (und ihre wichtigen Kommandozentralen in Bündnisstaaten wie zum Beispiel die US-Air-Base Ramstein)?
Keiner weiß, was der andere tun wird. Es ist wie ein Schachspiel auf einem Brett, bei dem man immer nur die Figur sehen kann, die gerade bewegt wird. Sie und ihr Gegner könnten auch schon die Kontrolle über die eigenen Figuren und die gegnerischen Züge verloren haben.
Es herrscht ein totalen Chaos, und ehe man sich versieht, explodieren nicht nur ein paar Dutzend oder Hunderte, sondern Tausende von Atomwaffen. Das ist einfach unvermeidlich. Es ist wie bei der Finanzkatastrophe von 2008/2009 (in den tatsächlichen Auswirkungen aber unvorstellbar desaströser). Bei den bestehenden Instabilitäten wird die Katastrophe nicht aufzuhalten sein. Deshalb sollten alle wirklich davor zurückschrecken, Atomwaffen auch nur auf niedrigstem Niveau einsetzen zu wollen.
Zum Schluss sagt Robert Scheer:
Wenn jetzt, in einer angespannten weltweiten Situation, eine einzige Atomwaffe explodiert, gibt es kein Zurück mehr. Das wäre das Ende der Menschheit. Wissen die Politiker nicht, dass sie mit ihrem leichtfertigen Gerede über den Einsatz von Atomwaffen das Ende der Menschheit riskieren?
Ted Postol entgegnet:
Dabei ist es doch ganz einfach. Wer den Einsatz kleiner Atomwaffen propagiert, will uns einreden, ein kleiner Funke in einem mit Benzindämpfen gefüllten Raum wäre kein Problem. Das ist keine schlechte Analogie. Es ist zwar eher ein physikalisches als ein soziales Phänomen, aber im Grunde ist es die gleiche Situation. Man kann keinen kleinen Funken in einem Raum auslösen, der mit Benzindämpfen gefüllt ist. Das würde kein gutes Ende nehmen.
Das sind einige Auszüge aus dem langen bemerkenswerten Gespräch zwischen Robert Scheer und Ted Postol. Das vollständige Interview, das von Fee Striemer und Wolfgang Jung dankenswerter Weise übersetzt und mit höchst informativen Links ergänzt worden ist, kann hier aufgerufen werden.
Ich empfehle meinen Lesern sehr, sich die Zeit für diese Lektüre zu nehmen.
Einige Schlussfolgerungen und Ergänzungen
1. Aus den aufgeführten Beiträgen dürfte klar geworden sein, dass wir uns im Unterschied zu der Zeit nach dem Ende des (ersten) Kalten Krieges 1991 spätestens seit Beginn der Ukraine-Konflikts 2014 wieder in einer sehr gefährlichen Konfrontation mit Russland befinden. Der seit Februar 2022 tobende Ukraine-Krieges könnte im weiteren Verlauf bis zu einem finalen Atomkrieg eskalieren.
2. In ihrem Gespräch haben der US-Journalist Robert Scheer und der Atomwaffenexperte Ted Postol die unmittelbare Zerstörungsgewalt von Atomwaffen in den Mittelpunkt ihrer Betrachtung gestellt, aber die Gesundheitsfolgen des Einsatzes von Atomwaffen und die möglichen mittel- und langfristigen ökologischen Folgen eines Atomkrieges werden nicht behandelt. Deshalb folgen hier noch einige Hinweise dazu.
3. Über die Gesundheitsfolgen des Einsatzes von Atomwaffen informieren die Arbeiten von Prof. Masao Tomonaga, der die Gesundheitsdaten von Überlebenden von Hiroshima und Nagasaki bis in die jüngste Zeit untersucht hat.
4. Eine in der Fachzeitschrift AGU Advances veröffentlichte neue Studie beschreibt die möglichen ökologischen Folgen eines Atomkriegs, wobei die Atomwaffen versehentlich, z. B. aufgrund eines Computerfehlers, oder absichtlich eingesetzt worden sind. Dabei werden regionale Konflikt bis zum nuklearen Schlagabtausch zwischen Russland und den USA mit einer Computersimulation untersucht.
5. In allen Szenarien dieser Studie würden Feuerstürme aus einem Atomkrieg riesige Mengen Ruß in die obere Atmosphäre abgeben, die lange Zeit die Sonne verdunkeln und eine globale Abkühlung verursachen. Zu den Auswirkungen des nuklearen Abkühlungsereignisses ("Nuklearer Winter") gehören die Ausdehnung des Meereises in besiedelte Küstengebiete und die Dezimierung des Lebens im Meer.
In allen Szenarien kühlt sich der Ozean schnell ab, kehrt aber nicht in den Vorkriegszustand zurück, wenn sich der Rauch verzieht. Stattdessen braucht der Ozean viele Jahrzehnte, um wieder normal zu werden, und einige Teile des Ozeans würden wahrscheinlich für Hunderte von Jahren oder länger im neuen Zustand bleiben. Wenn das Abkühlungsereignis endet, bleibt das arktische Meereis in einem neuen Zustand, einer Art "nuklearer kleiner Eiszeit". Die marinen Ökosysteme wären sowohl durch die anfängliche Störung als auch durch den daraus resultierenden neuen Ozeanzustand stark gestört, was zu weltweiten Auswirkungen auf die Ökosystem führen würde, die Jahrzehnte bis Jahrhunderte andauern. Diese Studie unterstreicht nachdrücklich die Gefahren eines Atomkriegs und die langfristigen Auswirkungen auf Menschen und Umwelt.
6. Da eine Eskalation des Ukraine-Krieges bis hin zu einem finalen Atomkrieg umso wahrscheinlicher wird, je länger dieser Krieg andauert, sollten die weltweite Friedensbewegung alles dafür tun, damit dieser Krieg möglichst bald beendet wird.
Anstatt der Weiterverfolgung einer Politik des "Brinkmanship" gibt es vernünftige Vorschläge für eine Lösungsperspektive des Ukraine-Krieges, die kürzlich vorgelegt wurden und für die es sich in Deutschland und anderswo im Rahmen der Friedensbewegung einzusetzen lohnt.
Klaus-Dieter Kolenda, Prof. Dr. med., Facharzt für Innere Medizin – Gastroenterologie, Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin/Sozialmedizin, war von 1985 bis 2006 Chefarzt einer Rehabilitationsklinik für Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems, der Atemwege, des Stoffwechsels und der Bewegungsorgane. Seit 1978 ist er als medizinischer Sachverständiger bei der Sozialgerichtsbarkeit in Schleswig-Holstein tätig. Zudem arbeitet er in der Kieler Gruppe der IPPNW e.V. (Internationale Ärztinnen und Ärzte für die Verhinderung des Atomkrieges und für soziale Verantwortung) mit. E-Mail: klaus-dieter.kolenda@gmx.de
Fußnoten
[1] Kolenda KD.: Die Ukraine-Krise als "umgekehrte Kuba-Krise". Telepolis, 16.4.2022
Kolenda KD.: "Im Grunde ein Krieg zwischen USA und Russland". Telepolis, 26.04.2022
Kolenda KD.: Der Ukraine-Krieg und die zunehmende Bedrohung durch Nuklearwaffen. Telepolis, 19.6. 2022
Kolenda KD.: Ukraine-Konflikt: "USA und ihre Verbündeten hauptsächlich für dieses Unglück verantwortlich". Telepolis, 3.7. 2022
[2] Schreer C.: Die "Atomare Teilhabe" Deutschlands und die Gefahr eines Atomkrieges in Europa. Isw sozial-ökologische Wirtschaftsforschung e.V 22.06.2020
[3] Kolenda KD.: Ukraine-Konflikt: "USA und ihre Verbündeten hauptsächlich für dieses Unglück verantwortlich". Telepolis, 3.7. 2022
[4] Nuklearkrieg mit Russland? In dieser Ausgabe von "Scheer Intelligence" diskutiert der Atomwaffenexperte Ted Postol mit Robert Scheer darüber, wie die Ukraine-Krise über den "point of no return" hinausführen könnte. Seniora.org, 28.04.2022