Atomkraft: Auch Chinesen können rechnen

3D-Model von Hinkley Point C. Bild: gov.uk / OGL 3

Kostenexplosion: China-Partner steigt aus Bau von AKW Hinkley Point C aus. Frankreichs EDF-Konzern steht vor Mega-Verlust. Ein Lehrstück über Markt und Macht.

Neues zum Thema billige Atomkraft. Der chinesische Konzern China Nuclear Power Group (CNG) steigt aus der Finanzierung der britischen AKW-Baustelle Hinkley Point C aus, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet. Der französische Partner, der höchst defizitäre Staatskonzern EDF, könnte allein auf den derzeit auf 32,7 Milliarden Pfund (37,9 Milliarden Euro) geschätzten Baukosten sitzen bleiben.

Die Financial Times schreibt, dass die Kosten vermutlich weiter steigen werden. Die Regierung in London habe EDF signalisiert, dass sie vorerst nicht denkt, in die Bresche zu springen. EDF müsse das Problem allein lösen. Allerdings ist von Gesprächen zwischen den Regierungen in London und Paris die Rede.

Demnach hatte CNG 2017 mit EDF vereinbart, ein Drittel der seinerzeit mit 18 Milliarden Pfund (20,8 Milliarden Euro) veranschlagten Baukosten zu übernehmen. Offensichtlich ist man nun aber nicht gewillt auch die – auf europäischen Baustellen übliche Kostenexplosion mitzutragen.

Hinkley Point C ist nicht der erste Fall, in dem den AKW-Bauern die Kosten aus dem Ruder laufen. EDF hatte auch in Flammanville, auf der anderen Seite des Kanals, und im finnischen Olkiluoto mit jahrelangen Verzögerungen und einer Vervielfachung des Kapitalbedarfs zu kämpfen.

Rekordverlust: 18 Milliarden Euro

Auch beim Betrieb der altersschwachen und entsprechend anfälligen französischen AKW, zeigte der Konzern, wie berichtet, kein glückliches Händchen. 2022 wurde ein Rekordverlust von 18 Milliarden Euro eingefahren, ein Minus für das letztlich der französische Fiskus aufkommt.

EDF betreibt, gemeinsam mit einem britischen Partner, auch die Flotte der meist altersschwachen Reaktoren auf der Insel. Diese sind bereits seit 28 bis 40 Jahren in Betrieb, und die meisten von ihnen müssen zum Ende des Jahrzehnts vom Netz gehen.

Hinkley Point C: Lock-Angebot aus London

Der Neubau Hinkley Point C im Südwesten Englands – geplant sind zwei Reaktoren mit einer Leistung von zusammen 3,2 Gigawatt – musste, wie berichtet, von der britischen Regierung Kaufinteressenten mit einem Angebot schmackhaft gemacht werden, von dem die Betreiber von Windparks oder Solaranlagen nur träumen können.

In den ersten 35 Jahre werden ihnen der Strom für rund elf Cent pro Kilowattstunde abgenommen. Zudem wird der Garantiepreis auch noch mit der Inflationsrate steigen.

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