Auf der Hand an Ort und Stelle
Handheld-Gaming 2007
Handheld-Games haben ein Leistungsniveau erreicht, das mit dem fest stationierter Systeme der auslaufenden Generation locker mithalten kann. Nicht wenige Spieler sind vollkommen bedient mit einem Nintendo DS oder einer PlayStation Portable. Dafür dass sie auf Großbildschirm und Kinosound beim Spielen verzichten, bekommen sie speziell auf Handhelds zugeschnittene Games. Zudem haben die neuen Geräte technische Spielereien mit ausgereiftem futuristischem Reiz.
LCD- (liquid crystal display) Systeme waren praktisch die ersten Handheld-Konsolen. Sie erschienen Ende der 70er Jahre. Titel wie "Space Alert" oder "Auto Race" enthielten nur ein vorinstalliertes Game und eroberten kurz nach "Pong"-Telespielen die Wunschzettel.
Mit Microvision gab es sogar eine erste portable Konsole, der Spielmodule eingesetzt werden konnten, doch - aus qualitativen Gründen - war die Zeit noch nicht reif. Als Nintendo zehn Jahre später den Game Boy brachte, schon. Das beiliegende Spiel "Tetris", für das Nintendo sich zuvor die Rechte sicherte, galt als System-Seller. Bis heute haben sich mehr als 150 Millionen Game Boys verkauft.
Elektronische Spielunterhaltung für unterwegs mag noch so sinnlos erscheinen; ihr Daseinsrecht liegt auf der Hand: Sie verdrängt den Zustand gezwungener Inaktivität mit kurzweiliger Zerstreuung. Neben der Lektüre von Büchern und Zeitschriften ist sie ein ideales Füllprogramm für „überschüssige“ Freizeit. Die All-in-one-Hardware überfordert Laien und Gelegenheitsspieler nicht. Fernsehkompatibilität und unbedingtes Zukaufen von Peripherie entfällt. Konsumiert wird in Häppchen, im wahrsten Sinne auf der Stelle: während der Werbepause, eine Zugfahrt lang, vorm Schlafengehen. Zwischen sieben und 20 Minuten dauert der Snack im Durchschnitt. Genres, Spielkonzepte und Leveldesigns für Game Boy, Nintendo DS, PlayStation Portable und Mobiltelefone wurden dem Spielverhalten angepasst und unterscheiden sich dementsprechend von Heimkonsolen-Software.
In der Kürze liegt die Würze
Vorreiter der Handheld-Hersteller bleibt Nintendo. Trotz der starken Konkurrenz PlayStation Portable hat sich der DS in knapp zwei Jahren mehr knapp 36 Millionen Mal verkauft, während die PSP bisher 25 Millionen Einheiten absetzte. Sein doppelter Bildschirm, der Touchscreen und die Stimmeingabe per Mikrofon scheinen Spielern zu gefallen und manche Entwickler auf ausgefallenere Spielideen mit Edutainment-Faktor zu bringen. Sei es Denksport mit Zahlen- und Bilderspielen wie "Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging" und "Big Brain Academy", „Sudoku Master“ und Platinum Sudoku“ oder "English Training" in Spielgewand: Auch ein kurzes Vergnügen kann in Erinnerung bleiben.
Alte Genres lassen sich ebenfalls adäquat aufwärmen: Während Point ´n´ Click-Adventures (vgl. Spiele mit Klick und Text) als PC-Spiele ein kümmerliches Retrodasein fristen, scheinen sie wie gemacht für den DS. Das kürzlich erschienene "Hotel Dusk: Room 215" spielt im Film noir-Ambiente. Detektiv Kyle Hyde gibt sich als reisender Geschäftsmann aus, um das mysteriöse Verschwinden seines Partners aufzuklären. Das stinkige Hotel Dusk in Kalifornien ist Schauplatz. In jeder Ecke liegt was rum oder steht ein Gesprächspartner, den es zu untersuchen gilt. Hyde wird immer tiefer in ein Netz aus Lügen, Verrat und Mord verstrickt.
Wie es das Genre so will, ist „Hotel Dusk“ extrem Dialog-lastig. In langen, auch schon mal witzigen Gesprächen stecken Informationen, die sich wie Puzzleteile zum Lösen großer und kleiner Rätsel zusammensetzen. Gespielt wird mit zur Seite gekipptem Gerät, so dass man wie in einem Buch liest. Sind nicht gerade Dialoge und ihre Sprecher zu sehen, zeigt der linke Screen ein dreidimensionales Bild des Raumes in dem man ist, der rechte Touchscreen eine Kartenansicht, auf dem der Stylus umhergleitet. Dort navigiert der Spieler und klickt Gegenstände an. Dann zoomt das Bild heran und Gemälde, Urkunden, Zeichnungen und sonstiger Krimskrams vergrößern sich zur besseren Ansicht.
Welches Teil man nun womit kombiniert, um eine Reaktion hervorzurufen, lässt sich oft nur auf viehischem Weg herausfinden: stupides Experimentieren. Doch „Hotel Dusk“ ist ein besseres Point ´n´ Click-Adventure: Die Story ist spannend und fesselt, auch der Comic-Skizzenstil hat was und motiviert zum Weiterspielen. Zur Sicherheit und um jederzeit abbrechen zu können, gibt es eine Speicherfunktion, die überall anwählbar ist. Fans des Genres bekommen eine nett gemachte Rätselpackung, die insgesamt zehn, zwölf Stunden dauert.
Eine gute Anzahl Handheld-Games können inzwischen per Wi-fi Connection online gehen. So zockt man gegen Spieler aus aller Welt, was vor allem Games zugute kommt, die auf Multiplayer ausgelegt sind. Schade also, dass gerade so ein Knüller wie "Burnout Dominator" für PlayStation Portable nicht damit ausgestattet ist. Denn sonst würde der Titel sogar seinen anderthalb Jahre alten Vorgänger „Burnout Legends“ schlagen.
Sollten sich bis zu sechs Freunde mit PSP und Spiel zusammen finden, läuft das Actionrennspiel aber wenigstens über die lokale ad hoc-Verbindung im Mehrspielermodus. Die Karriere ist in kurzweilige Abschnitte eingeteilt. Auch wenn darin der kultige Crash-Modus der Vorgänger fehlt, bei dem das „Stillleben“ einer Kreuzung verwüstet werden muss, wechseln sich die Modi ständig ab: Rennen gegen fünf andere Teilnehmer, beste Rundenzeit, längste Drifts pro Rennen oder Road Rage, bei dem andere Fahrer von der Bahn gerempelt werden sollen. Für riskantes Fahren füllt sich die Burnout-Liste, die, im richtigen Moment betätigt, eine Runde extra Schub gibt. Bei gewonnener Herausforderung schaltet sich der nächste Event frei.
„Burnout Dominator“ steht gleichsam für den enormen Fortschritt von Handheld-Konsolen: Das Spiel ist ebenfalls für PlayStation 2 erschienen, lohnt aber wegen der umfangreicheren Multiplayermodi mehr als PlayStation Portable-Version. Der nur minimale Unterschied in Grafik und Auflösung ist inzwischen schon nicht mehr ausschlaggebend.