Baidu schafft mit neuen KI-Modellen Konkurrenz zu DeepSeek und OpenAI

Screenshot von Ernie auf einem Smartphone

Der chinesische Suchmaschinenriese Baidu macht DeepSeek und OpenAI Konkurrenz

(Bild: Ascannio/Shutterstock.com)

Baidu greift mit zwei neuen KI-Modellen die heimische wie US-Konkurrenz an. Sie sollen leistungsstärker und ebenso günstig sein. Setzt Baidu damit neue Maßstäbe?

Baidu, das chinesische Pendant zu Google, hat am Samstag zwei neue KI-Modelle vorgestellt, die eine ernsthafte Konkurrenz für die derzeit führenden US-Modelle darstellen könnten. Mit Ernie X1 und Ernie 4.5 zielt die Softwarefirma auf ein breites Einsatzspektrum und woll dabei vor allem bei den Kosten punkten.

Ernie X1 bezeichnet Baidu selbst als Reasoning-Modell, das dieselbe Leistung wie das R1-Modell des Newcomers DeepSeek liefert – und das für nur die Hälfte des Preises.

Ernie 4.5 wiederum ist ein sogenanntes Multimodal Foundation Model, das laut Baidu in mehreren Benchmarks mit GPT-4.5 von OpenAI gleichzieht oder dieses sogar übertrifft. Der Clou: Die Nutzung von Ernie 4.5 kostet nur ein Prozent des Preises von GPT-4.5.

Dass Baidu es mit der Preisgestaltung seiner Modelle ernst meint, unterstreicht auch die überraschende Ankündigung, den hauseigenen Chatbot Ernie Bot bereits ab dem 1. April kostenfrei der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen – und damit deutlich früher als ursprünglich geplant, wie Business Insider berichtet.

Ernie 4.5 und X1 sollen zudem schrittweise in Baidus gesamtes Produktökosystem integriert werden, einschließlich der in China marktbeherrschenden Suchmaschine Baidu Search. Damit positioniert sich das Unternehmen nicht nur als ernsthafter Konkurrent für die führenden KI-Unternehmen im Silicon Valley, sondern auch als strategischer Partner für andere Firmen.

OpenAI vs. DeepSeek vs. Baidu

KI-Modelle werden üblicherweise nach der Anzahl der Ein- und Ausgabe-Token bepreist, die sie verarbeiten können. Ein Token ist dabei die kleinste Dateneinheit, die ein KI-Modell verarbeitet. Ein Vergleich der Preise pro tausend Token zeigt, dass Baidu seine vollmundigen Ankündigungen durchaus einlösen kann.

Ernie 4.5 startet mit einem Preis von umgerechnet 0,0005 Euro pro tausend Eingabe-Token und 0,002 Euro pro tausend Ausgabe-Token. Damit ist das Modell zwar minimal teurer als DeepSeeks V3, das derzeit als Maßstab für günstige und leistungsfähige Chatbots gilt, liegt aber immer noch deutlich unter den Preisen von OpenAI.

Beim Reasoning-Modell Ernie X1 ist der Preisunterschied nochmals interessanter: Mit einem Preis von knapp unter zwei Prozent des Preises von OpenAIs o1 ist es das mit Abstand günstigste Modell seiner Klasse.

Diejenigen, die Ernie bereits ausprobiert haben, zeigen sich beeindruckt. "Ich habe stundenlang damit herumgespielt, die Leistung ist beeindruckend", schrieb beispielsweise Alvin Foo, Venture-Partner bei Zero2Launch, auf der Plattform X.

Wachsende Konkurrenz zwischen USA und China

Baidus neueste Modelle demonstrieren nicht nur den wachsenden Wettbewerb zwischen den USA und China im KI-Rennen, sondern auch Chinas zunehmende Bereitschaft, auf Open-Source-Modelle zu setzen.

"Eine Sache, die wir von DeepSeek gelernt haben, ist, dass die Veröffentlichung der besten Modelle als Open Source die Akzeptanz enorm fördern kann", sagte Robin Li, CEO von Baidu, im Februar in einer Telefonkonferenz zu den Quartalszahlen. "Wenn das Modell Open Source ist, wollen die Leute es aus Neugier ausprobieren, was eine breitere Akzeptanz fördert."

Baidu kündigte auf der Plattform X an, dass die Ernie 4.5-Serie ab dem 30. Juni als Open Source verfügbar sein wird. Zum X1-Modell wollte sich das Unternehmen nicht äußern.

China, das bis 2030 zum weltweiten Spitzenreiter im Bereich der künstlichen Intelligenz aufsteigen will, sorgt derzeit mit einer Reihe neuer Modelle und Agenten für Aufsehen, darunter Alibabas Open-Source-Modell QwQ-32B und der KI-Agent Manus, die beide Anfang August vorgestellt wurden.